The Hirsch Effekt – Holon : Anamnesis
Stanley Kubrick hatte „Shining“. Kubrick nutzte ein Genre um der breiten Masse seine Visionen näher zu bringen und schöpfte mit der Hilfe eines Horrorfilms alle stilistischen Filmmittel voll aus. The Hirsch Effekt, machen nichts anderes und benutzen den Metal als Medium für ein Kaleidoskop musikalischer Stilvielfalt ohne beliebig zu werden. Grosses Kino!
2010: Holon : Hiberno bricht wie ein Enfant Terrible in die deutsche Musikszene. Avantgarde trifft Pop. Instrumentaler Wahnsinn und scharfsinnige Texte aus der Vorhölle des Alltags verbinden sich zu einer noch nicht gehörten Fusion. 2 Jahre später. Nach einer Tour de Force der Aufnahmesessions und einer schmerzhaften Lebenserfahrung des Gitarristen sind sie zurück mit der Fortsetzung Holon : Anamnesis.
Der Titeltrack beginnt mit Streichern die sich stakkatohaft, einer Spirale gleich nach oben schrauben um von Nils Wittrock mit den Worten „Wer sich jetzt noch umdreht / der ist selber schuld “ abgelöst werden und uns durch einen ergreifenden und kompositorisch wirklich tief berührenden Song führen. Jaaa! Staunen und Tränen sind erlaubt angesichts einer solchen Openings. Die oben genannten Textzeilen (Warnung oder Abrechnung?) leiten auch in den nächsten Song „Limerent“ und offenbaren eine Band auf dem Höhepunkt des Zusammenspiels. Ein Biest aus Hardcore und Punk, markanten Gesangsparts und einem Break (Minute 1:49) der salsamässig als The Mars Volta Zitat inklusive einem Santana Gitarrensolo verstanden werden kann. Die Hannoveraner verlieren den Faden dabei kein einziges mal.
„Absenz“ die Vertonung der Abwesenheit , Mathcore mit einer Killermelodie und diesem Gänsehautrefrain „Von jetzt an leb‘ ich nur halb /weil ein Teil nie mitreist und bleibt“ wollen nicht mehr aus dem Kopf. „Agitation“, ein Meisterstück im Umgang mit der Erwartungshaltung des Hörers. Eine neunköpfige Medusa, die um sich faucht und den zu Stein erstarren lässt, den so etwas kalt lässt. „Ligaphop“ bringt erst die Ruhe, dann den Bombast und zerstört sich im Mittelteil selbst um dann elektronisch wiederbelebt zu werden. Ein ganzes Arsenal an Instrumenten (Orgel, Streicher, Klavier, Bläser, Harfe und Schlagwerken) wurden an verschiedenen Orten eingespielt und untermauert damit die Einzigartigkeit des Klangs und des Detailreichtums.
Das epische Herzstück „Mara“ ist der Hirnfick und Synapsenverdreher des Albums. Elf Minuten Wahnsinn! Wenn am Ende von „Ira“ die Konzertgitarre erklingt und das Piano ins Finale einleitet, dann ist man berührt von dieser aufrichtigen Lyrik “ ….und das war mir hier so fehlt / ist ganz bestimmt nicht billig / sonst wärst du ja noch hier. „Datorie“ treibt das bis zum Ende konsequent auf die Spitze: „Anstatt das du gegangen bist kommst du einfach nicht mehr her / Nicht mal du bist es wert mir zu wünschen ich wäre nicht ich“. Ich schlucke und befinde mich auf einmal in einem Sprachsample wieder, das emotional so ergreifend ist, dass man das nicht nochmal hören will. Das Album aber ist ein Opus Magnum von internationalem Rang und mit seinem schönen Artwork ein audiophiles Erlebnis für nicht gewöhnliche Hörer.
Wer sich jetzt noch umdreht, der ist selber schuld. Danke!!!!!!!
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