Rosetta – Utopioid

Rosetta – Utopioid

Zum Quintett aufgestockt und um einige Alben und (Split) EPs erfahrener, schaffen Rosetta erstmals seit dem fulminanten „Determinism of Morality“ in ungeahnter Perfektion den Spagat zwischen ihrer atypischen Wall of Sound, die massiv und tonnenschwer durch das All schwebt und einer neuen Zugänglichkeit, die fragil und sanft im Unterholz ihrer einzigartigen Klangwelt schlummert.

LP streamen Vö: 01.09.2017 Self Release

Mit cleanen Gesangspassagen, wunderschönen Leads und schwebenden Ambient-Flächen verziert, traut sich dieses episch anmutende Album nah an den Hals des Hörers und wächst dabei weit über sich selbst und dem Rahmen der Band hinaus. „Utopioid“ ist freier und luftiger als alle anderen Werke zuvor und bündelt in seiner Hauptschlagader mehr berührende Momente, eruptive Ausbrüche und vor allem dramaturgische Spitzen als es der ohnehin fantastische Backkatalog erwarten lassen durfte. Auch wenn man im Kern seiner Existenz vielleicht ein Kind post-metallischer Natur bleibt und ISIS und Neurosis ihre DNA in Rosetta´s Sound hinterlassen haben mögen, befreit man sich hier wie niemals zuvor von den Limitationen extrinsischer Erwartungen und wird wie nie zuvor der eigenen Umschreibung „metal for astronauts“ gerecht, die vielleicht mal ironisch gemeint war, aber doch sehr trefflich den Sound dieser Band aus Philadelphia umschreibt. Fast satirisch mutet es an, dass „Utopioid“ tonnenschwer an der Sperrspitze modernen Metals thront und dabei doch behandelt werden darf wie ein Geheimtipp. Das ist die Ironie eines Genres, das sich selbst gerne als fortschrittlich und frei präsentiert und dabei doch zu oft einfach auch nur den gehassten Mechanismen des Mainstreams unterliegt. Marketing, Image und Präsenz als Absatzgarantie mögen aber so gar nicht zu Rosetta´s organischen Klangwelten passen und so dürfte man ihre intensiven Shows auf ihrer kommenden Tournee weiterhin vor ausgewählt kleinem Publikum bestaunen dürfen. Aber dass weniger Druck überirdischer Erwartungen einer Musikindustrie einem Album, das sich selbst vertreibt, verflucht viel Luft zum Atmen gibt, demonstriert dieser fünfte Longplayer umso nachhaltiger, denn nie waren Rosetta besser. Nie fügten sich die Elemente ihres Sounds besser und harmonischer in den Rahmen eines Albums.

„Qohelet“ zum Beispiel klingt als würde sich die Sonne plötzlich in Bewegung setzen und sich in Zeitlupe durch sämtliche Planeten fräsen, während wir Menschenkinder in den Himmel starren und gefesselt dabei zusehen. Dabei klang so vieles zuvor noch so versöhnlich und an die schönen Momente des Lebens erinnernd, ließ wie in „King Ivory Tower“ acht Meter hohe Wellen an die Klippen von Cabo St. Vicente krachen, um uns anschließend in „54543“ behutsam in den Arm zu nehmen, um den schönsten Sonnenaufgang erleben zu dürfen, den diese Welt zu bieten hat. „Utopioid“ ist eine akustische Achterbahn. Aufgebaut im All. Umgeben von brennenden Planeten auf dem Weg ins Nichts. Mehr geht in diesem Format nicht. 2017 ist Rosetta.

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Von Veröffentlicht am: 08.10.2017Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018467 WörterLesedauer 2,3 MinAnsichten: 847Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on Rosetta – Utopioid
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Über den Autor: Simon Kelitsch

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