KRITIK: Thrice – Horizons/East

KRITIK: Thrice – Horizons/East

Thrice haben ein neues Album am Start und es ist richtig, richtig gut.

Nachdem sich Thrice 2011 mit Major/Minor in eine Pause bis ins Ungewisse verabschiedet hatten, hinterließen sie eine Lücke. Das Comeback 2016, To Be Everywhere Is To Be Nowhere, schloss genau an derselben Stelle an, war aber (trotz kommerziellen Erfolgs) nicht die musikalische Offenbarung, ebenso wie das darauffolgende Album Palms. Es war ein bisschen so, als hätten es sich Thrice in ihrem Sound bequem gemacht – kaum noch etwas war zu hören von der Band, die auf Vheissu oder The Alchemy Index die Grenzen ihres eigenen Sounds immer weiter auslotete oder die auf Beggars einen starken Song nach dem anderen raushaute (auch wenn viele Fans Beggars nicht mögen: Das Album ist unfassbar gut). Bis jetzt. Mit Horizons/East legen Thrice das beste Album seit Beggars vor.

Schon ab dem ersten Song The Color of the Sky wird klar, dass es hier nicht so weitergeht wie vorher. Schon die ersten Delayschleifen und der 80s-Subsynth, die zunächst alleine Dustin Kensrue unterstützen bevor leichte Drums dazukommen. Man merkt sofort, dass Thrice sich beim Songwriting neu herausgefordert haben und neue Inspiration gesucht und gefunden haben. So direkt klang Dustin Kensrues Stimme lange nicht mehr, gerade wenn man den Sound auf Palms vergleicht, wo Kensrue immer etwas entrückt wirkte. Hier klingt er, als würde er direkt in meinem Kopf singen. Man hört die Anstrengungen der letzten Jahre, all das Schreien und Leiden, das seine Stimme irreparabel beschädigt hat. Und doch trifft er jeden Ton, gleichzeitig tut es weh beim hören – körperlich wie emotional.

Auch der folgende Song, Scavengers, macht damit weiter mit seinem ungerade wirkenden Takt des Haupt-Riffs. Der Refrain und das Ende des Songs machen deutlich: Thrice sind noch immer eine verdammt großartige Band mit verdammt grossartigen Songs. Das geht auf Buried in the Sun oder Summer Set Fire to the Rain genauso weiter – richtig gut.

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Etwas unangenehm ist eigentlich nur der Refrain von The Dreamer. Denn nach der quasi geschrieenen spoken-word-like Strophe folgt ein Refrain, der irgendwie nach Männern mit lichten Haaren klingt, deren Bäuche unter den verwaschenen Bandshirts von vor 20 Jahren herausflippen, während sie mit erhobenen Fäusten vor der Brust mitschmettern. Irgendwie seltsam, dass man den Refrain dann doch nicht aus dem Kopf bekommt.

Alle anderen Songs sind großartig und zeigen eine Weiterentwicklung, die ich nach den letzten beiden Alben so nicht erwartet hätte – ich dachte wirklich, bzw. befürchtete, dass es sich Thrice in „ihrem Ding“ bequem gemacht hätten. Ich bin so froh, dass ich damit falsch lag.

Es ist natürlich nicht so, dass Thrice jetzt auf einmal Techno machen, aber es gibt überall neue Sounds zu entdecken und neue Songstrukturen zu bestaunen – gleichzeitig sind die epischen Thrice Refrains noch da und Thrice unverkennbar.

Es noch immer ist es der Wahnsinn, wie die beiden Gitarren sich ergänzen und nie (!) dasselbe spielen, sondern jeweils für sich schon für eine einzelne Band reichen würden. Der Bass setzt sich ebenfalls perfekt ab und ist im Sound super nuanciert und gibt jedem Song zusammen mit den Drums, den Keyboards eine individuelle Stimmung. Und wie schon gesagt: Die Vocals klingen wirklich super, deutlich besser als zuletzt.

Ich sag es jetzt einfach mal: Horizons/East ist ein richtig gutes Album und schon jetzt sicher unter meinen Alben des Jahres.

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Von Veröffentlicht am: 24.09.2021Zuletzt bearbeitet: 24.09.2021581 WörterLesedauer 2,9 MinAnsichten: 1529Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on KRITIK: Thrice – Horizons/East
Von |Veröffentlicht am: 24.09.2021|Zuletzt bearbeitet: 24.09.2021|581 Wörter|Lesedauer 2,9 Min|Ansichten: 1529|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: |0 Kommentare on KRITIK: Thrice – Horizons/East|

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Über den Autor: Arne Krause

Mein Fokus bei PiN liegt auf Neoklassik, Ambient, Progressive Rock, Post Rock und Electro. Und allem dazwischen (außer Indie).

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