Motorpsycho – The Crucible

Motorpsycho – The Crucible

Weiterhin ungemein produktiv zimmerten unsere Lieblings-Norweger kurzerhand einen feinen Turmanbau.

Vö: 15.02.2019 Stickman Records iTunes LP kaufen

Die Wörter Stagnation, geschweige denn Stillstand scheint es im Universum dieser umtriebigen Nordlichter von Motorpsycho nicht zu geben.

Noch nicht allzu lange ist es her, als die Motorpsycho-Urgesteine Hans Magnus Ryan und Bent Sæther mit ihrem neuen Schlagstockschwinger Tomas Järmyr gen Ende 2017 ihren musikalisch wohlstrukturierten Turm im Longplayergewand erbaut haben.

Das Artwork dazu rief Assoziationen zum Turmbau zu Babel hervor, ein klares Statement, wenn man so versiert, durchdacht und klar definiert ans musikalische Schaffen geht wie unsere Motorpsychos.

Zumindest die drei sprechen eine gemeinsame Sprache. In ihrem Turm verschaffen sie uns nun Zutritt zu drei weiteren Turmzimmern. Klar erhörbar als Zusatzquest zu ihrem „The Tower“ und auch die visuelle Aufmachung knüpft augenscheinlich daran an.

Seit „The Death Defying Unicorn“ sollte klar sein, wie übermächtig das Gespann Ryan/Sæther im Schreiben von Konzeptalben ist, die auch trotz Mitwirkung von zusätzlichen Künstlern mit durchsetzungsstarkem Instrumentarium, einfach eindeutig als Motorpsycho identifiziert werden können.

Toll ist auch, dass die vielen über die Jahre gegangenen Wege nicht in Vergessenheit geraten sind, sondern im Gesamtbild eine immer größere Karte bilden.

Auf der unsere Heroen kontinuierlich umherreisen und stets genau wissen, wo sie sich befinden. Unter anderem beinhaltet der vielseitige Klangkosmos von Motorpsycho spätestens seit Phanerothyme/It’s a Love Cult auch eine starke sgt.peppereske Schwingung in den Gesangsharmonien/Melodiebögen, welche schwer zu verneinen ist.

Obwohl lediglich drei Stücke auf dem Tracklisting aufgeführt sind, enthält dieser Release fast 40 Minuten Musik. Der Opener „Psychotzar“ wird transportiert von einem wohligen Tieftonvehikel mit 70s Flair das von wuchtigen Riffs angetrieben wird, inklusive mit gerade erwähnten Gesangsharmonien. Sicherlich ist der Dreck aus den Anfangstagen längst herausgefiltert und passé, doch die Heavyness wurde geschickterweise bewahrt.

Was nun die drei in der Mitte von „Lux Aeterna“, das mal eben die 10-Minuten-Grenze knackt, zu dieser kurzen Free-Jazz-Abfahrt geritten hat, kann uns vielleicht Tomas Järmyr verraten. Immerhin tourten alle zusammen nach den ersten gemeinsamen Aufnahmen lustig durch die Weltgeschichte und vollbrachten ihre Musikwunderwerke live und ungezähmt auf zahlreichen Bühnen. Bewährungsprobe bestanden, gemeinsam gewachsen, mutig wie ein Motorpsychonaut mit seinen beiden Kollegen den kreativen Schulterschluss wagend und sich auf titanische Augenhöhe begeben.

Das Herzstück „The Crucible“ nimmt die gesamte B-Seite in Anspruch und bietet wirklich erneut einen herrlichen Progzirkus mit allem was das Psychonauten-Herz begehrt.

Besonders bei einer langlebigen Band wie dieser steht man als Anhänger bei jedem neuen Album vor der Entscheidung, die eventuell mitgebrachte musikalische Weiterentwicklung mitzugehen oder nicht. Manche heißverliebte Psychonauten haben vielleicht schon nach „Soothe“ nicht mehr die „Demon Box“ angerührt, da ihre Motornauten plötzlich mehr trällerten als so schön schrien wie zuvor. Spätestens bei den Country-Eskapaden der „The International Tussler Society“ war bestimmt für einige der Ofen der aufmerksam-begeisterten Neugier aus. Damalige Hipster-Alben der Alternative-Szene fanden sich mit „Blissard“ und „Trust Us“, die wiederum herrlich flirrenden Gitarrenharmonien dans moderne machten und in aller Ohren brachten. Unterhält man sich in der Psychnonauten-Szene, so gibt es tatsächlich altverliebte Piloten, die erst beim Namen „Heavy Metal Fruit“ aufgeweckt wurden und die Hippie-Pop-Zuckersüße Aera um oben schon erwähnte „Phanerothyme“, „It’s a Love Cult“ und „Let them Eat Cake“ schlichtweg überhört haben. Schade. Somit haben diese armen Seelen auch das ultracoole „Barracuda“ verpasst, auf dem das ureigenste Bedürfnis „es mal so richtig trocken krachen zu lassen“ aufs schönste zelebriert wird. Eventuell auch vorgespult wurde dann die Stoner-Prog-Phase mit „Black Hole/Blank Canvas“, „Little Lucid Moments“ und „Child Of The Future“. Welche musikalisch gehört irgendwie logischerweise zur darauf folgenden Schwermetallfrucht führen musste.

Wieder angelockt durch den versprochenen und servierten (versierten?) Metalcrunch im Spacerockgewand stellten sie gerade zurückgewonnene Seelen auf eine abenteuerliche Probe.

Motorpsycho and Ståle Storløkken – The Death Defying Unicorn. Und hier sind wir nun. Auch Ich habe etwas vorgespult und möchte noch „Still Life With Eggplant“, „Behind the Sun“ und „Here Be Monsters“ näher in Ohrenschein nehmen, immerhin die Abschlusstriade von Drummer Kenneth Kapstad. In dieser Zeit beschäftigte ich mich jedoch nicht nicht mit Motorpsycho, sondern kümmerte mich um erwähntes Einhorn, „En Konsert For Folk Flest“ und „Begynnelser“. Aus der Rezension vom vorletzt genannten noch ein Zitat zum Abschluss…

„Ein Konzept-Album in Progressive-Rock-Rein-Kultur von schier unglaublichen Ausmaßen. Rein von der Beschreibung her müsst ich eigentlich brechen. ABER HÖR DIR DAS MAL AN. HAMMER KNALLER BAM BAM BAM.“

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Von Veröffentlicht am: 11.02.2019Zuletzt bearbeitet: 24.05.2019760 WörterLesedauer 3,8 MinAnsichten: 793Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on Motorpsycho – The Crucible
Von |Veröffentlicht am: 11.02.2019|Zuletzt bearbeitet: 24.05.2019|760 Wörter|Lesedauer 3,8 Min|Ansichten: 793|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: |0 Kommentare on Motorpsycho – The Crucible|

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Über den Autor: Holger Schilling

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