KRITIK: Flittern – Flittern

KRITIK: Flittern – Flittern

Auch nach gefühlt tausend Jahren gibt es immer noch Bands mit Gitarre, Schlagzeug, Bass – und wenn man es richtig macht, gibt es da auch immer noch was rauszuholen, wie die Kölner Flittern mit ihrem beachtlichen Debütalbum jetzt beweisen.  

Flittern entstanden aus den Überresten der Koblenzer/Trierer/Kölner Emo-Deutschpunk-Band Hey Ruin, welche vor ein paar Jahren ihren Schlussstrich zog. Und hier findet sich ein entscheidendes Detail, wenn man sich mit dem Debüt von Flittern beschäftigt, denn nur so kommt man der Erklärung näher, warum ihr Album deutlich reifer klingt, als man es bei einem Debüt mit DIY-Spirit erwarten dürfte. Neben reichlich Punk-Vibe begegnen einem hier so verdammt eingängige Melodien, dass sich diese sofort ins Gehirn bohren und dort festsetzen. Der musikalische Referenzkoffer ist dabei vollgepackt mit Bands à la Kettcar, Turbostaat, Muff Potter, Schrottgrenze anno 2006 oder Adam Angst. Das summiert sich zu einem Stilmix zwischen Punk und German Indie-Pop welcher nicht nur überraschend gut funktioniert, sondern auch eine ganze Reihe Songs mit Tiefgang zum Vorschein bringt. 

Eingängig und mit Haltung

Elf Tracks haben Flittern für ihr Debüt ausgewählt, wobei auffällt, dass sie mit jedem Track etwas zu sagen haben und eine gewisse Haltung vertreten. Dies wird bereits beim Opener Delirium deutlich, welcher das Aufwachsen im Dorf thematisiert ohne es romantisch zu verklären. 

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Flittern von Flittern erscheint am 21.10.2022 und kann HIER auf Vinyl bestellt werden.

Politisch wird es mit der Single Willst du mit mir aussterben gehen?. Die Nummer liefert so etwas wie den passenden Soundtrack zum aktuellen Ulrike Herrmann-Bestseller Das Ende des Kapitalismus. Natürlich ist das Thema nicht neu und wurde von Run The Jewels bis hin zu PeterLicht schon vielfach besungen. Doch selten klang es so frisch wie bei Flittern. Dabei wandelt sich der Song aus einer zynischen Perspektive mit seiner abschließenden Frage hin zum erhobenen Zeigefinger.

Apocalypse now. Das macht mir nichts aus. Apocalypse now. Macht das dir nichts aus?

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Bei der Suche nach dem repräsentativen Keytrack von Flittern landet man sicher schnell beim grandiosen Alman Angst. Der Song überzeugt nicht nur auf musikalischer Ebene mit einer gewissen Breite, sondern reibt einem auch solch geniale Textzeilen wie „auch wenn El Hotzo deine Stories nominiert / Du bleibst weiß und cis und privilegiert“ unter die Nase.  

Elf überzeugende Songs ohne Füllmaterial

Das etwas roh angelegte Satt erinnert in seiner Vortragsweise an die nachdrücklichsten Momente von Turbostaat und Hügel überm Dorf besitzt die Eingängigkeit eines Montreal-Smashers, jedoch ohne deren Banalität auf lyrischer Ebene. Das Song-Doppel Denkmal und MTV Made schlagen vergleichsweise ruhige Töne an, transportieren aber dennoch das Gefühl einer gewissen Dringlichkeit.  

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Das bereits bekannte Viva Widerstand ließ Flittern bereits vor einem Jahr auf der Punkrocklandkarte des Landes erscheinen. Die Botschaft des Songs scheint aktueller denn je und die Nummer fügt sich wunderbar ins Konzept des Albums ein. 

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Erfreulicherweise geht Flittern auch im letzten Albumdrittel der Atem nicht aus. Stadt aus Flitter klingt tatsächlich so sehr nach dieser oft zitierten befindlichkeitsfixierten Popmusik, dass man glatt „Château Flittern“ rufen möchte. Dabei kommen die klugen Worte ebenso nicht zu kurz wie beim anschließenden Flaggen auf dem Mond oder dem mit Autotune verziertem Closer Zombiezucker

Man kann am Ende der elf Songs diagnostizieren, dass das was lange währt, in diesem Fall auch gut wird. Denn seit dem ersten Flittern-Release in 2020 sind bereits über zwei Jahre vergangen. Wenn allerdings das Ergebnis ein Album ist, wo man bei jedem (!) Song das Gefühl vermittelt bekommt, hier hat sich jemand wirklich Gedanken gemacht, dann kann das Arbeitstempo nicht so falsch sein. Ob nun Punk, Pop, Emo oder Alternative – scheißegal – Lieblingsalbum aus deutschen Landen in 2022. 

Der Song für die Playlist/das Mixtape: Alman Angst 

Bewertung: 5 von 5.

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Von Veröffentlicht am: 17.10.2022Zuletzt bearbeitet: 17.10.2022655 WörterLesedauer 3,3 MinAnsichten: 1223Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: , , , , , , , , 2 Kommentare on KRITIK: Flittern – Flittern
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Über den Autor: Marc Erdbrügger

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2 Comments

  1. stef 23.10.2022 at 21:57 - Reply

    Ich kannte die Band nicht, aber nach eurer Rezension hab ich auf jeden Fall Lust mir das Album anzuhören

  2. bxe3cd61debb001 23.10.2022 at 19:59 - Reply

    Unfassbar gutes Album!!!
    läuft hier schon seit dem ersten Song ununterbrochen. #niemalsSatt ! Jeder neue Song hat den Vorgängersong getoppt. und jetzt: Album des Jahres!
    Hoffentlich bald wieder mit kompletter Besetzung und auch mal mit mehr Konzerten und Merch <3

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