Quicksand – Interiors
LP kaufen Vö: 10.11.2017 Epitaph RecordsInteriors, oder: das alte Prinzip funktioniert noch! Zunächst erscheint es, als höre man eine Rival Schools-Neuauflage. Spätestens ab Under The Screw werden die Fronten aber geklärt, Tempi- und Dramenwechsel haben in komprimierter Form dann schon wieder Qualitäten a lá Omission und den bestimmten Drive, für den Quicksand zurecht gefeiert worden sind.
Für Träumereien, oder heimlich geklaute Band-Intros (siehe Without Wings von Corrosion of Conformity) für unbekannte Bands, ohne eigene Ideen, gibt es da die Nummer „-“. Dieser Track beschreibt den zweiten Anfang der Platte, als würden die ersten drei Songs Manic Compression komplettieren und die alte Schaffensperiode versiegeln, ad acta legen.
So verträumt der Titel Cosmonauts erwarten lässt, entgegnen mir Song-Writing-Qualitäten wie in den Anfangszeiten auf Slip, mit einem spürbar pathetisch, apathischem Einschlag, was in 1993 aber eher Mode, als tatsächlich echt war. Als zweiter Auftakt jedoch definitiv mehr als gelungen und ein Song mit dem Potential zum Nachdenken anzuregen. Wenn ich ein störrisch, unentschlossenes Mädel dazu überreden müsste, mich zu einem Quicksand- Konzert zu begleiten, würde ich genau diesen Song wählen.
Warum ist der Titeltrack ein Titeltrack? Diese Frage wurde vielen Kapellen gestellt, und unterschiedlich, stets subjektiv, bewertet. Ich gehe davon aus, dass dem so ist, weil dieser Tune so ziemlich alle Stärken der bekannten Walter Schreiffels-Manier bekennend bedient.
Sein Lieblingswortteil „Every-“ kommt darin vor, Gitarren sägen bei Bridge und Hook. Er spielt die Stärken aus, die er hat. Guter Mann, weil er nach all den Jahren nicht versucht sich „neu“ zu erfinden und seiner Linie treu bleibt. Feeling is Feeling. Die alte Easy-Schrammel-Methode wird nahtlos in dem Song Hyperion fortgesetzt. Ab diesem Song wird merklich mehr Wert auf die Lyrics und deren Wirkungsweise gesetzt, sprich das Album wächst von Song zu Song, was für mich ein definitiver Plus-Punkt bei dieser Scheibe ist.
FullStop-Riffs mit stetigen Steigerungen und wechselnden Bass-Interludes bilden bei Fire This Time ebenfalls keine Neuerung, sind jedoch für den Platten-Frieden eine gelungene Abwechslung.
Apropos: Kommen wir zum besten Song von Interiors: Feels Like A Weight Has Been Lifted.
Sozial-Kritik kombiniert mit der besten Vertonung auf dieser Konserve. Wundervoll komplettes und ausgereiftes Arrangement. Das hat dann auch nix mehr mit den 90ern zu tun. Der kompletteste Song dieser Band bisher. Normalerweise würde Quicksand die Platte mit diesem Song schließen, aber: Kennt ihr schon die Bombe Sick Mind? Pixies-meets-Lustmord-meets-A Perfect Circle – großartig.
Als Rausschmeißer gibt es bekannte, Bass-getriebene Rhythmen mit den letzten „Prayers“.
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