Preoccupations – Preoccupations

Preoccupations – Preoccupations

Vor knapp anderthalb Jahren ist eine Band auf meinem Radar erschienen, die mich umgeworfen hat. Die Rede ist von der Gruppe Viet Cong aus Kanada, die innerhalb weniger Monate eine EP und ein Album rausgebracht haben. Diese zwei Platten enthalten Gitarrenmusik, wie man sie schon lange nicht mehr gehört hatte.

Als einzige Referenz dachte ich damals an das 1981 erschienene Album „Deceit“ der Band This Heat, die experimentellen und mit stark avantgardistischen Ansätzen versehenen Post-Punk oder New Wave machten. Diesen brachten This Heat übrigens erst vor wenigen Monaten nochmals auf die Bühne, aber leider nur in England. Ich wäre gerne dort gewesen.

Was die Musik von Viet Cong so interessant macht, ist nicht ganz einfach zu beschreiben, da hier zu vieles zusammenkommt. Zu nennen ist auf jeden Fall das Zusammenspiel der Gitarren, die so ausgearbeitet sind, dass sie auf eine ganz spannende Weise ineinandergreifen. Darunter bewegt sich der Bass, der wiederum rhythmisch total eigenständig gespielt ist und mit gegenläufigen Linien weitere Ebenen aufmacht. Getragen wird alles von einem Schlagzeuger, der gleichzeitig filigran und zackig spielt, als wäre er wie eine Maschine programmiert. Die Präzision des Zusammenspiels ist beeindruckend, gerade in der doch oft recht hohen Geschwindigkeit. Auch auf formaler Ebene passiert einiges, ständig wird man überrascht von Rhythmus- und Tempowechseln sowie unvorhersehbaren Brüchen. Die Musik ist eher fragmentarisch zusammengesetzt als sich entwickelnd. Zum Entstehungsprozess sagte Sänger und Bassist Matt Flegel in einem Interview, dass die Stücke zunächst mit Rhythmusmaschinen und Sequenzern konstruiert, dann erst anschließend auf die Bandkonstellation übertragen wurde.

Für das am 16.09. auf Jagjaguwar erscheinende Album, um das es hier eigentlich geht, haben die vier Musiker sich den neuen Bandnamen Preoccupations überlegt. Es ist vollkommen nachvollziehbar, dass die Bezeichnung „Viet Cong“ für viele Menschen verletzend ist und die Kritik daran mit zunehmender Bekanntheit lauter wurde. Die Band gestand sich ein, dass sie darüber im Vorfeld zu wenig nachdachten, und entschuldigte sich mit der etwas unbefriedigenden Aussage, dass sie ja schließlich Künstler und keine Politiker seien.

Unter dem neuen Bandnamen erweiterte sich das Vokabular, ohne dass sich die Sprache änderte. Die Grundstimmung ist vielleicht etwas weniger bedrückend als bei dem Debut, auch wenn die Titel mit Worten wie „Anxiety“, „Monotony“ oder „Degraded“ benannt sind. In vielen Stücken des neuen Albums werden die E-Gitarren durch Synthesizer ersetzt, was deutliche Auswirkungen auf den Sound der Platte hat und darüber hinaus ganz neue Räume öffnet. Vermissen muss niemand etwas, denn nach wie vor spielen E-Gitarren eine Rolle, wenn auch diesmal eine weniger tragende. Auch sonst zeigt sich das Quartett inspiriert, experimentierfreudig und von Konventionen unbeeindruckt wie auf dem ersten Album. Ich hätte mir keine bessere Nachfolge vorstellen können und bin frisch verliebt.

Heute veröffentlichen Preoccupations ein Video zum elfminütigen Stück „Memory“, in dem als Gastsänger Dan Boeckner von Wolf Parade zu hören ist.

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Auch mit Videos zu „Degraded“ und „Anxiety“ steigerten sie die Vorfreude auf das Album bereits ins Unermessliche.

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Von Veröffentlicht am: 09.09.2016Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018506 WörterLesedauer 2,5 MinAnsichten: 1021Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on Preoccupations – Preoccupations
Von |Veröffentlicht am: 09.09.2016|Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018|506 Wörter|Lesedauer 2,5 Min|Ansichten: 1021|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: |0 Kommentare on Preoccupations – Preoccupations|

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Über den Autor: Paul Kaspar

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