KRITIK: The Waltz – Looking-Glass Self

KRITIK: The Waltz – Looking-Glass Self

The Waltz beheimatet in Kontrijk (Belgien), einer 77.000 Einwohner starken Provinz in Westflandern, gingen mit jedem Schritt gemäß der Abstandsregeln sicher dem Release ihres ersten Albums entgegen.

Mit jedem Schritt nach vorne deuteten die im Abstand von 2 Monaten veröffentlichten Songs Flowers und Red-Orange Moon ihr 11 Stücke umfassendes Debüt an. So richtig festlegen lassen wollen sich die 4 jungen Herren aber nicht, ist die hauseigene Palette an Zutaten doch immens umfangreich aufgestellt und spannt noiserockige Anflüge zwischen Math-Rock-Parts, die gekonnt auch gerne in eine ausufernde Passage münden dürfen.

Der Ansatzpunkt, den The Waltz hierbei zu verfolgen scheinen, schält sich im Vergleich zu deutlich härteren Genre-Bands eher Alternativ- beziehungsweise Emo-rockiger aus den Effektgeräten.

Die aktuelle dritte Single wurde bewusst herausgepickt und zementiert eindeutig den facettenreichen Eindruck den uns The Waltz schon mit den ersten beiden Tracks servierten. Enter The World spielt mit einer Prise Dadaismus, die Benoit Lafaut aus seinem Synthesizer in Richtung Tanzfläche schlingern lässt, um sich luftig an die moshig gesetzten Breakdowns heranzupirschen und mit den daraus entstehenden Wechseln einen beatlosen Gesangspart aufzufangen.

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Kontrastprogramm pur, skippt man direkt zur allerersten Single Flowers, in der Sänger Kevin Anne Vokalharmonien unverzerrt einsetzt, so dass ich mich durchaus zu Jeremy Enigk von Sunny Day Real Estate in ihrer Spätphase teleportiert sehe.

Benoit lässt im krachigeren Parts des Refrains schön dissonant bratzende Gitarrenriffs sprechen, die ebenfalls aus seiner Feder stammen. Blanke Euphorie, in beiden fließend verbundenen Teilen verhakt, die auch ineinander gegossen einen kleinen blumigen Hit mit Wiedererkennungswert initiiert.

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Da der gleichnamige Opener nur als Intro fungiert, gehören All The Rage und auch Red-Orange Moon zu den abgefahrenen Songs, die sehr auf Durchschlagskraft bedacht sind, bei denen Screams und quäkig modulierende Synthie-Töne sich ordentlich austoben dürfen ohne den Fluss des Albums zu verlieren. Die druckvollen Griffe von Bassist Arne Vanhoutteghem versprühen dabei ein schönes schräges Gefühl, wie wir es in der Schule des New York No Waves kennen- und schätzen gelernt haben. Überhaupt gesellt sich dabei ein freakig schiebendes Flair dazu, wie es vor einer Dekade spielend leicht These Arms Are Snakes zu fabrizieren wussten. Dictator wartet dann plötzlich mit exaltierenden Effekten in der Melodieführung auf und möglicherweise sind die Burschen ja Fans von Shellac, Idles oder The Mars Volta zu gleichen Prozentsätzen.

Um uns allen eine Verschnaufpause zu verschaffen, lässt Looking-Glass Self den Necrassary Evil zu Beginn seinen Sänger zurückhaltend in eine Grungewelle schlüpfen um auf der Schneise der Entspannung einen weiteren Song mit sofortigem Ohrwurmcharakter freizuschaufeln. Schadenfreude klingt wie ein The Fall-Track im Noise-Rock-Korsett, der stoisch an seinen Bestandteilen festhält und keine Probleme damit hegt eine Frage monoton und eindrucksvoll zu wiederholen, die Schlagzeuger Sybe Versluys treibend hervorhebt.

Am vorletzten Song des sogenannten Wechselbades der Gefühle angelangt, werden mathematisch, entgegen laufenden Bassspuren von den Stimmen hoch gepusht, bis die Gitarre kathartisch und zerrend voll auf Atonalität setzt und das Lied unangekündigt aussetzt. Niemand würde damit rechnen, dass nach diesem Ausbruch namens Egocide, The Waltz mal eben so, als sei es das Normalste der Welt, ihren fordernden Erstgeborenen salopp gesagt akustisch ausklingen lassen würden.

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Gekonnt angeordnete Ruhepole wechseln sich stetig mit chaotischeren, mal krachig, mal dissonant agierenden Versatzstücken ab, vergessen dabei keineswegs ein gesundes Maß an Abwechslung und es erstrahlt ein Album zwischen Post-Punk, Noise-Rock und Einfallsreichtum in seiner Konsequenz.

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Von Veröffentlicht am: 19.02.2022Zuletzt bearbeitet: 19.02.2022599 WörterLesedauer 3 MinAnsichten: 629Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on KRITIK: The Waltz – Looking-Glass Self
Von |Veröffentlicht am: 19.02.2022|Zuletzt bearbeitet: 19.02.2022|599 Wörter|Lesedauer 3 Min|Ansichten: 629|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: |0 Kommentare on KRITIK: The Waltz – Looking-Glass Self|

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Über den Autor: Nico Pfueller

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