Filmtipp: Igor Levit – No Fear

Filmtipp: Igor Levit – No Fear

Seit 06.10.2022 zeigen ausgewählte Lichtspielhäuser den Dokumentarfilm Igor LevitNo Fear.

Im Mittelpunkt des Films, dessen Regisseurin Regina Schilling (Titos Brille) ist, steht selbstredend der begnadete Pianist Igor Levit, der während der Pandemie vor allem durch seine 52 Hauskonzerte in tausende von Wohnzimmer gelangte und damit für sich und seine Hörer:innen die Welt ein bisschen erträglicher und die unendliche Leere mit wundervollen Tönen füllen konnte. Neben seiner Begabung für die Musik ist Igor Levit außerdem für sein politisches Engagement bekannt. Neben zahlreichen klaren Tweets gegen Rechtsextremismus, spielte er beispielsweise ein Konzert für die Aktivist:innen im Dannenröder Forst.

Man muss keinen großen Bezug zur klassischen Musik haben, um sich für die Person Igor Levit zu interessieren. Er war und ist omnipräsent in der deutschen Medienlandschaft, er füllt die größten Konzertsäle der Welt, er grillt mit „Böhmi“ oder spielt mit dem Rundfunktanzorchester Ehrenfeld und Danger Dan dessen Lied Das ist Alles von der Kunstfreiheit gedeckt.

Igor Levit ist nicht der klassische Pianist, der sich hinter strenger Garderobe versteckt, um für besser betuchte Menschen ernste Musik darzubieten. Igor Levit überschreitet Grenzen, will die strenge Zwangsjacke loswerden und ist wahnsinnig ehrlich zu sich selbst. Ein Mensch voller Ängste spielt furchtlose Musik. Beethoven. Lange war es sein Leben. Vielleicht zu lange? Auch dieser Frage geht der Film nach oder ist es der Musiker selbst? Zwischen Niedergang und Höhenflug begleitet die Kamera den Protagonisten. Die Bestürzung und Überforderung aufgrund der Vielzahl von Konzerten, die vor ihm zu liegen scheinen. Die Pandemie. Die Absagen von den allermeisten Konzerten. Die Welt scheint still zu stehen. Igor Levit streichelt weiter sanft die Tasten. Sich zurechtfinden mit dem eigenen Ich, gefangen alleine in der eigenen Wohnung. Hoffnung und Hoffnungslosigkeit. Die Corona-Pandemie als Retter aus der Misere. 52 Hauskonzerte. Ohne Vorgaben, ohne Etikette, nur nach eigenem Belieben. Und dann das Wiedererwecken der Kulturhäuser. Den Ballast verloren, befreites Spielen, man sieht es in seinem Konzert und danach die Erkenntnis, das man sich nun nur noch von der Zwangsjacke zu befreien hat. Dann ist alles gut.

No Fear ist ein furchtloser Film über einen furchtsam wirkenden Menschen, der ständig auf der Suche nach Halt scheint. No Fear ist ein eindringliches und eindrucksvolles Porträt, das Igor Levit in ganz besonderen Moment zusehen darf, wenn er bei einem Konzert voller Inbrunst eins wird mit dem gespielten Stück, jeder Schweißtropfen ein Zeichen der Hingabe und das tiefe Brummen des Musikers selbst ist nicht weniger als ein Zeichen großer Anerkennung für den Komponisten.

Igor LevitNo Fear ist ein herausragender Dokumentarfilm und ein liebevolles Porträt, das man nie wieder vergessen wird und nach dessen Ende man Igor Levit umarmen möchte.

Titelbild: Igor Levit | (c) Igor Levit

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Von Veröffentlicht am: 28.10.2022Zuletzt bearbeitet: 28.10.2022470 WörterLesedauer 2,4 MinAnsichten: 635Kategorien: NewsSchlagwörter: 0 Kommentare on Filmtipp: Igor Levit – No Fear
Von |Veröffentlicht am: 28.10.2022|Zuletzt bearbeitet: 28.10.2022|470 Wörter|Lesedauer 2,4 Min|Ansichten: 635|Kategorien: News|Schlagwörter: |0 Kommentare on Filmtipp: Igor Levit – No Fear|

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Über den Autor: Paul Schall

Hat sich nach elfJahren an Köln gewöhnt, ist aber noch immer nicht 100% davon überzeugt. Mag gerne Pizza, Pasta und Punkrock, ist aber auch anderen veganen Spezialitäten und anderen Musikgenres nicht abgeneigt. Ist außerdem Fußballfan und ständig von vielem angepisst.

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