Korto – Korto
LP kaufen Vö: 02.11.2017 Six Tonnes De ChairSpace-Punk aus Frankreich – der schräge Cousin des Neo-Kraut
Zum Leidwesen des Rezensenten haben Korto eine neue Schublade für den mächtigen Genreschrank gezimmert: Space Punk. Immer wenn ich der Meinung bin, ich hatte alle schon mal offen, kommt wieder jemand um die Ecke und weißt mich darauf hin, dass es immer wieder neue Kombinationen der musikalischen Begrifflichkeiten geben wird. Bei dieser Genrebezeichnung wären mir da jetzt die Bekloppten von GWAR eingefallen oder eine Band wie Hawkwind, nur mit weniger Akkorden. Keine Sorge, zumindest ersteres ist nicht der Fall…
„Hot Rock“ startet erst drogig und atmosphärisch, bevor es dann ordentlich zur Sache geht. Dynamischer Hypno-Rock mit geilem Drive und feiner Melodie, der leicht verwaschen aber recht futuristisch klingt. Zum Ende hin wird auch noch ein leichter Prog-Rock Einschlag deutlich, was meine Vermutung untermauert, dass Korto ihre Wurzeln schon einigermaßen tief im klassischen Krautrock haben. „Track 2“ (der heißt auch tatsächlich so) mischt surrende Hummelfluggitarren mit einem stetig treibenden Schlagzeug und klingt dabei herrlich psychedelisch und sogar ein bisschen poppig. Es würde mich nicht wundern, wenn da ein gewisser Sgt. Pepper Pate gestanden hätte, wobei das gesamte Konstrukt weniger nach 1967 als nach 2017 klingt. Das schwebende „Denzzzl“ geht wieder in eine ganz andere Richtung. Ein Gerüst aus vollen Akkorden, der Bass brummt derbe im Hintergrund, die Magengrube bebt. Es passiert ein stetiger Druckaufbau, alle Instrumente werden immer direkter, bis irgendwann der spacige Gesang einsetzt. Soundschichten entstehen und lagern sich übereinander. Der fette Bass gibt dem ganzen einen ganz schön geilen Stoner-Rock Touch!
„Fresque“ schlägt wieder eher in die klassische Prog-Rock Kerbe, wirkt erst mal etwas vertrackt, beruhigt sich aber schnell wieder, nur um später im völligen Ausbruch zu münden. Es wird sich so lange ausgetobt, bis eine tiefe Pfütze Soundmatsch übrig bleibt. Schon sehr interessant. Der Begriff „Punk“ in der Genrebezeichnung bekommt erst mit „A40“ seine Nennungsberechtigung. Die Nummer ist durchaus rotzig und rennt direkt vorweg. Die Musik lässt sich vielleicht wirklich am einfachsten als schnell gespielter Space-Rock beschreiben, der zudem noch Anleihen von Garage-, Psychedelic- und Alternative-Rock beinhaltet. Alles ist ordentlich fett und kratzig, nur der Gesang klingt leicht belegt und substanzbeeinflusst, was hier allerdings super passt. Wieder etwas cooler und stoniger kommt dann „Dollonde“ angebrummt und katapultiert und uns wieder direkt nach ganz oben. Eine Huldigung der genreprägenden Bands, gemischt mit schweifenden Effekten und einer guten Portion Prog. Ganz starkes Stück! Das abschließende „Oi“ bietet den manchmal brunslangweiligen Neo-Krauterern direkt die Stirn und wird als fiebriger Trip wahrgenommen. Eine Gitarre mit abartigem Sustain und zäher, langgezogener Gesang legen sich über eine wahnhafte Struktur, die sich bald um 180 Grad dreht. Entweder ist das Stück wirklich im totalen Rausch entstanden, oder ein kompositorisches Meisterwerk. Wer weiß.
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