KRITIK: black midi – Cavalcade
Unglaublich, was bei black midi los ist!
Kaum dass die Furore um ihr Debüt Schlagenheim abgeklungen ist und die Coronapandemie weltweit vielen Künstler:innen eine Zwangspause auferlegt hat, kommen die Briten mal eben mit einer Neuerfindung ihrer Band daher. Zwar ohne Gründungsmitglied, Gitarrist und Sänger Matt Kwasniewski-Kelvin, der zugunsten seiner Gesundheit eine Auszeit von black midi genommen hat, aber dafür mit einer Reihe von Gastmusiker:innen an Saxofon, Posaune, Violine, Cello, Keyboard und Piano. Die erweiterte Besetzung lässt den Sound von black midi somit nochmal um einiges vielgestaltiger werden als es auf Schlagenheim sowieso schon der Fall war.
Mit ihrem Debütalbum und den im Vorfeld erschienenen Singles und Sessions bewiesen die Briten, dass sie zurecht als Londons heißeste Underground Sensation gehandelt wurden, aber mit Cavalcade zeigen black midi mal eben, zu welchen musikalischen Überraschungen sie wirklich imstande sein können. Der starke Opener John L zeigt mit seiner bösen Intensität und den kontrastierenden Bandsektionen gleich zu Beginn des Albums, mit welcher Komplexität black midi zu Werke gehen können.
Beim nachfolgenden, balladesken Charakterportrait Marlene Dietrich überzeugen die Londoner mit neuer, exotischer Melodiösität. Auf Chondromalacia Patella (Erweichung des Knorpels unter der Kniescheibe) ziehen black midi zum Ende hin derart das Tempo an, dass einem die Spucke wegbleibt.
Auch im weiteren Verlauf von Cavalcade halten die Londoner eine hohe theatralische Dramaturgie mit vielen Steigerungen in ihren Songs aufrecht, ohne dabei jedoch zu übertrieben zu wirken. Die musikalischen Referenzen, die black midi dabei anklingen lassen, reichen erneut von Post-Punk über No Wave bis hin zur Polyrhythmik von King Crimson und dem experimentellen Art-/Math-Rock von This Heat, der bspw. auf Diamond Stuff oder dem völlig verrückten Hogwash and Balderdash durchschimmert.
Den Ausklang macht dann das knapp 10-minütige Ascending Forth, welches mit akustischem Gitarrenpicking beginnt und in einem grandiosen Pseudo-Jazz- Finale mündet, bevor das Album mit einem Schlussakkord wie beim letzten Akt einer Aufführung endet. Schon jetzt eines der Highlights für dieses Jahr.
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