KRITIK: Winter Severity Index – Disgelo

KRITIK: Winter Severity Index – Disgelo

Winter Severity Index aus Rom programmieren euch ihr drittes Album Disgelo.

Simona Ferruci geht mit ihrem Projekt in die verflixte dritte Runde und in der Vorbereitungsphase erschloss sich noch nicht ganz, ob das Album aufgrund der Pandemie wieder dunkler ausfallen würde, ein Stilwechsel ansteht oder der Sound von Winter Severity Index einfach nur, so wie bisher weiterentwickelt wird.

Selbst eine im Vorfeld geteilte Cover-Version von The Velvet Underground & Nico gab wenig Informationen in Richtung Disgelo preis. Purple Lips erschien im Original 1981 auf Nicos Album Drama Of Exile, das wie seine Vorgänger zu den Forschungsarbeiten in Richtung Abstract, New Wave und Gothic gilt.

Steuerten Winter Severity Index schon 2014 eine vorzügliche Interpretation von Joy Divisions Candidate für die nur digital verfügbare Compilation 3.5 Decades bei, fand sich dieses Stück auf der CD-Zusammenstellung Katabasis berücksichtigt und wurde dem schweren Erbe gerecht, nicht an dem Klassiker zu scheitern, sondern behutsam die Spannungsbögen intensivierte..

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Frau Ferruci spielt, programmiert weiterhin Gitarre, Bass, Drums im Alleingang und wird live in Action von Alessandra Romeo unterstützt, die ihre eigenen Modulationen auserwählten Synthesizer und Keyboards entlockt. Und das, was nach Betätigen der Start Taste aus den Lautsprechern tuckert, greift mehr Synthie-Pop und Sequenzen einer Spätsiebziger Welle an Klangkünstler:innen auf und klingt deutlich positiver als noch auf dem zweiten Album Human Taxonomy von 2016.

Simonas Vocals singen aufgeklärt und eingängig, was wiederum sehr gut zu den noch elektronischer angehauchten Tracks passt. Mehr John Carpenter, Captain Future und Referenzen an den leider kürzlich verstorbenen Klaus Schulze und durch die Subtraktion des dunklen Post-Punk entsteht ein fast schon visionärer Sound, der super in die aktuelle Staffel der Stranger Things gepasst und mit den Instrumentalstücken zu einer geschlossenen Einheit verschmolzen wäre.

Fernweh, der dritte Song des Albums, lüftet dann das kleine Geheimnis, denn Simona erinnert mit ihrem eingesetzten Gesangsstil an Nico zu ihrer besten Schaffensphase und versprüht eine Menge Esprit, während Alessandra ihr einen detaillierten Teppich aus modulierenden Frequenzen und in Halbton vorrückende Harmoniesequenzen, zusammenwebt.

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Auch die „Priesterin der Finsternis“ Nico, geborene Christa Päffgen, verstorben am 18.Juli 1988 auf Ibiza, Schauspielerin und ehemaliges Model nutzte die Wechselwirkung von englischen und deutschen Songtiteln. Unsere Ohren vernehmen einen elektronischen Schellenkranz in The Tide, der die Spritzer einer nostalgischen Romantik wie sie auf jeder guten Synthie-Pop-Wave-Party von DJs beim Auflegen nach Mitternacht erzeugt werden. Golden Age/Labyrinth Of Memories weicht keinen Millimeter auf der zuvor angeeigneten Sektion des marmorierten Tanzflächenbodens davon ab. Cause and Effect und Another Women entpuppen sich, ausgestattet mit dezenten Lichteffekten als willkommene Lieder um die Nacht zum Tag tanzen zu lassen.

Wenn ihr jetzt noch Elan in euren Beinen verspürt, Un Roseau Pensant klingt stattlich, einleitend oder überleitend in einer Setlist, in der auch Anne Clark, The KVB, Drab Majesty, Boy Harsher zusammengemixt werden und wenn die ersten drei Minuten des Tracks durch eure Gehörgänge glitten, ist auch dieses kleine Geheimnis spätestens gelüftet, erklärt von selbst warum die britische Poetin an die erste Stelle der Referenzen trat.

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Von Veröffentlicht am: 18.08.2022Zuletzt bearbeitet: 18.08.2022533 WörterLesedauer 2,7 MinAnsichten: 616Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on KRITIK: Winter Severity Index – Disgelo
Von |Veröffentlicht am: 18.08.2022|Zuletzt bearbeitet: 18.08.2022|533 Wörter|Lesedauer 2,7 Min|Ansichten: 616|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: |0 Kommentare on KRITIK: Winter Severity Index – Disgelo|

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Über den Autor: Nico Pfueller

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