KRITIK: Tocotronic – Nie wieder Krieg

KRITIK: Tocotronic – Nie wieder Krieg

Mit Nie wieder Krieg veröffentlicht die Gruppe Tocotronic am heutigen Freitag ihr bereits 13. Album.

Wie zu jeder Neuveröffentlichung der ehemaligen Hamburger Schule Elite stehen die Hörer:innen vor einem zuerst zu erkennenden Meisterwerk, welches im ersten Moment vielleicht eher fragende, teils eventuell sogar verwirrte, Gesichter hinterlässt. Dirk von Lowtzow entfernt sich wieder von der deutlich autobiographischen Erzählung welche auf Die Unendlichkeit noch als Leitmotiv zu verstehen war. Die Texte versuchen die flüchtige Stimmung der Gegenwart auszuloten und diese in „Lyrics and Music gegen die Vereinzelung“ zu bannen, wie es in dem schon vor fast zwei Jahren schon veröffentlichten Hoffnung heißt.

Selbst bezeichnet die Band Teile des Langspielers als Rückkehr zur eigenen Leidenschaft des Sloganeering. Logisch wenn Titel wie Jugend ohne Gott gegen Faschismus oder auch Komm mit in meine freie Welt auf der Rückseite des Covers mit dem schlicht gehaltenen Artwork zu finden sind. Nicht nur dies ist ein Zeichen zur Rückbesinnung, auch haben die vier Herren seit einigen Jahren wieder den geglückten Versuch unternommen einige Stücke live einzuspielen, wobei die Live-Vocals die größte Herausforderung gestellt haben – pure Vernunft darf niemals siegen.

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Die Songs handeln von allgemeiner Verwundbarkeit, seelischer Zerrissenheit und existenziellem Ausgeliefertsein. Und weil alles wie immer bei Tocotronic irgendwie einen Sinn zu ergeben scheint ist es auch nicht verwunderlich, dass Dirk von Lowtzow teilweise lyrisch hochtrabend durch einen Song gallopiert um dann plötzlich über eine öde Tiefkühlpizza und den vermeintlichen Versuch singt diese mit Dosenchampignons aufzupeppen. Die Instrumentalisierung wirkt, trotz wahrscheinlicher, pandemiebedingter Schaffenspause, extrem harmonisch, Rick McPhail kreischt mit seiner Gitarre in Gesangspausen und schreibt wie gewohnt Melodien welche sich nach Verbundenheit und Geborgenheit anfühlen, Arne und Jan stellen auf Nie wieder Krieg eine recht ungewohnt präsente Rhythmusgruppe dar, die die Schleife um das musikalische Geschenk bindet, welches Tocotronic uns im Januar 2022 machen und alles zusammenhält.

Eine weitere Premiere stellt das Feature mit der sehr talentierten Soap&Skin dar, mit deren Hilfe das gefühlsgeladene Stück Ich tauche auf schon jetzt zu einem der Besten deutschsprachigen Stücke wurde.

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Weiter war natürlich auch wieder Stammproduzent Moses Schneider an Bord, welcher inzwischen die siebte Platte der Band aufgenommen und produziert hat. Der Feinschliff im Mix stammt von Michael Illbert. Es ist zu vernehmen was Tocotronic in ihrem Informationsschreiben anmerken, nämlich, dass das Material im Produktionsprozess immer weiter verdichtet wurde. Krachende Noise-Indie-Hits stehen mit kunstvollen Arrangements (Friedrich Paravicini) bestückten Balladen gegenüber.

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Nie wieder Krieg funktioniert, ohne es offiziell sein zu wollen, als Konzeptalbum grandios – hört ihr das Album an einem Stück ereilt euch das Gefühl, ihr hättet es mit einem kleinen Roman oder Film zu tun.

Release Livestream & Radiokonzert: 28.01.22, 19 Uhr auf YouTube Tocotronic & radioeins

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Von Veröffentlicht am: 28.01.2022Zuletzt bearbeitet: 28.01.2022490 WörterLesedauer 2,5 MinAnsichten: 791Kategorien: Alben, Kritiken0 Kommentare on KRITIK: Tocotronic – Nie wieder Krieg
Von |Veröffentlicht am: 28.01.2022|Zuletzt bearbeitet: 28.01.2022|490 Wörter|Lesedauer 2,5 Min|Ansichten: 791|Kategorien: Alben, Kritiken|0 Kommentare on KRITIK: Tocotronic – Nie wieder Krieg|

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Über den Autor: Alexander Koch

Alexander Koch tippt aus Hobby. Auf die Frage welche Musik er gerne hört, kann und will er nicht mit einem einzigen Genre antworten. Selbst Mitglied in mehreren Bands und einer Konzertgruppe, die seit 2013 Bands wie Motorama, Drangsal, Die Nerven, Isolation Berlin oder auch Gurr nach Saarbrücken einlädt.

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