KRITIK: Gorillaz – Cracker Island

KRITIK: Gorillaz – Cracker Island

Die Gorillaz waren mal geheimnisvoll, sehr selten live zu sehen und die aufregendste Band der Welt. Nach nun 8 Alben hat sich das etwas geändert und einige Kritiken sind etwas enttäuscht vom neuen Album. Hat es sich Damon Albarn etwas zu bequem gemacht?

Eigentlich sollte Cracker Island eine Filmproduktion zusammen mit Netflix werden. Da Netflix aber keine Kohle mehr hat, gibt es nun coole Videos und ein neues Album mit Story. Wie immer gibt es eine illustre Liste an Features (u.a. Thundercat, Stevie Nicks, Tame Impala, Beck oder auch Bad Bunny) und die sehr angenehme Gewissheit, dass eigentlich alles geht. Pop, HipHop, Soul, Trip Hop, Reggae – die Gorillaz sind seit Demon Days bekanntlich so offen für Ideen und Einflüsse wie kaum eine andere Band. Nachdem die letzten beiden Alben mich nicht so richtig begeistert haben, ist Cracker Island, wohl auch bedingt durch Erfolgsproduzent Greg Kurstin, deutlich gefälliger und poppiger. Das kann man natürlich auch doof finden, ich finde es aber ganz cool, weil dadurch ein bisschen das Flair des ersten Albums (mein Sommeralbum 2001) wieder in Erinnerung gerufen wird.

Der Opener und Titeltrack startet stark und setzt einen Maßstab, der über das ganze Album nicht ganz gehalten wird. Eingängig, entspannt, eine Hook, Thundercat – richtig gut. Das darauffolgenden Oil mit Stevie Nicks ist auch sehr stark. Und dort und auf allen anderen Songs ist natürlich Damon Albarn, dem ich einfach bei allem was er macht gerne zuhöre, auch wenn er sich bei den weiteren Songs manchmal sehr in sich selbst verliert. Skinny Ape ist aber dennoch einer der besten Gorillaz Songs der letzten Jahre und Possession Island ein wunderbarer Abschluss des Albums – das hat Albarn einfach drauf. Überhaupt hat das Album, von der Band als ihr „L.A. 1979-Album“ bezeichnet, viele entspannte Sommer-Vibes die in der derzeitigen Hamburger Kälte etwas unwirklich aber sehr willkommen sind.

Was Demon Days und Plastic Beach so gut gemacht hat, waren auch die musikalischen Wagnisse und Überraschungen wie z.B. das Setzen auf die bis dahin eher unbekannten Little Dragon auf Plastic Beach. Solche Wagnisse gibt es hier nicht, vielleicht ist man auch deutlich weniger überrascht oder überraschbar als früher. Es ist zwar nicht Gorillaz-Comfort-Zone rauf und runter, und wenn man, wie es im einigen Reviews zu lesen ist, den Gorillaz Stagnation vorwerfen möchte, dann kann ich das zu einem gewissen Teil nachvollziehen. Aber anders als auf The Now Now gibt es hier mehrere Songs, die mir nachhaltig im Kopf bleiben und die ich immer wieder hören kann. Auch im Vergleich zu The Song Machine gewinnen für mich die Storyelemente und das Songwriting, das eine konsequente Linie verfolgt.

Was soll man als Fazit sagen? Die Gorillaz haben das Luxusproblem, dass sie mit Demon Days und Plastic Beach zwei absolute Klassiker abgeliefert haben, an die sie nicht mehr drankommen. Cracker Island kommt da auch nicht dran, ist aber im guten Mittelfeld der Gorillaz Alben und damit besser als das meiste was man sonst so hören kann. Dazu gibt es viele sehr schicke limitierte Versionen des Albums, die noch mal ein Grund mehr sind, das Album in den Plattenschrank zu stellen. Also ist das hier mein Fazit: das hier ist das melancholische Sommeralbum in der Winterzeit auf das wir alle heimlich immer gewartet haben.

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Von Veröffentlicht am: 01.03.2023Zuletzt bearbeitet: 01.03.2023554 WörterLesedauer 2,8 MinAnsichten: 855Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on KRITIK: Gorillaz – Cracker Island
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Über den Autor: Arne Krause

Mein Fokus bei PiN liegt auf Neoklassik, Ambient, Progressive Rock, Post Rock und Electro. Und allem dazwischen (außer Indie).

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