Exklusiv im Stream: Hauna – Leave Me Behind EP

Exklusiv im Stream: Hauna – Leave Me Behind EP

Pretty in Noise freut sich euch heute die neue EP „Leave Me Behind“ der Wiener Band Hauna zu präsentieren.


2016 entstanden die ersten Momentaufnahmen namens “Dunkelkrach” – eine EP aufgenommen im Proberaum mit der Hilfe von lieben Freunden. Gitarre, Effekte, Schlagzeug, Geschrei. Minimalistisch und auf die Fresse. Der Anspruch der Band war, als sie sich vor drei Jahren gegründet haben: Hauptsache Dunkel, hauptsache Krach. Möglichst laut, möglichst experimentell und ganz sicher nicht so klingen wie andere Bands.

2017 kamen Hauna dann, nachdem es immer schon irgendwie im Hinterkopf war, an einen Punkt, an dem für sie klar war, dass sie nicht mehr ohne Bass weitermachen wollen und können. Auch klar war allerdings, dass sie nicht eine weitere männliche Person in die Band holen wollen. Also haben sie aktiv nach einer Bassistin gesucht und im Sommer 2017 mit Julia auch gefunden.

Aus diesem neuen, bestärkten Gefühl haben wir den Kurs ein wenig gewechselt – die Musik, die wir seitdem geschrieben haben, ist ganz klar zugänglicher, strukturierter und trotzdem nicht weniger düster. Geschwärzter Post-Hardcore wäre vielleicht der passende Begriff.

Mit fünf Songs gingen Hauna ins S.T.R.E.S.S. Studio in Graz, gemeinsam mit Zock von ASTPAI und PETROL GIRLS, einem Menschen, den sie, nach eigener Aussage, sowohl musikalisch als auch menschlich sehr schätzen. „Die Erfahrungen dort lässt sich schwer in Worte fassen. Es hat uns alle jedenfalls sehr weitergebracht und “Leave Me Behind” ist genau das geworden, was Hauna im Moment auszeichnet und unsere neue Richtung wunderbar wiedergibt. Wir sind sehr stolz auf das Ergebnis und freuen uns, es mit euch teilen zu können.”, so die Band zu ihrem neuesten Werk.

Die 5-Song-EP “Leave Me Behind” erscheint am 01.06. offiziell digital und am 20.06. via No Firecracker, Please / Hardcore For The Losers / Iltis Records auf Tape. Heute könnt ihr die EP vorab bei uns streamen:

Aus datenschutzrechtlichen Gründen benötigt SoundCloud Ihre Einwilligung um geladen zu werden. Mehr Informationen finden Sie unter Datenschutz.
Akzeptieren

Beschreibungen und Einblicke zu den einzelnen Lieder, die die Band extra für die Leser*innen geschrieben hat, könnt ihr hier lesen.

DIE

Das ist der erste Song, den wir zu dritt geschrieben haben – dass wir ihn gleichzeitig auch als erste Single und Opener für die EP gewählten haben, ist eher Zufall, macht aber durchaus Sinn. Das Lied hat für uns im Songwriting-Prozess eine klare Wende dargestellt und ist sehr organisch und unkompliziert entstanden. Zuerst die Bassline, dann die Gitarrenmelodien, darüber Geprügel. Es fasst den generellen Hauna 2018-Sound auch sehr gut zusammen: Es fängt postpunkig an, geht in Blast Beats über, schwingt um in einen Post Hardcore/Screamo-Teil und hört atmosphärisch auf. Das sind wir.

Lyrisch beschäftigt sich der Song, wie der Titel schon verrät, mit den Angstzuständen, die sich um das Thema Tod drehen. Wir alle müssen sterben, dessen bist du dir bewusst. Es ist aber etwas Ungreifbares, was sehr irrational erscheint. Es kann dich aber auch sehr verfolgen, wenn du hypochondrisch bist und du dich täglich mit neuen Sterbe-Szenarien und paranoiden Zuständen kaputt machst. Diesen Song zu schreiben hat dieses Vom-Tod-Verfolgt-Werden etwas gelöst und ich kann mich dadurch wieder mehr auf das Leben konzentrieren.

HEAD | WALL

Als wir den Song anfingen zu schreiben, waren wir noch zu zweit. Ich musste bei dem Gitarrenriff an Amenra denken und seitdem ist es für mich das Amenra-Lied. Wir haben es dann mit Julia geschafft, den Song noch ein weniger spannender und voller zu machen. Im Studio haben wir dann auch noch (wie bei einigen anderen Parts) Gitarren-Overdubs eingespielt, die den etwas repetitiven Parts nochmal mehr Atmosphäre geben.

Es war das erste Lied, das wir im Studio aufgenommen haben nach acht Stunden Aufbau und Soundcheck und das uns gleich mal einiges an Druck genommen hat.

Es ist insgesamt vermutlich das dunkelste und langsamste Lied, das aber vor allem live sehr viel Spaß macht.

Die Gesellschaft, aber auch dein unmittelbares Umfeld will dir oft verkaufen, dass du dies und jenes erreichen musst, um dich gut zu fühlen. Akademische und andere Ausbildungen und Jobs werden dir aufgedrückt, um dein Ego zu pushen und alle glücklich zu stimmen. Ich kämpfe seit ich 15 bin damit, habe schon diverse Ausbildungen angefangen, abgeschlossen, in den Sand gesetzt.

Der Text beschreibt diesen Verzweiflungszustand, in dem du dich die ganze Zeit selbst unter Druck setzt, um etwas zu erreichen, und im Endeffekt nur andere glücklich machen willst.

WAR | ME

Als wir den Song Anfang 2017 geschrieben haben waren wir auch noch zu zweit und es war in zwei Jahren Bandgeschichte das erste Mal, dass ich mir ernsthaft gedacht habe: Wow, das klingt sehr cool und anders, jetzt noch mit Bass und es ist perfekt.
Bei diesem Track habe ich mich gesanglich endlich auch in eine Richtung bewegt, mit der ich mich nun endlich wohl fühle, und dabei versuche sehr zu variieren und nicht einfach stumpf reinzubrüllen. Bart von Birds in Row war dafür sicherlich ein großer Einfluss.

Es ist vermutlich das poppigste und “simpelste” Lied, wobei das bei uns noch immer bedeutet, dass es auf die Fresse gibt.

Es beschäftigt sich jedes Lied auf der EP mit einer eigenen Dimension von Angstzuständen und Selbstzweifeln und dieses mit einer speziellen Form davon: Ich kämpfe seit Jahren mit meiner Rolle als “Mann” und habe sehr viele Momente, in denen ich mich für meine Männlichkeit extrem schäme und versuche aus dieser Rolle auszubrechen. Gerade in den letzten Jahren, in denen Gender-Thematiken und Feminismus zum Glück immer mehr in die Öffentlichkeit rücken und auch im Mainstream ankommen, macht man(n) sich darüber viel mehr Gedanken.

Ich versuch hier auf eine Art und Weise zu beschreiben, wie ich meinen Weg gegangen bin, um aus dieser sogenannten “Toxic Masculinity” auszubrechen und obwohl ich mich heute nicht mehr zu 100% als Mann definiere immer noch stark damit kämpfe – “the war inside of me”.

BODY | MESS

Das ist vermutlich unser härtestes Lied und auch das letzte, das wir gemeinsam geschrieben haben bevor wir ins Studio gingen.
Einen Song mal direkt mit einem Blast-Beat anzufangen ist (vor allem live) eine Herausforderung, aber war wichtig für die Platte.

Nach den Aufnahmen hatte unser Aufnahmeleiter Zock die Idee, den Gesang beim zweiten Teil nochmal zu verschieben, das hat dem ganzen nochmal eine ganz eigene Dynamik gegeben. Die schräge Gitarrenmelodie, der knallende Bass, die treibenden Drums – wir haben hier wirklich versucht alles so dunkel und böse wie möglich zu gestalten. Krass war auch, dass wir dachten, es wird die am schwersten einzuspielende Nummer werden, und im Endeffekt war es vermutlich insgesamt jene, die uns im Studio am leichtesten gefallen ist.

Der Text ist vermutlich der persönlichste und im Verhältnis schlimmste für mich, es hat mir aber auf jeden Fall, neben vielen schönen Erlebnissen, sehr geholfen, diesen Song zu schreiben und meine Ängste ein Stück weit zu überwinden.

Es gibt Menschen, die dir einreden wollen, dass mit dir äußerlich irgendwas nicht stimmt. Sie meinen es vielleicht nicht böse und müssen nur ihre eigenen Ängste kompensieren, indem sie dich verletzten und bewerten – aber es kann dich runterziehen und für Jahre an dir selbst zweifeln lassen. Es ist wichtig, dass du dich irgendwann von diesen Menschen verabschiedest und bemerkst, dass an dir gar nichts Ekelhaftes ist und die Person einfach nur Probleme mit sich selbst hat. Es hat lange gedauert, bis ich Menschen es wieder abnehmen konnte, dass sie mich mögen und schön finden und es ist noch immer ein andauernder Prozess. “My body is well, but my mind will never heal from these words.”

LEAVE ME BEHIND

Der Titelsong und der erste, den wir geschrieben haben, als wir uns entschieden haben, musikalisch in eine andere Richtung zu gehen. Für viele war es dann bei unseren Shows der Track, der am meisten hängengeblieben ist, wegen der einprägsamen Melodie, und es hat sich ein wenig zu unserem “Hit” entwickelt. Mit Bass ist das Ganze dann noch einprägsamer geworden.
Es war der letzte Song, den wir im Studio aufgenommen haben und ich bin an den kleinsten Drumfills gescheitert, war schon knapp am Aufgeben. Die Kraft war einfach weg. Schlussendlich hat es dann doch noch geklappt, und Dmitrij hat dank eines genialen Einfalls von Zock dann noch den hymnischen Schlusspart eingespielt und die drei überlappenden Gitarren machen das Ganze in Kombination mit den wechselnden Rhythmen zu einem perfekten und heartbreaking Ende der EP.

Beziehungen können dich total kaputt machen. Gerade dann, wenn du dir einbildest, dass die Person, mit der du zusammen bist, deine absolut größte Liebe ist, und du alles versuchen willst, dies solange wie möglich aufrechtzuerhalten.

Natürlich erzeugt das Ganze dann nur Druck und führt zu Non-stop-Drama, tausenden Aussprachen und immer wieder einem neuen “probieren wir es halt nochmal” – obwohl beide insgeheim wissen, dass es einfach beendet werden sollte. Gerade wenn viele Unsicherheiten im Spiel sind, wird das die gesamte Beziehung einfach nur toxisch, und auch wenn es über Jahre wehtut, ist es gut, dass es vorbei ist.

Der Song hat mich gerettet, wurde verfasst in dem depressivsten Abschnitt meines Lebens und ist der Person gewidmet, die in dieser Zeit meine große Liebe war. “So much fight, so much disconnection. I pray for some self-reflection. Both not holy, but still so broken.”

Schreibfehler gefunden?

Sag uns Bescheid, indem Du den Fehler markierst und Strg + Enter drückst.

Von Veröffentlicht am: 25.05.2018Zuletzt bearbeitet: 29.05.20181564 WörterLesedauer 7,8 MinAnsichten: 834Kategorien: NewsSchlagwörter: 0 Kommentare on Exklusiv im Stream: Hauna – Leave Me Behind EP
Von |Veröffentlicht am: 25.05.2018|Zuletzt bearbeitet: 29.05.2018|1564 Wörter|Lesedauer 7,8 Min|Ansichten: 834|Kategorien: News|Schlagwörter: |0 Kommentare on Exklusiv im Stream: Hauna – Leave Me Behind EP|

Teile diesen Beitrag!

Über den Autor: Paul Schall

Hat sich nach elfJahren an Köln gewöhnt, ist aber noch immer nicht 100% davon überzeugt. Mag gerne Pizza, Pasta und Punkrock, ist aber auch anderen veganen Spezialitäten und anderen Musikgenres nicht abgeneigt. Ist außerdem Fußballfan und ständig von vielem angepisst.

Wenn dein Album, Song oder Video als Premiere auf prettyinnoise.de veröffentlicht werden soll kannst du hier mehr erfahren:

Premiere auf Pretty in Noise

Wenn du einen Gastbeitrag auf prettyinnoise.de veröffentlichen möchtest kannst du hier mehr erfahren:

Gastbeitrag auf Pretty in Noise

Hinterlasse einen Kommentar

NO)))ISELETTER

Abonniere jetzt kostenlos unseren NO)))ISELETTER. Wir informieren dich dort über neue Vinyl-Veröffentlichungen, Interviews, Verlosungen, Konzerte und Festivals.

NO)))ISECAST

NO)))ISECAST ist der Podcast von Pretty in Noise. Wechselnde Autor:innen unterhalten sich – mal mit und mal ohne Gäste – über Musik die sie berührt – die euch berührt.

#VinylGalore

Wenn ihr Infos zu neuem Vinyl und Deals via WhatsApp, Signal oder Telegram bekommen möchtet, geht es hier entlang: ↓↓↓

Vinnyl immer