Hidden Orchestra – Dawn Chorus Remixes
LP kaufen Vö: 02.02.2018 Tru Thoughts…“and now for something completely different“ – „Dawn Chorus“ geht clubben.
Im letzten Jahr erschien mit „Dawn Chorus“ das aktuelle Album von Joe Achesons a.k.a. Hidden Orchestra, in dem er allerlei Naturgeräusche und vor allem Vogelstimmen mit klassischen oder modernen Elementen verband und damit einen tiefen, mystischen Trip durch Feld, Wald und Wiese schuf. Das Album wirkt bis auf wenige Momente besänftigend und strahlt eine angenehme Ruhe aus, die Fans und Kritiker gleichermaßen begeisterte. Offenbar waren einige Künstler auch ziemlich angetan davon, weshalb sie sich an Remixes der zehn enthalten Songs gemacht haben. Das Ergebnis ist, wie der Titel ja schon vorwegnimmt, ein völlig anderes Album geworden. Von der Ruhe und der Naturmystik ist nicht besonders viel übriggeblieben, dafür wurden alle möglichen, modernen Elemente der vorwiegend elektronischen Musik verbaut.
Das ursprünglich gering aufregende „Alyth“ kommt im Nuage Remix leicht treibend und im House-Gewand um die Ecke, wobei hier nichts von den ursprünglichen Melodien verloren geht. Das aufregendste Stück des originalen Albums, war das mit Flügelschlägen von Vögeln generierte „Wingbeats“, das hier im Remix von Max Cooper in einem völlig neuen Gewand erscheint. Direkter, mit Breakbeats unterlegt und aufgeweckter, hat es jede geheimnisvolle Note und damit auch die gefiederten Freunde der Urversion verscheucht. Im Falle von „Still“ erkennt man das Original doch recht deutlich, allerdings wurde es im Floex Remix um ausladende Elektrosounds erweitert und wirkt dadurch regelrecht pompös und könnte gut als Actionfilmsoundtrack durchgehen. Mit „Western Isles“ sind wir endgültig im Club angekommen. Throwing Snow hat hier richtig fette, treibende Beats untergelegt, die es in der freien Natur wohl eher nicht gibt, allerdings die leicht geheimnisvolle und unbehagliche Stimmung beibehalten. Bei „East London Street“ hat der Hidden Orchestra Mastermind Acheson höchstpersönlich Hand angelegt und das Stück mit zusätzlichen Sounds veredelt. Es ist also kein Wunder, dass das hier die mit Abstand organischste Soundlandschaft geschaffen wird und man hier gut merkt, dass der Remix aus dem Ursprungsstück entstanden ist.
Die beiden Stücke „Stone“ und „Serpentine“ wurden von Matthew Herbert bzw. Wrongtom zu recht typische Dub-Stücken geformt, wofür sich das Material tatsächlich ziemlich gut eignete. Letzteres hat durch die klanglich angehobenen Ursprungsklänge auch noch einen festen Bezug zum Original. „First Light“ im Nostalgia 77 Mix hebt sich vom der sehr ruhigen Albumversion mit TripHop-Klängen und Jazz/Funk-Modifizierungen ab und zählt zu den chilligeren Momenten des Remixalbums. Die eigentlichen Highlights stellen allerdings „Long Orchard“ und vor allem „The Lizard“ dar. Die Math-Post-Rocker von The Physics Houseband zaubern aus „Long Orchard“ einen großflächigen Post-Rock Song und kreieren damit etwas wirklich völlig neues, was auch perfekt als Weiterentwicklung des Ursprungs durchgeht. Ganz abgefahren verwandelt das polnische Duo Skalpel die Eidechse zum finsteren Drachen und transformiert die Basis zum höchst hörenswerten EDM-Kracher.
Nun, die Tatsache, dass vom Original nicht mehr die Welt übrig ist, soll nicht als Negativkriterium verstanden werden, allerdings sollten sich Fans von „Dawn Chorus“ bewusst sein, dass sich hier einiges getan hat. Solche, die zuerst das Remixalbum in den Ohren haben, sollen sich gerne noch den Ursprung beschaffen und finden so bestimmt auch Gefallen an den basischen Stücken. Spannendes Ding!
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