KRITIK: Dominik Eulberg – Mannigfaltig

KRITIK: Dominik Eulberg – Mannigfaltig

Dominik Eulberg ist ein deutscher Produzent und DJ der die Minimal-Techno-Szene seit Jahren mit tanzbaren Tracks und eindrucksvoller Live-Performance unterhält.

Dabei legt der Naturfreund Eulberg viel wert auf druckvolle Sounds, verschachtelte Beats und ein außergewöhnliches Gespür für Melodien, die auf der Tanzfläche sofort im Kopf hängen bleiben.

Dominik Eulberg produziert nur selten Songs im Radiokompatiblen dreieinhalb Minuten Format – bis auf wenige Ausnahmen wird immer die 6 Minuten Marke geknackt. Ein weiteres Merkmal seiner außergewöhnlichen Kompositionen sind die Tier- und Naturgeräusche, die er geschickt unter seine Tracks mischt. Diese Produktionsweise sorgte dafür, dass seine Musik schnell als „Öko Techno“ bezeichnet wurde. Und ja, Dominik Eulberg ist tatsächlich ein Naturfreund, der Ökologie mit dem Schwerpunkt Naturschutz studiert hat. Sein Interesse an der heimischen Flora und Fauna kommt also nicht von ungefähr.

Nun legt uns der 1978 geborene Dominik Eulberg sein neues Album vor und das hat es wirklich in sich.

Mannigfaltig entfaltet auf ganzer Länge eine sogartige Wirkung. Der Hörer wird in einen Strudel aus innovativen Sounds, geschickten Beats und Breaks gepaart mit subtilen Melodien gezogen. Es gibt hier kein Entrinnen und kein zurück. Das ist magische Musik mit ungeheurer Kraft. Ein schönes Gimmick ist die Verbindung von Track-Nummer zum jeweiligen Songtitel. So heisst beispielsweise der 1. Track Eintagsfliege, der 5. Track Fünffleck-Widderchen, der 8. Track Goldene Acht und der 9. Track Neuntöter.

Bei den Songtiteln handelt es sich immer um Insekten- oder Vogelnamen. Diese werden selbstverständlich auch kurz im Booklet erklärt. Ein weiterer Ausdruck der Naturverbundenheit des Künstlers. Musikalisch lässt das Album keine Wünsche offen – das ist elektronische Musik aus der Zukunft!

Der langsame Opener Eintagsfliege klingt mit seinen Klavierakkorden wie ein Future Classical (nicht Modern Classical) Stück mit vielschichtigen elektronischen Schichten und verschachtelter Rhythmik. Das klingt einfach nur druckvoll und hochprofessionell produziert. Beim 7 minütigen Zweibrütiger Scheckenfalter wird das Tempo langsam angezogen und man fühlt sich wie in einem Szene Club auf der Tanzfläche. Minimal Techno mit einem gehörigen Ambient-Touch und intelligentem Sounddesign. Dreizehenspecht ist ein recht kurzer Song der durch seinen druckvollen Bassdrum Sound und den Melodien aus dem Synthesizer einen unglaublichen Sog entfaltet. Gegen Ende gibt es plötzlich einen Break und der Song entwickelt sich in eine unerwartete, neue Richtung. Eine Richtung die spürbar mit dem Pop-Genre liebäugelt ohne anbiedernd zu wirken. Ein wahrhaftiger Hit!

Der folgende 4. Track Vierfleck geht mit seinem Beat sofort ins Tanzbein und wirkt dabei wirklich außergewöhnlich und zukunftsweisend. Fünffleck-Widderchen zieht einen langsam in einen Trance ähnlichen Glückszustand aus dem man nicht mehr heraus möchte. Geschickt werden hier Ambient, Techno und Avantgarde miteinander kombiniert. Sechslinien-Bodeneule schafft es in 8 Minuten mehr Emotionen auszudrücken als manche Künstler auf Albumlänge. Wirklich beeindruckend! Siebenschläfer beginnt verträumt und die verwendeten Ambient Flächen sorgen für eine wohlige Wärme bevor der Song eine sagenhafte Wendung erfährt und sich zu einem echten Dance Hit mausert.

Goldene Acht sollte ab sofort in jedem Club und jeder Tanzschule laufen. Mit dem Track ist eine gefüllte Tanzfläche und verschwitzte Körper garantiert!

Neuntöter spielt mit geschickten Beats und Hi-Hat Sounds das jedem Produzenten das Wasser im Munde zusammen läuft. Der Beat entfaltet dabei wieder einmal den typischen, Eulberg’schen Druck der jeden Sub Bass in die Knie zwängt. Zehnpunkt-Marienkäfer erklärt in über 10 Minuten die Geschichte der elektronischen Musik. Was hier produktionstechnisch aufgefahren wird ist wirklich unfassbar. Der 11. Track Elfenbein-Flechtenbärchen wirkt wie ein Indie-Rock Hit im elektronischen Gewand – nur ohne Gesang.

Der letzte Song Zwölfpunkt-Spargelkäfer nimmt das Tempo letztendlich langsam raus und entlässt den Hörer in einen Traum aus Trip-Hop, Ambient und Chill-Out Musik. Ein wirklich tolles Ende eines beeindruckenden Albums. Dominik Eulbergs Album Mannigfaltig gehört für mich definitiv zu den Highlights des Jahres 2019. Es legt die Latte der elektronischen Musik gepaart mit hoher Produktions-Kunst sehr, sehr hoch.

Kurz gesagt: Ein Meisterwerk! Auf Bandcamp gibt es das Album als Vinyl, CD, Download und als Download mit einem Memory-Spiel. Klare Kaufempfehlung!

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Von Veröffentlicht am: 10.09.2019Zuletzt bearbeitet: 24.11.2021715 WörterLesedauer 3,6 MinAnsichten: 903Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on KRITIK: Dominik Eulberg – Mannigfaltig
Von |Veröffentlicht am: 10.09.2019|Zuletzt bearbeitet: 24.11.2021|715 Wörter|Lesedauer 3,6 Min|Ansichten: 903|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: |0 Kommentare on KRITIK: Dominik Eulberg – Mannigfaltig|

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Über den Autor: Jan Platek

Geboren 1976 Vater, Vinyl-Sammler und Musiker

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