Nightfyre – From Fortune To Ruin

Nightfyre – From Fortune To Ruin

Klassischer Heavy Metal in leicht modernem Glanz.

Vö: 25.01.2019 This Charming Man Records iTunes LP kaufen

Eines meiner absoluten Lieblings-Labels, nämlich die Münsteraner von This Charming Man Records, haben mit Nightfyre eine junge Band gesigned und mit „From Fortune To Ruin“ deren Debutalbum am Start.

Viele wissen es, andere haben es schon lange befürchtet: mein Herz gehört dem Heavy Metal. Wer also außer mir sollte mit der Rezension einer Heavy Metal Band betraut werden? Genau, niemand. Naja, es gibt noch einige andere Kandidaten im Kader, aber in dem Fall war ich einfach schneller. Kennt man das Label etwas und schaut man sich das Logo etwas genauer an, weiß man eigentlich sofort, was hier musikalisch auf einen zukommt.

Bereits das Intro verspricht schon episches! Binnen zweier voller Minuten schwillt ein knackiges NWoBHM Riff heran, dass zweifelhaft erkennen lässt, dass der Komponist mehr als nur ein Album der legendären, eisernen Inseltanten im Schrank bzw. im Kopf hat.

Dazu knarzt der Bass in voller Fülle und die Drums lassen sich auch nicht lumpen. Nach dem Teaser zeigen die Jungmetaller mit „Hunting The Night“ direkt die blitzblanken Zähne ihres musikalischen Könnens. Musikalisch, vor allem hinsichtlich der Riffarbeit immer irgendwo zwischen Maiden, Saxon oder Priest, zwar klar Heavy Metal, aber längst nicht ausschließlich traditionell. Melodiös und dabei auch noch sehr einprägsam wird das Ganze vor allem durch eine glasklare Produktion gestützt. Besonders fällt allerdings die Stimme des Frontmannes auf, der ein angenehm kratziges und röhriges Organ erklingen lässt, das man so auf Anhieb gar nicht in der Heavy Metal Richtung verorten würde. Selbstverständlich wird gegen Ende des Songs auch noch ein ordentliches Solo geschreddert und das Konzept kann voll aufgehen.

„Full Speed Ahead“ könnte man beinahe wörtlich nehmen, würde es nicht ein wenig stoisch voranriffen. Geile Chorshouts, wie man sie des Öfteren bei den besseren Vertretern des 80er-Metals finden kann und hochwirksame Flageoletts erzeugen bei mir eine wirklich gute Stimmung und das anrauschende, zunehmend anspruchsvollere Riff machen die Nummer groß. Beim folgenden Titeltrack überschlägt sich die Leadguitar fast beim Introsolo und Rhythmusgitarre fetzt zum ersten Mal auf dem Album!

Was der Herr Sänger da über die typischen, unverzichtbaren doppelstimmigen Licks singt, erinnert überaus angenehm an den guten Paul Di’Anno.

Fette Choräle aus der Mitte der Band und frühhelloweenige Powergefrickelattacken erscheinen mehr oder weniger überraschend auf der Bühne und machen das Stück zu einem, wenn nicht sogar dem stärksten Song der Platte. Das Riff von „Mistress“ erinnert mich an eine moderne Version der (wenigstens für mich) legendären Running Wild! Catchy, heavy und voller Verneigungen vor den alten Zugpferden. Coole Akzente, wie etwa wechselnde Rhythmen sorgen hier für angenehme Abwechslung.

Das etwas ruhiger beginnende „Lunacy“ reiht sich eigentlich perfekt in die Reihen der vorhergegangenen Songs ein, macht allerdings auch deutlich, dass in der Stimme des Sängers noch eine ganze Menge mehr Potenzial zu finden ist. Natürlich bleibt es hier nicht lange ruhig, die zu erwartende Kelle wird natürlich auch noch ausgepackt. Volle Sachsen-Power gibt es mit dem bluesigen „Rise.Fall.Down“, das auf seine Art und weise etwas authentischer wirkt als andere Songs der Nightfyre-Leute.

Allerdings hat der Chorus ein derartiges Ohrwurmappeal, dass man hier vom Hit auf „From Fortune To Ruin“ sprechen muss.

„Tears Of A Queen“ täuscht mit einem moderaten Riff an, bricht aber nach nicht all zu langer Zeit in saucoole Speedmetalattacken aus. Wieder steht Onkel Rolf Pate, aber das macht absolut nichts! Ein dramatisch anmutender Teil setzt Akzente und lässt keine Langeweile zu. Einziges Manko ist hier, dass die Stimme des Sängers zum ersten Mal nicht so richtig zur Metalmusik passen will. Ich kann nicht erklären, warum mir das so auffällt, aber hier würde ich mir mehr Bruce als Paul wünschen.

„Fyre Burns“ ist ganz klar ein Judas Priest Stück, das Judas Priest nie geschrieben hat.

Macht sich aber durchaus gut auf dem Album. Das ausleitende „Nameless Warrior“ ist in jedem Belang das epischste Stück auf Nightfyres erster Langrille und neben seiner Länge weicht auch das Maß an Experimentierfreude von den anderen Songs ab. Hier wird sich einfach etwas mehr getraut, es werden Stopps eingewoben und anderen Rhythmen verwendet. Man fragt sich, warum das eigentlich so spät erst kommt…

Also, zusammenfassend muss man sagen, dass wir es hier mit einem ordentlichen Heavy Metal Album zu tun haben, das mir auf den allerweitesten Strecken richtig gut gefällt.

Man muss allerdings auch sagen, wenn man ein wenig zwischen den Zeilen hört, noch erheblich mehr in dieser jungen Band stecken muss. Technisch ist das ganze Ding absolut einwandfrei, aber es fehlt mancherorts die Eigenständigkeit und an den richtigen Stellen auch etwas Druck. Das ist allerdings weniger als negative Kritik zu verstehen, sondern mehr als Appell eines Metalfans, der sich auf neues Material der Kapelle freut und der Meinung ist, dass man da noch ne Schippe drauflegen kann.

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Von Veröffentlicht am: 02.12.2018Zuletzt bearbeitet: 03.12.2018841 WörterLesedauer 4,2 MinAnsichten: 800Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on Nightfyre – From Fortune To Ruin
Von |Veröffentlicht am: 02.12.2018|Zuletzt bearbeitet: 03.12.2018|841 Wörter|Lesedauer 4,2 Min|Ansichten: 800|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: |0 Kommentare on Nightfyre – From Fortune To Ruin|

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Über den Autor: Steffen Eggert

Ich bin 37, verheiratet, habe zwei Töchter, lebe in Bayern und bin im echten Leben Sozialpädagoge. Meine musikalischen Wurzeln liegen grundsätzlich im Bereich Indie, Punk und im klassischen Heavy Metal, bin aber eigentlich offen für alles, solange es gut gemacht ist...

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