Zeal & Ardor – Stranger Fruit

Zeal & Ardor – Stranger Fruit

Der Baum der Erkenntnis trägt seltsame Früchte – die konsequente Fortsetzung des Southern Folk-Gospel-Metals – geschmiedet von Manuel Gagneux.

Vö: 08.06.2018 MVKA iTunes LP kaufen/Preise vergleichen

Die Geschichte sollte hinlänglich bekannt sein – hier nur in aller Kürze. Die kreative Antwort von Gagneux auf einen provokanten Forumseintrag bescherte uns gen Ende 2016 das Debut, auf dem unvorstellbarerweise Gospel / Southern Folk-Einflüsse mit haarsträubenden Black-Metal-Abfahrten auf sehr geschickte Weise miteinander verwoben sind. Ziemlich flott fanden sich begeisterte Anhänger und logischerweise auch Unkenrufer, die dennoch lediglich die eine gleiche Frage stellten: funktioniert das auch längerfristig auf Album-Länge oder war es das Überraschungsmoment, das den unvorbereiteten Hörer begeistert lauschen ließ? Die Antwort liegt nun vor – mit knapp 50 Minuten Laufzeit. Doppelte Ladung Zeal & Ardor. Na dann mal los.

Eingeleitet wird das Ganze mit einem sehnsuchtsvollen, unheiligen Gospel-Gebet, welches heraufbeschwört was kommen wird, untermalt von einem Chopping-Wood-Work-Beat (dessen Vater des Gedanken wohl den Zuchthaus-Steineklopfern entliehen ist), der im Sturmgewitter untergeht und wiederkehrt.

Zeal & Ardor servieren uns eine unglaubliche Palette dieser Gospels und Chants, in den verschiedensten Variationen („Ship on Fire“, „You ain’t coming back“, „We can’t be found“,„Built on Ashes“). Am besten glänzt dieser Chor, wenn Gagneux mit sich selbst und den Stimmen in denen er spricht Verhör verschafft.

Somit marschiert „Servants“ furchtlos Call & Answer Blues skandierend in ein zorniges Gitarren-Gewitter, um den geltenden Gesetzen und Obrigkeiten zu trotzen. Länger nicht mehr wollen wir Diener sein. Schließ dich uns an!

Die Frucht enthält mit „Don’t you dare“ & „The Fool“ Stücke, die dem Soundtrack von Django Unchained entliehen sein könnten. Diese unterstreichen besonders handlungsrelevante Szenen. Vollgepackt mit Slo-Mo Mexican Stand Offs, Bulletquicktime-Action und unvorhersehbaren Plot-Twists. Kulminierend in einem Ausbruch maximaler Gewaltdarstellungen.

„Fire of Motion“ und später „Waste“ legen offen, wie die ganze Predigt sich ohne die lästigen Schnörkel präsentiert. Ein wütendes Double Bass – Black Metal Biest, mäßig im Zaum gehalten von den Gesängen der Gagneux Gemeinde.

„The Hermit“, „The Fool“, „Solve“ & „Coagula“ unterbrechen plötzlich zwischendurch die vorherigen durchgängig fortwährenden Blitzgewitter mit jäher Stille, sphärischen Geisterklängen, Vogelgezwitscher, Weltraumorgel, Darkstar-Flaschenklavier & Kultgesängen – Instrumentale Zwischenstückchen, mit denen auch das Debut durchsetzt war.

Und plötzlich klingelt der Wecker, ein angesagt hipper Clapbeat lässt den Tag beschwingt fröhlich beginnen? Narren werden nach knapp einer Minute gewahr, auf welchem Kahn sie gerade unwissentlich angeheuert haben. Das Galeerenpaddel in der Hand, im Bauch des Schiffes, die Stranger Fruit, hohe Wellen, Dunkelheit, Gewitter und ein 3-Meter großer Hühne der die Peitsche schwingt und nebenbei die Trommel schlägt.

Ich bin an Bord und garantiert dabei, wenn Gagneux und seine Crew das nächste Mal auf Seelenfang gehen.

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Von Veröffentlicht am: 07.06.2018Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018467 WörterLesedauer 2,3 MinAnsichten: 882Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on Zeal & Ardor – Stranger Fruit
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Über den Autor: Holger Schilling

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