KRITIK: Limp Bizkit – Still Sucks

KRITIK: Limp Bizkit – Still Sucks

10 Jahre nach Gold Cobra melden sich Limp Bizkit mit dem wohl ehrlichsten Albumtitel ihrer Karriere zurück: Still Sucks.

Der Nachfolger zu Gold Cobra wurde unter dem Titel Stampede of the Disco Elephants mehrfach für „nächstes Jahr“ angekündigt und dann doch nicht veröffentlicht oder vielleicht auch gar nicht erst recorded, man weiß es nicht so richtig. Zuletzt meldeten sich Limp Bizkit mit einem Fred Durst in Hipster-Opa-Optik zurück und sorgten auf Social Media für ein bisschen Häme und – typisch für Limp Bizkit – auch irgendwo Hype. Nun wurde Still Sucks nur drei Tage nach einer geräuschlosen Ankündigung via Instagram veröffentlicht und nun ist es an mir, die 32 Minuten verteilt auf 12 Songs zu hören und zu reviewen. Ein Verriss würde sicherlich gut passen, aber Limp Bizkit machen es mit ihrem scheinbaren Rückzug ins Ironische den Kritiker:innen gezielt schwer. Okay okay, also befasse ich mich ernsthaft damit.

Niemand ist mehr Nu-Metal als Limp Bizkit und folglich ist die Frage: Wer braucht denn noch Limp Bizkit?

Das Thema das dieses Album umspannt ist ganz klar: Limp Bizkit vs. Hater und wie egal es Limp Bizkit ist, dass die Leute sie kacke finden – weil am Ende dann eben doch mehr als genug Leute die Musik kaufen und zu den Shows gehen. Die Frage am Ende ist nur: Ist es Limp Bizkit egal, weil sie die Musik einfach geil finden oder ist es ihnen egal, weil sie mit der Musik nen Haufen Kohle machen?

Meinen sie das jetzt eigentlich ernst oder doch ironisch?

Eine Antwort darauf wird es nicht geben. Also. Was ist denn gut an diesem Album? Ganz klar, das allererste Riff von Out Of Style ist schlichtweg superfett. Groovy, fetter Sound, die unvermeindlichen Cuts und Scratches von DJ Lethal. Danach baut es ab. Nicht nur der Song, das ganze Album. Aber dieser Moment in dem das Riff einsetzt, diese 20 Sekunden sind wirklich gut. You only have one chance to make a first impression. Ansonsten ist der Song einfach klassisches Limp Bizkit. Bissel Rap, Refrain, Riff, Rap, Refrain, aus.

Der vorab veröffentliche Track Dad Vibes ist der erste glasklare Skiptrack und Turn it Up, Bitch ist eine Rap-Nummer, wie man sie erwartet von Limp Bizkit. Schockiert war ich vor folgenden Track, Don‘t Change – ein INXS-Cover. Ein paar Töne der akustischen Gitarre beginnen und: Aha, so einen wie Behind Blue Eyes wollten sie also auch machen. Schon beeindruckend, wie man Gesang heute so bearbeiten kann, dass es nicht nach erzwungenem Auto-Tune klingt, obwohl es genau das ist. Super glatter Gesang, Gitarrensound wie bei Behind Blue Eyes – fertig ist die Single. Wartet ab, kommt bestimmt…

Der darauffolgende Track You Bring Out The Worst In Me ist das wieder etwas uptempo Rock, der sich in einem brutalen Refrain entlädt, in dem Fred Durst schreit wie einst auf dem Debut-Album – nur dass es hier etwas kalkuliert wirkt.

Der Track Love The Hate besteht aus einer Strophe, in der sich zwei Personen in Raps darüber unterhält wie kacke Limp Bizkit sind, bis der Refrain kommt „joke‘s on you, you missed one clue (we don’t give a fuck)“ und dann der eine zugeben muss, als Jugendlicher Limp Bizkit gehört zu haben, woraufhin der andere die Freundschaft infrage stellt. Das ist einer dieser Momente, in dem man sich dann ziemlich sicher ist, dass dieses ganze Album nur ein 32-minütiger Mittelfinger ist. Dazu passt auch das von Wes Borland kreierte Artwork – das sieht so bewusst kacke aus, dass es eigentlich Absicht sein muss. Vermutlich lacht die Band sich gerade schlapp, weil alle das Album kaufen (siehe iTunes-Charts, wo das Album hinter Ed Sheeran und Helene Fischer steht).

Am Ende kommt es noch mal etwas unangenehmer: Snacky Poo (ja, der Song heißt wirklich so) fängt mit dem „subversiven“ Geräusch von einem Chips-essenden Fred Durst an und mündet am Ende in ein Fake-Interview mit Wes Borland, der auf die ihm gestellten Markus Lanz-Fragen mit „ja“, „yes“ oder „thanks“ antwortet. Der Closer nach diesem etwas unangenehmen Part ist dann Goodbye, ein 2000er RnB Track, wieder mit glattgezogener Stimme und Akustikgitarre.

Was bleibt also? Nicht viel. Das hier ist Limp Bizkit. Wer die mag, wird auch das hier mögen, wer die hasst, wird seine Meinung kaum ändern. Es sei denn, man möchte Limp Bizkit ironisch hören. Aber ganz ehrlich: Dann hört doch lieber Musik, die ihr mögt, es gibt doch so viel gute Musik. Ich bin froh was anderes hören zu können.

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Von Veröffentlicht am: 03.11.2021Zuletzt bearbeitet: 03.11.2021768 WörterLesedauer 3,8 MinAnsichten: 2008Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 1 Kommentar on KRITIK: Limp Bizkit – Still Sucks
Von |Veröffentlicht am: 03.11.2021|Zuletzt bearbeitet: 03.11.2021|768 Wörter|Lesedauer 3,8 Min|Ansichten: 2008|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: |1 Kommentar on KRITIK: Limp Bizkit – Still Sucks|

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Über den Autor: Arne Krause

Mein Fokus bei PiN liegt auf Neoklassik, Ambient, Progressive Rock, Post Rock und Electro. Und allem dazwischen (außer Indie).

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One Comment

  1. Schmittlutz Thomas 03.11.2021 at 20:01 - Reply

    Klasse Rezi. Auf den Punkt am Ende gebracht

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