The Slow Show – Lust and Learn

The Slow Show – Lust and Learn

Noch nie war Langsamkeit so schön, eindringlich und strahlend. The Slow Show haben mit dem dritten Album Lust and Learn wieder ein eigenes Universum aus Dunkelheit und Licht geschaffen.

Vö: 30.08.2019 PIAS LP kaufen

Die Indie-Rock-Band aus Manchester, die es schafft schwerelose Dunkelheit in ihre Songs einfließen zu lassen, besteht aus Rob Goodwin (Gesang, Gitarre), Fred Kindt (Keyboard), Joel Byrne McCullough (Gitarre) und Chris Hough (Schlagzeug).

Goodwins unglaublich tiefe Stimme erinnert an Nick Cave oder Tom Waits und trägt die Lyric auf wundersame Weise.

Mit viel Klavierelementen und ganz viel Chorgesang haben die vier von The Slow Show wieder einmal alles richtig gemacht. Die HörerInnen können sich in den Sound legen und treiben lassen. Wer diese einmalige Band noch nicht kennt und sich auf eine ereignisreiche Traumreise zu begeben wagt, wird begeistert und glücklich aus den Klangwelten zurückkehren.

Es geht langsam zu, die 12 Songs sind – mit wenigen Ausnahmen – durchgehend entschleunigt und voll wunderschöner Melancholie. Sehnsuchts-Momente reihen sich nahtlos an Glücksmomente und berühren mit einer unglaublichen Intensität.

Der Opener Amend ist ein langsames nahezu pastorales Klavierstück, das während der 3-minütigen Laufzeit nur durch Bläser, Streicher, Chor und Schlagzeug unterstützt wird. Es gehört schon ganz viel Selbstvertrauen dazu solch ein Stück an den Beginn des Albums zu stellen. Eye to Eye beginnt dann gleich mit der sonderbar tiefen Stimme Goodwins, die man im Anfangsstück vermisst hat. Es geht ganz tief rein in die verwundete Seele und gleitet wie durch die dunkle Nacht. Ein zweiteiliges Gitarrensolo trägt hier das Licht in den Song und leitet das lange Outro ein.

Der Track Low ist der erste Höhepunkt des Albums und entführt die HörerInnen mit getragenem Chorgesang in eine ferne Wunderwelt.

Es folgt Hard to Hide, die erste Single-Auskopplung des Albums. Eine gute Wahl, der Song zählt zum Besten, was die Band bisher produziert hat.

Mit St. Louis gibt es dann einen fast schon fröhlich-beschwingten Song mit schönem Refrain, der sich hier wohltuend in das Album einfügt. Loser’s Game ist der nächste Höhepunkt, der – wie der Titel schon sagt – die Geschichte eines Verlustes erzählt. Mit viel Streichern und Orchester ist das ganz großes Sehnsucht-Kino und geht fast nahtlos in das akustische 1-minütige Breath Air über.

Die Tracks The Fall und Vagabond fließen schön ineinander und sind eine enge musikalische Einheit. Tolle Arrangements mit einem wunderbaren Trompeten-Solo und eingängigen Lyrics. Es folgt mit Sharp Scratch die zweite Vorab-Auskopplung des Albums, die leider nicht an Tempo und Tiefe gewinnt und trotz der orchestralen Aufrüstung im Mittelteil doch etwas enttäuscht. Exit Wounds ist ein Duettgesang, der schnell in Schwung kommt, dann aber nicht mehr zusetzen kann und leider der schwächste Song auf dem Album bleibt.

Zum Finale des Albums gibt es mit Places you go nochmal einen kräftigen Schub Emotionen, eine langsame Temposteigerung mit schönem Chorgesang und ein wunderbares Arrangement.

Zweifelsfrei ein weiterer Höhepunkt mit einem bombastischen Outro zum Ende des Albums.

Sänger Rob Goodwin und Keyboarder Frederik Kindt verbrachten laut Pressetext 18 Monate damit, jede einzelne Note von Lust and Learn zu schleifen. Kindt hat in Manchester in den letzten Jahren das Blueprint Studio etabliert und kennt die besten Bläser und Streicher der Stadt, die The Slow Show schon seit den Anfangstagen begleiten. Zusätzlich bildet der Hallé Youth Choir die perfekte Ergänzung zu Goodwins sonorem Organ.

Auch wenn im Hinblick auf Goodwins tiefen Sprechgesang immer wieder Vergleiche zu ähnlichen Künstlern wie The National aufkommen, haben The Slow Show auch auf Lust And Learn ihren eigenen musikalischen Kurs beibehalten: Indierock mit schönen orchestrale Arrangements und einigen unüberhörbar jazzige Töne. Da schimmern gelegentlich schon große Vorfahren wie Talk Talk aus den Notenblättern. Die Band ist ab 18.10. auf Deutschland-Tour.

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Von Veröffentlicht am: 24.08.2019Zuletzt bearbeitet: 24.08.2019649 WörterLesedauer 3,2 MinAnsichten: 792Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on The Slow Show – Lust and Learn
Von |Veröffentlicht am: 24.08.2019|Zuletzt bearbeitet: 24.08.2019|649 Wörter|Lesedauer 3,2 Min|Ansichten: 792|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: |0 Kommentare on The Slow Show – Lust and Learn|

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Über den Autor: Richard Kilian

"Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik" Wer mit Stephen King, Charles Bukowski, Andrew Vachss und Elmore Leonard sowie Marillion, Cigarettes after Sex, Motorpsycho, The Jayhawks, Sufjan Stevens, Rush und God is an Astronaut etwas anzufangen weiß, der ist bei mir richtig.

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