KRITIK: Runnner – Always Repeating
Unter dem Namen Runnner verbirgt sich der amerikanische Singer-Songwriter Noah Weinman. Mit Always Repeating veröffentlicht er quasi sein Debütalbum, auch wenn viele Tracks hier zur Wiederaufführung kommen. Ein großartiges Album eines musikalischen Tausendsassas.
Auch wenn Noah Weinman noch nicht so viele Spuren in der internationalen Musikszene hinterlassen hat, einen prominenten Fan der ordentlich für Crosspromotion sorgt, hat er hierzulande bereits. Der Rapper Casper wird jedenfalls nicht müde, bei sich bietenden Gelegenheiten die Musik von Runnner anzupreisen. Ob dies einen durchschlagenden Effekt hat, kann man jetzt noch nicht beurteilen. Der Folksound von Weinman ist jedenfalls nicht auf Hit getrimmt, aber gekreuzt mit einer süchtig machenden Melancholie.
Retrospektive Würdigung
Always Repeating zeichnen zwei Besonderheiten aus. Zum einen ist das komplette Album von Noah Weinman selbst eingespielt worden. Dabei beschränkte sich der Musiker aber nicht auf das dominierende Saiteninstrument, sondern legte ebenfalls Spuren für Banjo, Bass, Klavier oder Synthies an. Zum anderen sind die Songs auf dem Album nicht wirklich neu. Die zehn Tracks setzen sich aus fünf neu aufgenommenen Versionen von Songs seines 2017er Release Awash und der im vergangenen Jahr erschienenen One of One-EP zusammen. Auch wenn das Album ohne große klangliche Neuerfindungen daherkommt, darf man Always Repeating seinen „Gelungen“-Stempel daruntersetzen. So erscheint einem das Album als retrospektive Würdigung. Sowohl was die eigenen Songs von Weinman angeht, als auch die Würdigung seiner musikalischen Vorbilder. Seien es Bon Iver, The Microphones oder Julien Baker. Eine illustre Runde die man durchaus als Referenzen nennen darf.
Als Opener positioniert Weinman mit Monochrome direkt einen besonderen Track:
„Der Song fühlt sich an, als sei es der allererste Song von Runner, obwohl er nicht gerade der älteste aus meiner Sammlung ist“, erklärt Weinman. „Nachdem ich ihn geschrieben hatte, wusste ich sofort, dass ich mich unwohl damit fühlen würde, ihn als Song für meine damalige Band zu veröffentlichen. Ich vermisste meine Freunde enorm und sie schienen alle so unerreichbar weit weg zu sein, dass es sich so anfühlte, sie hätten nie existiert.“
Er fügt hinzu: „Es geht um Erinnerungen allgemein und wie schwer es sein kann, sich an etwas in all seinen Farben und Details zu erinnern. Ein Teil von mir kämpft dagegen an und versucht, alle Erinnerungen möglichst gut aufrecht zu erhalten – aber ein Teil findet sich auch damit ab, dass das einfach nicht funktioniert.“
Gewürzt mit nostalgischer Note
Die nostalgische Note mit der Monochrome gewürzt wurde, kann Weinman direkt für die nächsten Nummern konservieren. Urgent Care, Awash und auch Bodysurfing drücken bei mir alle ganz ähnliche Knöpfe. Und bevor man im Einheitsbrei zu versinken droht, wird mit Trumble Bed ein anderer Akzent gesetzt. Der ruhige, getragene Song schielt dabei glatt etwas verschämt zu Springsteen rüber und erinnert leicht an die Balladen des Bosses.
Die B-Seite des Albums besteht aus der 2020 erschienenen One Of One EP. Diese Stücke wurden vermutlich nicht neu eingespielt, denn sie klingen zu sehr nach Band, als nach One-Man-Show.
Unterm Strich liefert Runnner ein ganz wunderbares Album, das in seiner Mixtur ganz hervorragend funktioniert. Egal ob neue Songs oder alte, ob ein Mann Akustik Nummer oder kompletter Bandsound. Die Nummern existieren alle wunderbar nebeneinander. Dabei könnte man fast sagen, dass Weinman seine Stücke so behandelt wie liebevolle Eltern ihre Kinder. Die einzelnen Songs brauchen nämlich nicht unbedingt Hitpotential um innig geliebt zu werden.
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