Gallops – Yours Sincerely, Dr. Hardcore

Gallops – Yours Sincerely, Dr. Hardcore

Gallops sind neu, das vibriert nicht nur so vor sich hin. Als langjähriger Freund der Battles eine angenehme Erfrischung. Jetzt geht es mir wieder besser. Es war mir eine Ehre, Dr. Hardcore.

So wirr und verzogen kommen Gallops so daher. 2007 in Wrexham in ya good ol‘ Wales gegründet, streunen sie seit Anfang 2008, dank BBC Introduction, in den Irrungen der Experimentalistik daher und haben vier Jahre auf „Yours Sincerely, Dr. Hardcore“ warten lassen. Das Album ist wohl ein Resultat langer Arbeit, es ist aber auch ein Pastiche an die Battles, 65 Days of Static oder Maps and Atlases, ja genau den Bands, denen sie in Europa die Shows eröffneten.

Zunächst einmal hätte man also Gallops aus der O2-Werbung kennen sollen, allerdings habe ich doch tatsächlich gedacht, dass „Miami Spider“ ein Werk aus der Feder von Tyondai Braxton ist. Verwirrend.

Der zweite Begegnung hatte ich dann wohl mit Dr. Hardcore. Der wohl erschlichene Doktortitel dieses Albums mag hier ebenfalls aus Plagiatsvorwürfen rühren. Der Nachname „Hardcore“ allerdings bleibt echt. Viel Geballer, Blast-Beat und Progressives, aber schön: Verwirrend.

Dann bin ich bei meiner Recherche auf das Bandfoto der Gallops gestoßen. Das erinnert aber ziemlich an Animal Collective. Der Einfluss ist definitiv nicht zu leugnen, das muss ja auch nichts schlechtes sein. Schnell stellt sich bei mir ein, dass dieses Album durchdacht ist, durchdacht sein muss – instrumental lässt sich das auch fast mit Maserati vergleichen, allerdings verwirrender.

Wer sich auf Gallops einstellt, stellt sich auf Krummes und Anstrengendes ein. Das erinnert wiederum fast an die Klassik. Denn auch hier ist es wie bei Maurice Ravel: Gibt man den Stücken Raum zum Atmen und hat man den Mut, es ein zweites Mal mit ihnen zu versuchen, dann eröffnet sich einem die musikalische Philosophie der Kunst. (Gott, habe meinen Musiklehrer selig!) Während Maurice Ravel allerdings Jahre brauchte, um sich einen Namen in Frankreich zu machen, sind die Gallops zumindest für die walisische Rockmusik kein Geheimtipp mehr. Wenngleich ich eine Kostprobe der kymrischen Gesänge auf verschlagene Blast-Beats genossen hätte.

Zur Verzweiflung allerdings treibt mich dieser furchtbar abgemischte Grundsound – hohl, brüchig und dürr. Ich habe lange versucht, den Verantwortlichen ausfindig zu machen, allerdings verwehrte er uns dann ein Interview, als wir ihn fanden, da er sich selber für seine Missetaten schämt. Mittlerweile hat er sich in eine isolierte Holzbude im Norden Finnlands zurückgezogen und ernährt sich nur noch von Wasser und Dörrfleisch – jeder bekommt, was er verdient.

Von den Gallops wünsche ich mir jetzt also nur noch dieses: Anhaltende Experimentierfreudigkeit, eine Ecke mehr Verspieltheit und eine Prise mehr Tontechnik, dann haben wir es hier bald mit Anwärtern auf den großen Thron des Math-, Experimental-, Indie-, Progressive-, Schlagmichtot-Rock zu tun, dessen Zepter allerdings – bis dato – noch die Battles tragen.

Achja, und das mit dem Doktortitel bleibt natürlich unter uns, keine Sorge.

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Von Veröffentlicht am: 14.02.2013Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018492 WörterLesedauer 2,5 MinAnsichten: 875Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: , , , , , 0 Kommentare on Gallops – Yours Sincerely, Dr. Hardcore
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Über den Autor: Jason Bartsch

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