KRITIK: HÆCTOR – Modern Urban Angst
Bereits seit 2017 existieren HÆCTOR und haben sich vor allem in der Hamburger Musikszene einen viel beachteten Namen erspielt. Der große nationale Durchbruch lässt hingegen noch etwas auf sich warten, dabei klingt die Band auf ihrem Debütalbum, Modern Urban Angst, so international, als wolle sie die Welt im Sturm erobern.
Als Sänger Martin Wendt sein Abi in der Tasche hatte, stand er kurz davor seinen Traum von der großen Musik- und Popkarriere zu verwirklichen. Als Mitglied einer eingespielten Band und bereits auf dem Schirm diverser Musikproduzenten, schien der nächste Schritt vorgezeichnet. Doch wie vieles im Leben lässt sich auch die Popkarriere nicht am Reißbrett planen. So zerbrach die Band und Wendt verschlug es in eine Professur und klassische Gesangsausbildung. Die Sehnsucht nach der Popmusik glimmt jedoch unaufhörlich im Hintergrund von Wendt. Doch irgendwie wollte sich keine Band für den talentierten Sänger finden lassen. Und so nahm er nach einigen Jahren das Schicksal selbst in die Hand und suchte per facebook-Annonce nach musikalischen Weggefährten die seine musikalischen Vorlieben, sprich Editors, Muse und Co, teilten. Am Ende dieses Findungsprozesses kristallisierte sich die heutige Stammband von HÆCTOR heraus, welche nun aus Bassistin Lena Schöllermann, Gitarrist Christopher Kellner, Drummer Christoph Rosemeier und eben Sänger Martin Wendt besteht. Vor allem im Hamburger Umland ließ die Band in den letzten Monaten aufhorchen und erspielte sich einen hervorragenden Ruf als ambitionierte Liveband. Als vorläufigen Höhepunkt in der Karriere dieser „Streberband“, wie sie sich auch gerne selbst bezeichnen (nachzuhören in unserem Podcast), veröffentlichen die Musiker nun endlich ihr Debütalbum.
Deep shit with a smile
Modern Urban Angst versammelt zehn Songs der Band und klingt ebenso wie ihr selbst auferlegtes Motto: „Deep shit with a smile“. Hier küsst Melancholie die Euphorie. Die Schwermut nimmt die Ausgelassenheit an die Hand und beide spazieren hüpfend durch die schönsten Fleckchen Hamburgs. So ähnlich wie die Hauptprotagonisten aus dem Run Dry-Video, welches für mich tatsächlich den Fixpunkt im Schaffen von HÆCTOR darstellt. Die wunderbare Vorabsingle repräsentiert den catchy Sound der Band auf ganz wunderbare Weise:
Fast alle Songs von Modern Urban Angst sind bereits in den letzten beiden Jahren erschienen und man könnte fast denken, dieses Album ist irgendwie so nebenbei passiert. Auf der einen Seite mag das stimmen, auf der anderen Seite würde dies aber nicht dem wundervoll wohligen Gefühl gerecht werden, welches die Musik von HÆCTOR auszulösen vermag. Dabei besitzt die Band die Fähigkeit Song an Song zu produzieren, die allesamt klingen, als könnten sie die Welt bedeuten. Einnehmend, hymnenhaft und vor allem würden vermutlich auch alle Tracks als Opener auf einem Album funktionieren. Am Ende fiel dafür die Wahl auf das tiefgründige Edges, mit welchem die Band auch während einer Liveperformance überzeugen kann:
Obwohl Corona die Band ausgebremst hat, hat der Zeitfaktor bei der Arbeit an Modern Urban Angst der Band eventuell in die Karten gespielt. So konnte man sich zurücknehmen und alles daransetzen, die musikalische Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Denn egal ob das bassgeschwängerte Chelsea, das dark-wavige A Whisper oder der lupenreine Pop von Hearts, alle Tracks des Debüts klingen nach Hit und verdammt reif für eine Band mit Newcomer-Status. So dass man sagen muss, dass wenn dieser Band überhaupt noch etwas fehlt, dann sind es Ecken und Kanten. Denn HÆCTOR klingen über die gesamte Spieldauer ihres Debüts so clean und aufgeräumt, dass man vermutlich vom Boden ihres Proberaums essen kann.
Der Song für die Playlist/das Mixtape: Run Dry
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