Mumrunner – Valeriana (+ Albumstream & Vinyl-Verlosung)

Mumrunner – Valeriana (+ Albumstream & Vinyl-Verlosung)

Bittersüß und melancholisch – Finnlands feinster Shoegaze-Export.

Vö: 10.04.2020 Through Love Records LP kaufen

Die erste EP Full Blossom (2015) war ein absoluter Coverkauf und rotierte nicht selten auf meinem Teller. Die ersten Durchläufe allerdings auf 33rpm, weil mir nicht klar war, dass ich es hier mit einer 45rpm EP zu tun hatte und alles trotzdem toll klang. Eher doomig, aber richtig gut.

Den Nachfolger Gentle Slopes (2016) habe ich mir anschließend natürlich ebenfalls gegönnt und auch er wusste zu gefallen. Jetzt, geschlagene vier Jahre später kommen Mumrunner endlich mit ihrem ersten Longplayer um die Ecke und ich bin natürlich sehr gespannt. Die längere Lücke im Lebenslauf erklärt die Band mit Besetzungswechseln zum den schlecht möglichsten Zeitpunkten, aber in Anbetracht dieses feinen Machwerks, würde ich ihnen auch jeden weiteren Grund verzeihen.

Valeriana (zu deutsch übrigens Baldrian) startet direkt mit der ersten Single Foe und macht unmissverständlich klar, wohin die (Traum-)Reise hin geht.

Das Tempo ist recht hoch und einige Verweise in den benachbarten Post-Punk tauchen auf, allerdings geht es hier lange nicht so eintönig zu, wie bei den meisten Bands dieses wiederauferstandenen Genres. In der Musik liegt Elan, die Riffs enthalten versteckte Melodien, setzen sich aus nicht sofort durchsichtigen Mustern zusammen und über allem schwebt ein stets geisterhafter Gesang, mal männlich, mal weiblich, mal beides zusammen.

Das folgende Remember nimmt erst mal den Fuß vom Gas, die Gitarren klingen verträumt und dreampoppig, erzeugen aber ganz wunderbare, einnehmende Harmonien. Es klingt schon alles sehr nach den 1980er Jahren und deren Indie-Helden, allerdings verschleiert kaum zu durchringender Hall die Musik wie hörbarer Nebel, der sich zum Ende hin verdichtet und schließlich verzieht. Sehr schön gemacht!

Mirage lebt von verhaltenen Gitarrentönen, gut durchdachten Riffs und ungewöhnlich treibendem Schlagzeug. Der Bass hat ganz deutlich post-punkige Bezüge, hält sich dafür aber eher im Hintergrund auf, obwohl er die meisten Akzente im Song setzt. Einige filigrane Soli und eine klassische Shoegaze-Sequenz runden das Stück ab. Mehr denn je wird klar, was der Gesang für ein wichtiges Element dieser Musik darstellt. Mehr- ja sogar vielstimmig wird hier gekündet. Auch Easy Life zeigt wieder, dass hier zumeist mehr Anspruch enthalten ist, als in den meisten Werken der aktuell agierenden Szenekollegen. Zwar ist alles leicht ins Ohr zu bekommen, klingt gefährlich und zuckersüß, hat aber dennoch einige Ecken und Kanten. Der Gesang ist zum Erschaudern schön, geisterhaft und diffus.

Das Titelstück schlägt wieder eine etwas andere Richtung ein und startet mit nebulösen Keyboards, zu denen sich schon bald verschwörerische Gitarrentupfer gesellen. Alles klingt künstlich, kalt und technisch, stellenweise regelrecht entrückt. Die Gitarren schwirren sehr umfänglich im Hintergrund, dafür wird auf Gesang verzichtet. Schade, eigentlich. 

Haven beginnt wieder eher schwungvoll und reduziert den sonst sehr inflationär verwendeten Hall etwas. Die Melodien lassen sich mittlerweile als unverkennbar bezeichnen, sind hier auch ausreichend vorhanden, aber nicht ganz so ausladend wie in den vorigen Stücken. Alles schwebt, irgendwie außerirdisch. Das moderate Woe fügt sich perfekt in alles zuvor da gewesene ein, sogar fast ein bisschen zu unauffällig. Das Schlusslicht Transient hingegen fällt durchaus auf und zwar durch seine Stimmung! Es klingt nach Pop und guter Laune, nach Lebensbejahung und es fühlt sich an, als sei mit der Welt alles in Ordnung. Man stellt sich unweigerlich die Frage, warum man nicht öfter so positiv zu Werke gegangen ist. Definitiv einer der schönsten Songs auf Valeriana!

Das ganze Album zeigt die Band deutlich gereifter und erwachsener als noch auf den beiden EPs und es wird weitestgehend auf die ungestüme, zerrige Gitarrenarbeit der Anfangstage verzichtet. Die Band äußert sich wie folgt zu Wachstum und Veränderungen: 

Within the last few years Mumrunner has established as a very exciting prospect to watch, especially within shoegaze/ dream pop circles. With much global blog, radio and media presence aligned with EP releases in Europe and Japan, and their many European tours, the stage has been set for an upcoming debut album „Valeriana“ in March 27th.

In Valeriana, the trippy parts shakes hands with joyful melodies. „We have always been eager to write memorable melodies, and we are able to show even stronger and fuller melody lines and groovier songs on this record,“ says Sauli, the bands main songwriter and guitarist.  

Distortion pedals and academic chord strummings has been put aside, only using those infrequently as an extra flavor. The singing there is still very ethereal and atmospheric with more simultaneous male/female singing. It’s definitely a bona fide dream pop album.

Valeriana is a metaphor of a better immunity for us after all the hassle and troubles we’ve been through during the past two years. Our lineup changed 2/4 during the album’s making process. Nothing dramatic behind the scenes, but the timings for that were shitty. Luckily the new singer & guitarist, Michael and new drummer, Senni has both taken their places in a band very nicely, and we can say, we’re feeling great now with this album and our current situation,” Sauli says. 

Ach ja, ihr zweifelt an meinen Worten? Hört doch selbst:

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Teilnahmeschluss ist der 10. April 2020. Der Gewinner oder die Gewinnerin wird via facebook-Messenger benachrichtigt.

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Von Veröffentlicht am: 26.03.2020Zuletzt bearbeitet: 26.03.2020931 WörterLesedauer 4,7 MinAnsichten: 718Kategorien: Alben, Kritiken, Streams, Win mit PinSchlagwörter: , 2 Kommentare on Mumrunner – Valeriana (+ Albumstream & Vinyl-Verlosung)
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Über den Autor: Steffen Eggert

Ich bin 37, verheiratet, habe zwei Töchter, lebe in Bayern und bin im echten Leben Sozialpädagoge. Meine musikalischen Wurzeln liegen grundsätzlich im Bereich Indie, Punk und im klassischen Heavy Metal, bin aber eigentlich offen für alles, solange es gut gemacht ist...

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2 Comments

  1. Florian Gropp 20.06.2020 at 10:44 - Reply

     

  2. Florian Gropp 09.06.2020 at 03:01 - Reply

     

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