Nick Cave & The Bad Seeds – Push The Sky Away
Mit einem zurückhaltenden Gotteswerk beehrt uns der Meister der Poesie und der gefühlvollen Verschwörungen, dabei ist er nun nicht mehr ein unantastbarer, schwarz gekleideter Held, denn Nick Cave ist ein Idol der Künstler geworden. Ein Idol sondergleichen.
Das Cover von „Push the Sky Away“ erinnert an den alten Nick Cave: Eine Erscheinung in Schwarz, der Erlöser der Gequälten. Ein kaputter Rockstar. Ein heroinabhängiger Post-Punker. Doch der neue Nick Cave hat einen nine-to-five Job. Wenn er morgens schon in seinem Anzug aufsteht und das Fenster seines eigenen Schlafzimmers für seine Frau Susie Bick öffnet – genau das ist die Kulisse des Covers – wird er ihr wohl einen Kuss auf die Stirn geben und sich auf den Weg in sein Büro machen.
In diesem Büro in Brighton ist im Laufe des letzten Jahres viel geschehen. „Push the Sky Away“ ist ein Meisterwerk der Dichtkunst, der zeitgeistlichen Ironie und des musikalischen Mittelfingers. Nick Cave kann es immer noch – und das mit Familie und ohne Heroin. Er ist im Jetzt angekommen und umso beeindruckender wirken seine zynischen Texte über das aktuelle Zeitgeschehen. So ist „Higgs Boson Blues“ eine wunderschöne Hommage an die moderne Atomphysik mit begeisternder Sexmetaphorik – „Have you ever heard about the Higgs Boson blues? / I’m goin‘ down to Geneva baby, gonna teach it to you“ – und sogar Miley Cyrus bekommt hier wohl, was sie verdient: „Miley Cyrus floats in a swimming pool in Toluca Lake / and you’re the best girl I’ve ever had“.
Ja, Nick Cave muss nicht mehr der säkulare Prophet sein, um uns seine Größe zu beweisen. Die musikalische Ausarbeitung von „Push the Sky Away“ durch die Bad Seeds ist wieder einmal, auch ohne Blixa Bargeld, treffend und ehrlich. Nick Cave setzt seine Punkte und er selbst bleibt weiterhin eine verschleierte Gottheit, die uns zeigt, wie weltlich Post-Punk werden kann. Dabei muss er sich nicht verstellen und keine Trends oder Gegenbewegungen anstoßen. Auch die Schreibmaschinenzeile auf dem Cover ist pure Authentizität, seine Texte echt.
„We No Who U R“, eine großartige Singleauskopplung und ein passender Opener, der im Titel über Kurzformen scherzt, schlägt jeden sofort ins Cave’sche Koma. Immernoch überlebt dieser Trieb in Caves Musik und die Zielstrebigkeit ist nach knapp zwanzig Jahren Bandgeschichte erachtlich. Nick Cave sagt dazu schlichtweg: „Das Alter ist ein Segen, Jugend ist ein Irrtum.“
Nick Cave ist ein Idol, so viel steht fest. Nick Cave ist aber noch viel mehr. Nick Cave ist ein Meister, ein göttlicher Prophet und eine wichtige Säule des Post-Punk. Nick Cave ist ein Idol, auf das man bis heute stolz sein kann.
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01 We No Who U R
02 Wide Lovely Eyes
03 Water’s Edge
04 Jubilee Street
05 Mermaids
06 We Real Cool
07 Finishing Jubilee Street
08 Higgs Boson Blues
09 Push The Sky Away
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