Remember Why We’re Here – Colours May Bleed
Hektischer Mathcore mit massenweise Ausflügen in benachbarte Genres – der erste Output der Solinger Band hat es in sich.
Postjazzmathemohardcore nennen die vier jungen Herren ihre Musik, das verrät mir zumindest deren Bandcamp-Seite. Sicher, man kennt ja die Selbstverschubladung einiger Bands, die sich nicht selten als recht vollmundig und nur bedingt zutreffend herausstellt. Im Falle von Remember Why We’re Here und ihrem Debut „Colours May Bleed“ wird der Nagel allerdings recht souverän versenkt.
Bereits beim Opener „Gaia“ merkt man, dass man es hier mit eher komplizierteren Strukturen zu tun hat, nach einem Sprachsample wird direkt der rote Faden gespannt, der sich durch das gesamte Album zieht und uns ein abwechslungsreiches Stilfeuerwerk beschert. In „Zwiespalt“ wird dann auch erstmals das herbe Organ des Sängers bemüht, der über die unwahrscheinlich melodische Emo-Hardcore-Wand zu uns herüber brüllt. Vor den vertrackten Rhythmen eines verdammt versierten Drummers schaukeln sich wahnwitzige, doppelstimmige Gitarrenlicks hoch, der Gesang wechselt in den Cleanmodus. Nicht selten fühle ich mich an die großartigen A Wilhelm Scream erinnert. Ausgesprochen melodisch, aber rein instrumental, wird mit „Act Like Thespis“ einer der melodischen Großmoment der Platte gezündet, dessen abgefahrene Soli derart fesselnd wirken, dass hier definitiv kein Gesang vonnöten ist. Beim folgenden „T.D.T.S.T.I.B.O.R.T.U.I.“ merkt man zum ersten und eigentlich auch einzigen Mal, dass hier eine noch recht frische Formation am Werk ist, der cleane Gesang wirkt hier noch ein bißchen unsicher und marginal deplatziert. Die tiefen Death Metal Growls später im Song machen allerdings einiges wieder wett, da sie dem Sound der Band ganz gut zu Gesicht stehen. Das Zwischenstück „Interlude“ überzeugt als astreine Postrock-Perle und leitet in einen zweiten, rein instrumentalen Teil des Albums ein. „Oneironaut’s Log“, ein geiler Mathcorer mit einer Hammermelodie, Willenlos mit schrägen Funkparts, das frickelige „Mirror“ schlägt die Brücke zum würdigen, weil epischen „Apprehension“, welches das Werk mit einer Erinnerung an alle Stärken der Band abschließend krönt. In manchen Momenten der zweiten Hälfte wünscht man schon den ein oder anderen Gesangspart, aber das ist Kritik auf recht hohem Niveau.
Insgesamt ein absolut hörenswertes Debut, das für eine Proberaumaufnahme überraschend fett und ausgeglichen klingt. Man kann davon ausgehen, dass man nicht zu letzten Mal von Remember Why We’re Here gehört hat. Wenigstens hoffe ich das…
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