KRITIK: Portmonee – Gesichter ohne Menschen
Portmonee setzen sich mit ihrem stark von Popkultur inspiriertem Mix aus Pop, Rock, Punk und Alternative auf jene Stühle, welche Kraftklub seit einiger Zeit verwaist im Wartezimmer der Ärzte stehen gelassen haben. Dabei erreichen sie zwar nie die Hitdichte ihrer musikalischen Vorbilder, erschaffen aber immer wieder hörenswerte Momente.
Portmonee hießen mal The Peters und sorgten mit ihren Singles Drive oder Nightrider für einigermaßen Aufsehen. 2020 folgte das Quasi-Debüt in Langform. Das Album 404 wurde veröffentlicht und trotz Pandemie-Bremse im Nacken, entwickelte sich die Band auch unter neuem Namen zu einem Leuchtturm in der Independent-Musikszene Berlins.
Gesichter ohne Menschen bietet viele Anknüpfungspunkte für die aktuelle Situation
Jetzt, wo sich die Pandemie zur Endemie zu entwickeln scheint, wollen Portmonee scheinbar wieder durchstarten. Mit Gesichter ohne Menschen steht Album Nummer zwei in den Startlöchern, die geplante Release-Show für das Album im Berliner Berghain musste jedoch im Stream und ohne Livepublikum stattfinden. Dennoch schien es kein perfekteres Datum als den 22.02.2022 für ein zweites Album zu geben. Richten wir als den Blick darauf, was Portmonee im Studio getrieben haben.
Gesichter ohne Menschen bietet naturgemäß viele Anknüpfungspunkte für die aktuelle pandemische Situation, den Umgang mit dem inneren Ich, Angst, Depressionen und weitere Düsternis. Tatsächlich verpackt in einem Indie-Alternative Sound, der vom Klangbild im absoluten Gegensatz steht.
Catchy Sound und schlaue Sätze
Das sich langsam entfaltende Entertainment gibt ein perfektes Intro, während Bad Feelings bereits die typischen Stärken von Portmonee aufweist. Ein catchy Sound, gekoppelt mit einigermaßen schlauen Sätzen und grundsolider Indie Instrumentierung. Inhaltlich ein Abgesang auf den vielfach vorgelebten Perfektionismus unserer Insta-Gesellschaft. Noch besser gelingt das gar im folgenden Perfekte Menschen.
(kill me in the) midnight sun geht hingegen einen völlig anderen Weg und sorgt für die nötige Abwechslung. Küss mich hat als Vorabsingle ganz gut Staub aufgewirbelt, zählt aber für mich nicht zu den Highlights des Albums. Im Gegensatz zum leicht episch anmutenden Altar, welches nicht nur als Closer aus der zweiten, doch deutlich ruhigeren Albumhälfte heraussticht.
Summa Summarum haben Portmonee mit Gesichter ohne Menschen erneut einen hörenswerten Longplayer veröffentlicht, aus dem jeder seine persönlichen Highlights fischen kann. Wir haben die Band weiter auf dem Schirm und wenn endlich wieder live gerockt werden darf, sollte man den Jungs sicher einen Besuch abstatten.
Der Song für die Playlist/das Mixtape: Perfekte Menschen
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