KRITIK: Lustmord & Karin Park – Alter

KRITIK: Lustmord & Karin Park – Alter

Den Preis für das Sommer-Album 2021 werden Lustmord & Karin Park wohl eher nicht einheimsen, stattdessen vergebe ich hiermit den ungekrönten ersten Platz für die ungewöhnlichste Kollaboration des Jahres.

Karin Park, erfolgreiche Pop-Sängerin aus Norwegen und zugleich eine Hälfte der Noise-Metal-Band Arabrot, kollaboriert mit Lustmord. Hinter Lustmord verbirgt sich der Waliser Brian Williams, der in seiner über 40 Jahre umfassenden Musiker-Laufbahn unzählige im Industrial-Drone-Ambient angesiedelte Alben veröffentlichte. Zusätzlich konnte Williams durch diverse Soundtrack-Produktionen in der Vergangenheit punkten.

2004 veröffentlichte Williams zusammen mit den Melvins ein Album auf Ipecac Records, dem letztes Jahr eine Zusammenarbeit mit Nicolas Horvath folgte.

Team-Komposition Nummer drei bedeutet für die zweiundvierzigjährige Karin sozusagen musikalisches Neuland. Einzig der experimentelle Aspekt könnte hierbei die Brücke zu der Musik von Arabrot schlagen. Auch der eingängige Gesang ihrer Solo-Platten ist hier nicht zu finden. Alternativ orientiert sich ihre Stimme an klassischen Mustern, beweist damit erneut Variantenreichtum und findet in ätherisch, spirituell angehauchter Ausdrucksform eine Umsetzung. Genug emotionale Tiefe besitzt ihre Stimme um nicht in Williams dunklem Wellenmeer unterzugehen. Park lässt einen schwebenden Teppich entstehen, der federleicht wie Watte über die Wogen gleitet.

Die vorab ausgekoppelten Tracks Hiraeth und Twin Flames zeichneten bereits ein ungefähres Bild, wie die Zusammenarbeit der beiden schwer zu kategorisierenden Musiker:innen aussehen würde.

Schwarz gefärbte, düstere, jederzeit atmosphärische Soundexperimente von Seiten Lustmords stehen im Fokus, über denen Karins Stimme gleichberechtigt thront. The Void Between beginnt mit leichtem Donnergrollen, wabbert, versinkt am entfernten Horizont und beschwört emporsteigende Gesangsspuren. Eine Männerstimme säuselt „Hey, Hey, Hey“ und nach abebbenden stöhnenden Geräuschen bekommen ihre Vocals das nötige, laute Volumen. Ein neunminütiger Ritt in Zeitlupe über den nebelverhangenen Strand.

Unverkennbar in seinen Merkmalen von Lustmord erhebt sich anschließend Perihelion, der anscheinend bis in seine letzten Sekunden die weiblichen Stimmen zu verbergen scheint.

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Ein sogenannter Wind der in Kindred anfängt zu wehen mündet in eine hypnotische Orgelsequenzndie von tiefen Flächen getragen, Unheil und Hoffnung zugleich verkündet.

Die letzten drei Minuten jedoch fördern aus tiefsten Gewölben emporsteigende Klaviertöne zu Tage, die jegliche aufkeimende positive Note hinfort wehen.

Nachdem Karin fast zwei Songs lang keinen Laut von sich gab, knüpft Song of Sol die Bande zur ersten Albumhälfte. Sich langsam entwickelnde elektronische Flächen, die immer wieder in die Tiefen des Ozeans abtauchen, schippern ihren Gesang durch die nächtliche Stille. Der Vorhang zieht sich nach und nach zu und die lustmordischen Soundexperimente schicken jeglichen Gesang weit, weit weg hinter den Horizont.

Definitiv kein Album für das nächste Picknick im Park, doch spontane, kühle Mitternachtsgewitter würden die perfekte Bühne stellen, dem Projekt Lustmord & Karin Park die Gehörmuscheln offen zu halten.

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Von Veröffentlicht am: 11.09.2021Zuletzt bearbeitet: 11.09.2021477 WörterLesedauer 2,4 MinAnsichten: 1067Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: , , , 0 Kommentare on KRITIK: Lustmord & Karin Park – Alter
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Über den Autor: Nico Pfueller

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