Messer – No Future Days
Die Bedeutung des Titels der vierten Langspielplatte der Gruppe Messer hat sich repetitiv durch die Geschichte der Band gezogen, jedoch beruft sich diese auf keinem ihrer Alben auf die gleichen Einflüsse, sie hat sich wie kaum eine zweite Band aus Deutschland weiterentwickelt.
Vö: 14.02.2020 Trocadero LP kaufenVier lange Jahre sind vergangen, Jalousie hat im Jahr 2016 einen kleinen Vorgeschmack von dem gegeben, was uns jetzt auf No Future Days präsentiert wird.
Messer setzen genau dort an wo sie aufgehört haben und bringen ihr musikalisches Schaffen auf ein neues, unerwartetes Level. Dass wir hier keine düstere Postpunk Scheibe mit verzerrten Gitarren und teilweise selbstzerstörerischen Texten à la Max Müller zu Mutters Zeiten erwarten können, das haben die Vorboten schon andeuten lassen.
Vielmehr setzen Messer noch mehr als je zuvor auf die Rhythmusgruppe. Fast unvorstellbar, bedenken wir, dass teilweise ein Percussionist mit an Bord war.
Inzwischen wieder zum Quartett geschrumpft, und das ist lediglich auf die Personenanzahl bezogen, schafft die Band ein Meisterwerk welches musikalisch neue Wege erkundet und trotz allem an Post-Punk und No-Wave-Bands der 80er Jahre erinnert.
So würde ich jeweils das Zweitwerk von Gang of Four sowie Bauhaus als Referenz ziehen. Die eh schon tanzbaren Songs der wirklich überragenden Erstlinge wird vom Funk und Dub beeinflusst, was sich hauptsächlich durch den Bass bemerkbar macht.
Pogo McCartney ist der geheime Star auf No Future Days, ein fantastisches, fast anmutendes Zusammenspiel zwischen Bass und Drums bestimmt einen Großteil der Faszination gegenüber des Albums.
Einige Elemente in den 9 neuen Songs erinnern auch an poppigere Vorbilder, das Schlagzeug und die Percussions entleihen sich Ideen der Remain the Light, die Gitarre klingt, leicht angeflanged, wie auf dem Debut von Orange Juice, verrücktere Parts hingegen müssen sich vor No-Wave-Helden wie James Chance oder auch DNA nicht verstecken.
Das Songwriting gestaltet sich noch tighter, obwohl das schon immer eine der ausgeprägten Stärken der Band darstellte, obendrein spielen die vier so grooveorientiert wie nie zuvor.
Hendrik Otrembas Stimme wird dieses Mal ein wenig anders eingesetzt als zuvor, sie dient mehr als Instrument und verschwimmt mit der Instrumentengruppe, teilweise strotzt auch sie nur so vor Effekten und erschafft dadurch wie selbstverständlich einen Soundteppich welcher maßgeblich dazu beiträgt, No Future Days immer wieder aufzulegen.
Wenige Bands schaffen es über einen langen Zeitraum, über vier Alben, eine solche Faszination aufrecht zu erhalten wie Messer es tun. Jedes Album bietet mehrere Überraschungen, No Future Days hingegen stellt eine einzige, überaus positive Überraschung dar. Eine Melange aus Post-Punk, Wave, Dub, Funk und Reggae, dazu wie gewohnt ein Otremba in Höchstform und sich selbst übertreffende Musiker an den Instrumenten. Das vierte Album stellt den Höhepunkt des Schaffens der Gruppe Messer vom Planeten Erde dar. Was da noch kommen soll? Ich denke, dass uns selbst die Band diese Frage nicht beantworten könnte zum jetzigen Zeitpunkt.
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