Pearl Jam – Gigaton

Pearl Jam – Gigaton

Gigaton ist ein tolles Album. Viel Biss, viel Experiment, viel Altbewährtes, am Ende ein wenig an der eigenen Fülle von Wollen und Versuchen und Bleibenlassen gescheitert. Nur ein bisschen. Aber der Reihe nach.

Vö: 27.03.2020 Republic 2LP kaufen

Als eine Band mit so langer Geschichte, so vielen Alben und Touren, musikalisch im gesteckten Rahmen so viel probiert zu haben, verlangt Anerkennung. Pearl Jam haben es sich und ihren Fans nach Ten nie leicht gemacht. Immer war der Bruch mit dem Vorherigen, das Beibehalten oder Wiederaufgreifen von Elementen, war dieser Gummibandseiltanz Teil der Bandentwicklung.

Und Gigaton ist keine Ausnahme. Hälfte eins ist wütend, treibend. Songs wie der Opener Who Ever Said, Single Nummer zwei Superblood Wolfmoon oder Never Destination knüpfen mühelos in ihrem Drive, ihre Wut, an die besten Momente von Lightning Bolt und Backspacer an. Einzig fällt bei diesen schnelleren Nummern auf, dass sie im Vergleich oft mehr Atmosphäre, aber weniger Mitsingfaktor haben. Melodien bleiben hier nicht im Ohr, dafür der Fuss auf dem Gaspedal.

Die wiederum gibt es zuhauf bei Quick Escape und Alright. Beide eher ruhiger Natur, eher gleitend als feuernd und voller wehmütigem Blick in die Ferne. Auch das Trio am Ende des Albums, Comes Then Goes, Retrograde und River Cross kommt sanfter daher. Mal zupft warm die Westerngitarre, mal verliert sich Vedders Löwenröhre im Hall, mal schwankt es zwischen Tom-Petty-Homage und Marlboro-Werbung. Aber immer mit Tiefe, mit absoluter Überzeugung, jede Note, jedes Wort, jeder Schlag zählt.

Und dann gibt es noch die Weirdos. Müssen auch immer mit auf ein Pearl-Jam-Album. Dance Of The Clairvoyants, als Single noch eine ganz andere Richtung ankündigend, stapft im schönsten 80er-Postpunk-Gemisch ohne große Melodie oder Auflösung vor sich hin. Seven O’Clock weiß nicht so recht, ob es hoffnungsvoll oder hoffnungsfahrend sein will, schafft den Sprung zu Ersterem aber gerade so. Und Buckle Up… Na ja, einer muss ja stolpern und einfach “anders” sein, oder?

Die Mischung gelingt den Urgesteinen aus Seattle auf Gigaton um Längen besser als auf den letzten zwei, drei eher durchwachsenen Alben. Über die Reihenfolge der zwölf Lieder müsste man sich mit der Band allerdings noch mal gehörig streiten. ALLE schnellen Songs an den Anfang und ALLE ruhigen ans Ende zu packen, fühlt sich zwischendurch wie zwei Alben in einem an. Aber die Songs selbst, die Band, die Spannungskurven, das funktioniert fast durchgängig. Respekt.

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Von Veröffentlicht am: 27.03.2020Zuletzt bearbeitet: 27.03.2020409 WörterLesedauer 2 MinAnsichten: 748Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: , 0 Kommentare on Pearl Jam – Gigaton
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Über den Autor: Julian Schmauch

Dozent für Musikproduktion an der Deutschen Pop und der EMS in Berlin. Autor bei BackstagePro, Bonedo und Reverb. Spielt bei Chaos Commute. Remixer, Songwriter und Sounddesigner.

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