KRITIK: Big’n – Discipline Through Sound 25

KRITIK: Big’n – Discipline Through Sound 25

Ein absoluter Leckerbissen des Noise-Rock kommt diesen Monat vom einzigartigen Konzept- und Liebhaberlabel CMPTR STDNTS (Computer Students), die sich dieses Mal daran gemacht haben, dem 1996 erschienenen, zweiten Album der Chicagoer von Big’n ein neues Release zu spendieren. 

Im Rahmen ihrer Expanded Reissues-Serie erscheint im eingeschweißten und wiederverschließbaren Aluminium-Außencover Discipline Through Sound 25 als erweiterte, remasterte und resequenzierte 2LP-Version mit bisher unveröffentlichten Demos, Outtakes, Tracks einer Split mit Oxes und einem schicken 12-seitigen Booklet samt Vorwort von Steve Albini, seinerzeit Produzent des Albums. Eigentlich zum letztjährigen 25. Albumjubiläum geplant, erscheint der Big’n Meilenstein nun mit einem Jahr Verspätung, verursacht durch Coronabedingte Lieferengpässe. 

Big’n wurden 1990 in Joliet, Illinois, gegründet und Discipline Through Sound erschien seinerzeit über das deutsche Label Gasoline Boost Records, die auch schon das Big’n Debüt Cutthroat veröffentlichten und sich z.B. auch für Shortys Thumb Days verantwortlich zeigten. Am Mikro bei Shorty, aus denen später bekanntlich U.S. Maple hervorgingen, befand sich Al Johnson, der Bruder von Big’n Gitarrist Todd Johnson. Der Noise-Rock von Big’n entstand somit in quasi in bester Umgebung der aktiven Chicagoer Underground-Szene. Big’n Drummer Brian Wnukowski schildert z.B., dass die Band in ihren Anfangstagen natürlich öfters auch im Proberaum von Shorty abhing, die sich diesen wiederum mit Tar und Jesus Lizard teilten. Dass Big’n mit Discipline Through Sound dieser Bandszene ein paar Jahre später einen echten Brocken mit verzerrtem, schier angepisstem Noise-Rock schenken wird, war ihnen vielleicht damals noch nicht wirklich bewußt.

Big’n haben auf ihrem Zweitwerk den auf Cutthroats begründeten giftigen Sound weiter verfeinert und zu noch mehr Explosionskraft verholfen.

Präzises, gewaltiges und wuchtiges Drumming bildet mit einem metallischen, knarzenden Bass-Sound ein mächtiges, rollendes Rhythmusfundament, welches mittels repetetiven Patterns immensen Druck aufbaut und diesen in Stop&Go-Breaks explodieren lässt. Darüber klirrende, noisige Gitarrenharmonien und überaus bedrohliche, fauchende und mies gelaunte Vocals, die trotz aller Unverständlichkeit ein Höchstmaß an aufgeladenen Emotionen rüberbringen. Exemplarisch hierfür stehen z.B. das sich brodelnd steigernde Dying Breed oder das energiegeladene Schlußstück Cuss, aber auch der Rest des Albums birgt noch genügend Variationen, um Discipline Through Sound zu einem wirklichen Kleinod des 90s-Noise-Rock zu machen. Wirklich schade, dass Big’n es nie zu ähnlicher Bekanntheit gebracht haben, wie viele andere Band aus ihrem Umfeld. Computer Students haben jedenfalls hier Big’ns Opus Magnum ein mehr als würdiges Denkmal gesetzt. Verpackung, Aufmachung und die Bonus-LP mit den zusätzlichen Tracks sind mal wieder absolut „state of the art“ und machen das Ding quasi jetzt schon zu einem schicken Sammlerstück, welches in keiner Noise-Rock-Sammlung fehlen sollte. Essentieller Stoff.

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Von Veröffentlicht am: 24.04.2022Zuletzt bearbeitet: 24.04.2022446 WörterLesedauer 2,2 MinAnsichten: 896Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on KRITIK: Big’n – Discipline Through Sound 25
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Über den Autor: Jens Broxtermann

"Most of it is crap. In all forms of music. Find the little diamonds here and there in a bunch of shit. That’s how it happens. To me. And that’s how it’s always been. I never thought that there’s a golden era of any type of music. There are just as many crappy bands 30 or 40 years ago as are now." (Buzz Osbourne, (the) Melvins)

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