Lightning Bolt – Sonic Citadel

Lightning Bolt – Sonic Citadel

Seit über 20 Jahren und aktuell acht Albumveröffentlichungen ist Lightning Bolt für Drummer Brian Chippendale und Bassist Brian Gibson eine Spielwiese, auf der sie sich mit ihren sonischen Attacken austoben.

Vö: 18.10.2019 Thrill Jockey LP kaufen
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Jedes neue Album der beiden Ausnahmemusiker ist eigentlich ein Spektakel für sich, denn sie spielen seit vielen Jahren quasi außer Konkurrenz und verteidigen die Schallfestung eines hyperaktiven Noise-Rocks, wie er außer von Ihnen so kaum noch interpretiert wird. Während ihrer Anfangszeit auf dem ebenfalls in Rhode Island operierenden Label Load Records erzielten die beiden Brians mit ihrem frenetischen, improvisierten Hypergeschwindigkeitsgebolze vor allem auch dadurch große Aufmerksamkeit, indem sie sich (noch bis 2014) mit ihrem Equipment vornehmlich im Publikumsraum positionierten, um dort ihren Sound- Overkill Nase an Nase mit ihren Fans zu zelebrieren. Die Vocals von Drummer und Sänger Chippendale werden dabei stets von einem Telefonmikrofon generiert, welches in eine Maskierung direkt vor seinem Mund eingearbeitet ist und durch einige Effektsignale gejagd wird. Kein Wunder also, dass das Duo schnell großes Aufsehen im Underground erregte. Die Alben Wonderful Rainbow (2003) und Hypermagic Mountain (2005) sind auch heute noch die stärksten Dokumente ihres sonischen Terrorismus.

Auf dem neuen Album Sonic Citadel verfolgen die Doppel-Brians die Ideen der direkten Vorgängeralben Fantasy Empire (2015) und Oblivion Hunter (2012) weiter, nämlich songdienliche Strukturen und aurale Strapazierung auf bestmögliche Weise in Einklang zu bringen. Und man muss tatsächlich sagen, dass ihnen dieses mit Sonic Citadel hervorragend gelungen ist, denn Chippendale und Gibson spielen hier wahrscheinlich die besten Songs ihrer Karriere.

Der Opener Blow To The Head ist eine ungeheuerliche Gehörgangwalze, die, ebenso wie das krachende Big Banger oder auch Bouncy House, beste Erinnerungen an altes, entfesseltes Riffgetöse à la Assassins oder Dracula Mountain von Wonderful Rainbow aufkommen lassen.

Die beiden im Vorfeld ausgekoppelten Songs Air Conditioning und USA is a Psycho, aber auch Halloween und vor allem Hüsker Don’t sind dann wiederum hervorragende Beispiele dafür, wie Lightning Bolt auf ihre ganz eigene Weise Hooks und Melodien verarbeiten.

Gerade auf letzterem Track klingt das Ganze schon sehr nach einer liebevollen Hommage an Bob Mould & Co und lädt schon beinahe zum mitsingen ein. Einen erheblichen Anteil daran haben sicherlich die etwas klarer wirkenden Vocals, die zwar immer noch gehörig verzerrt sind, aber im Kontext der Songs doch besser zur Geltung kommen. Aber keine Angst, der Sound der beiden Brians ist nach wie vor in peitschenden Snareschlägen und ohrenbetäubendem Reverb eingebettet. Der Schlußtrack Van Halen 2049 entfesselt dann auf einer Spiellänge von 9 Minuten den puren auralen Missbrauch früherer Tage und beendet mit sich permanent mäandernden Noise-Chaos ein absolut grandioses, neues Lightning Bolt Album, auf dem jeder Song eine andere Facette ihres Könnens zeigt.

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Von Veröffentlicht am: 19.11.2019Zuletzt bearbeitet: 21.11.2019477 WörterLesedauer 2,4 MinAnsichten: 745Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: , 0 Kommentare on Lightning Bolt – Sonic Citadel
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Über den Autor: Jens Broxtermann

"Most of it is crap. In all forms of music. Find the little diamonds here and there in a bunch of shit. That’s how it happens. To me. And that’s how it’s always been. I never thought that there’s a golden era of any type of music. There are just as many crappy bands 30 or 40 years ago as are now." (Buzz Osbourne, (the) Melvins)

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