Rich Hopkins & Luminarios – Back to the Garden

Rich Hopkins & Luminarios – Back to the Garden

Seit fast drei Dekaden steht der Name Rich Hopkins für staubigen, gitarrengetränkten Wüstenrock, wie er nur im Südwesten der USA gespielt wird.

Vö: 17.05.2019 Blue Rose Records LP kaufen

Mit seinen vielfältigen Projekten (Sidewinders, Sand Rubies, Woodcocks, Underbelly sowie seine Hauptformation Rich Hopkins & Luminarios) hat es Rich Hopkins geschafft, seine Heimatstadt Tucson, Arizona auf der musikalischen Weltkarte zu etablieren und gilt als der Pate des Desert-Rock.

In Deutschland gehört Rich Hopkins seit 1996 zu den beliebtesten Künstlern in der langen Label-Historie von Blue Rose Records und hat sich über viele Tourneen eine sehr treuen Fangemeinde erspielt. Das inoffizielle Back-Bone bildet dabei seit 2003 der erste offizielle Rich-Hopkins-Fanclub mit Sitz in Burkersdorf bei Dresden.

Obwohl man in seinen musikalischen Anfängen deutliche Bezüge zu Neil Young & Crazy Horse findet, hat sich Hopkins über die Jahre zu einem authentischen und sozialkritischen Texter und Musiker entwickelt. Problemlos schafft er es mit seinen rockigen und inhaltlich sehr aussagekräftigen Songs ohne den erhobenen Zeigefinger auszukommen und doch exakt den Nerv der Zeit zu treffen.

Das neue Album Back To The Garden bildet da erwartungsgemäß keine Ausnahme. Die 11 Songs reihen sich ein in die offenbar endlose Serie von erstklassigen Veröffentlichungen seit dem Debüt-Album Personality Crises aus 1992.

Mit dem Rasseln einer Klapperschlange beginnt der Opener Acoma Mary direkt gefolgt von den ersten kräftig-exakten Gitarrenanschlägen. Rich Hopkins hat seine Gitarren-Saiten fest im Griff und demonstriert unantastbare Souveränität. Mit schleppendem Up-Tempo wird eine typische Hopkins-Hymne mit mäandernden Gitarren, eingebauten Sololäufen und ausgefeiltem Harmoniegesang auf über 6 Minuten gezogen, die zukünftig fester Bestandteil der Live-Setlist sein dürfte. Ein klasse Einstieg in das Album.

Till I´m gone folgt deutlich offener und luftiger. Hier dürfen die Akustik-Gitarren unangetastet flirren, bevor  Hopkins ein elektrisches Solo einstreut. Zum Ende hin verliert sich der Text in Endlos-Schleifen und die Gitarren übernehmen den Song. Mit den ersten Akkorden zeigt Before, dass es jetzt hart, laut, dreckig und roh wird. Der Song ist ein klassischer Hard-Rocker bis in der Mitte psychodelischer Orgel-Flair die Stimmung dreht und man sich am The Doors erinnert fühlt. Hopkins wäre aber nicht Hopkins, wenn er nicht auch seine eigene Note bestehend aus dem Parallelgesang mit seiner Frau Lisa Novak einbringen würde.

Aber Rich Hopkins kann auch ganz anders. Die ersten Töne von Coming down again zeigen schon die sinnlich-romantische Seite des Godfather of Desert-Rock und lassen diese stimmungsvolle Ballade, die er gemeinsam mit Lisa Novak singt, zu einem versteckten Schatz auf dem Album werden. Selbstverständlich fehlen auch hier nicht die auffrischenden Gitarrenläufe, die jeden Song veredeln.

Mit Sprechgesang, schrägen Gitarren, einem stampfenden Schlagzeug und rund 20 Dezibel mehr an Power ist Get off the Telefone ein roher Rock´n Roller im Westcoast-Stil, der am Ende ein ausgiebiges Gitarren-Duell zu bieten hat. Da kann man auch schon mal das Tanzbein schwingen. Ohne große Anlaufzeit kommt danach Another State of Mind schön poppig mit jangelnden E-Gitarren und tollem Harmoniegesang im Stil der Byrds daher. Kurz und knackig … passt!   

Mit Keep Shinin` gibt es den ersten von Lisa Novak gesungenen Song auf diesem Album. Ein schönes klavierunterlegtes Stück aus klassischem Folk-Rock natürlich auch mit einem E-Gitarren-Solo. Bereits die ersten Takte von Always a way zeigen, dass es wieder etwas mehr Bewegung gibt. Der rockige Up-Tempo-Song erinnert stark an die Stücke des letzten Albums My Way or the Highway. Electric-Folk-Rock mit vielen Gitarren für die Zeit auf der Straße.

Mit Pissed erinnert Rich Hopkins galant aber sehr deutlich an seine raue und rohe Anfangszeit mit Songs wie Unglued und Careless. Ein kurzer dreckiger Right-in your-Face-Rocker der richtig Spaß macht. Inhaltlich zieht Hopkins hier den Bogen vom Nachbarn, der gedankenlos oder böswillig seinen Müll auf die Straße wirft, bis hin zur globalen Umweltzerstörung.

Der Einstieg von On and On ist typisch für ca. 30 Prozent aller Rich Hopkins-Songs und gerade daher so markentypisch einfach und schön. Eine wunderbare und aufschlussreiche Zusammenarbeit von Hopkins und Novak – textlich, musikalisch und gesanglich. Wer wissen will, wie man einen Song schreibt, der sollte sich dieses Lied anhören und dabei auch auf den Text achten. Lässig beschreiben die beiden ihr kreatives Teamwork.   

Das Finale des Albums ist der Titeltrack Back to the Garden, der wiederum von Lisa Novak gesungen wird. Langsam baut sich die Stimmung in dem 8:42-Opus über akustische Gitarren, Bass und Drums mit kreisenden E-Gitarren zu einem Psychedelic-Slow-Rock-Gesamtkunstwerk auf. Ein absolut würdiges Ende in diesem klug konzipierten und musikalisch überzeugenden Album, das in aller Ausführlichkeit die einzelnen Facetten der hohen Spielkunst eines begnadeten Gitarristen zeigt.

Rich Hopkins & Luminarios kommen mit dem neuen Album im September zu einer ausgedehnten Tournee nach Deutschland. Aktuell sind vom 12. bis 30. September insgesamt 19 Termine angekündigt, so dass genügend Gelegenheiten bestehen diese wunderbare Band live zu sehen.

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Von Veröffentlicht am: 13.05.2019Zuletzt bearbeitet: 12.06.2019820 WörterLesedauer 4,1 MinAnsichten: 827Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: , 0 Kommentare on Rich Hopkins & Luminarios – Back to the Garden
Von |Veröffentlicht am: 13.05.2019|Zuletzt bearbeitet: 12.06.2019|820 Wörter|Lesedauer 4,1 Min|Ansichten: 827|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: , |0 Kommentare on Rich Hopkins & Luminarios – Back to the Garden|

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Über den Autor: Richard Kilian

"Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik" Wer mit Stephen King, Charles Bukowski, Andrew Vachss und Elmore Leonard sowie Marillion, Cigarettes after Sex, Motorpsycho, The Jayhawks, Sufjan Stevens, Rush und God is an Astronaut etwas anzufangen weiß, der ist bei mir richtig.

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