Son Lux – Lanterns

Son Lux – Lanterns

Mit Lanterns liefert Ryan Lott alias Son Lux ein vielschichtiges, abwechslungsreiches Album, das zwischen Melancholie, Schwermut und Optimismus hin und her pendelnd ein stimmiges Werk erzeugt, welches auf Grund seines choralen Ambientes, des körperlich-eindringlichen Gesangs und der gekonnt-ausgetüftelten klassischen als auch elektronischen Instrumentierung zu überzeugen weiß.

Die Flamme wird behutsam entfacht. Das Laternenlicht schimmert bedächtig in die Dunkelheit hinein. Ummantelt und folglich geschützt vor der Erlöschung bietet sie den Umherirrenden Orientierung. Mit dem Opener „Alternate World“ regt uns Ryan Lott dazu an, ein Surrogat, das Andere zu entdecken, zu erobern und die jetzige, schmerzliche Welt hinter uns zu lassen. „Tell me a way, from this fight“ fordert er immer wieder ein und offenbart, dass er selbst zu den Orientierungslosen und um Hilfe bittenden gehört. Mit schwermütiger Stimme, von Chören, dezentem Beat, leicht verspielten Synthesizerklängen und Stuttereffekten begleitet, leitet Ryan Lott bedachtsam in sein neues Album ein. Das hörende Gemüt verliert sich hierbei hoffnungstrunken in einer kompositorisch stimmig zusammengewachsenen Kammer-Folk-Elegie mit elektronischem Unterbau.

Der klassisch ausgebildete und als Soundkünstler bekannt gewordene Ryan Lott alias Son Lux hat für sein drittes Album Lanterns erneut namhafte Verstärkung besorgt. The Antlers, The Punch Brothers, Gem Club, Mutemath, DM Smith und das yMusic Ensemble sind allesamt Teil seines neuen Werkes, das als konsequente und durchaus kohärente Weiterentwicklung von At War With Walls And Mazes (2008) und We Are Rising (2011) angesehen werden kann.

Insgesamt ist Lanterns von einer, für Son Lux üblichen Schwermütigkeit und Melancholie geprägt. Musik, die dazu einlädt, mal los zu lassen und in eine Welt einzutauchen, in der eingängige aber auch fragil daherkommende Gesangsfiguren (besonders formvollendet in „Easy“), verschnörkelt-aufdringlichen Violinenläufe („Ransom“, „No Crimes“), mächtige Synthbässe („Pyre“, „Plan the Escape“) und intelligent akzentuierende Drums mit der Reichhaltigkeit elektronischer Soundcollagen verschmelzen. Und doch stechen zwei Songs hervor, die man vielleicht so nicht von Ryan Lott erwartet hätte. „Lost it to Trying“ und „No Crimes“ durchbrechen die Lethargie und laden mit einem dynamischem Arrangement und fast schon Optimismus versprühendem Arcade Fire-Mantra zum Tanzen ein. Lanterns ist ein vielarmiges Werk, das seine Energie aus Klassik, Folk und Electronica speist und zu einem eigenständigen und detailreichen Ganzen deichselt. Immer wieder entdeckt man Reminiszenzen an Radiohead, James Blake oder auch Efterklang um am Ende doch konstatieren zu müssen, dass es Son Lux ist mit seinem äußerst individuellen Sound und feinem Gespür für pathetische Arrangements.

Es scheint, als ob das ganze Album, durch die einzelnen Songtitel vermittelt („Lost it to Trying“, „No Crimes“, „Pyre“, „Enough of our Machines“, „Plan the Escape“ etc.) auf politisch subtil anmutende Art und Weise die sonore Auseinandersetzung mit der diesseitigen und einer jenseitigen, alternativen Welt sucht. Das Zusammenspiel von Form und Inhalt zündet; ein fast schon religiös anmutender Hauch ist beim Durchhören stets zu spüren. Das Album endet mit „Lanterns Lit“, das dem entzündeten, heilig daherkommenden Licht mit engelsgleichem Chor ein Schutzversprechen abfordert und dem musikalischen Eskapismus frönt.

Möge die Flamme den Windböen der Realität widerstehen und niemals erlöschen.

1. Alternate World
2. Lost It To Trying
3. Ransom
4. Easy
5. No Crimes
6. Enough Of Our Memories
7. Pyre
8. Plan The Escape
9. Lanterns Lit

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Von Veröffentlicht am: 20.10.2013Zuletzt bearbeitet: 01.02.2019545 WörterLesedauer 2,7 MinAnsichten: 834Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: , , , , 0 Kommentare on Son Lux – Lanterns
Von |Veröffentlicht am: 20.10.2013|Zuletzt bearbeitet: 01.02.2019|545 Wörter|Lesedauer 2,7 Min|Ansichten: 834|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: , , , , |0 Kommentare on Son Lux – Lanterns|

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Über den Autor: Marc Michael Mays

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