Herrensex – Adrettheit & Asozialität: Eine 7 minütige Punkoperette in 6 Akten
EP kaufen Vö: 16.06.2017 This Charming Man RecordsWas ist Punk? Das ist Punk! – Und zudem ist es Kunst!
Eigentlich sagt es der Titel schon recht treffend, es handelt sich hier um Punkoperette. Das klingt jetzt natürlich erst mal nach musikalischer und inhaltlicher Albernheit, ist aber genauer betrachtet ernster und kunstvoller als ich anfangs annahm. Die Legende will es, dass ein Schreiben der Agentur für Arbeit beim Münsteraner Label This Charming Man Records einging, in dem man um die Zusammenarbeit mit der Punkband „Herrensex“ bat. Tatsächlich wurde das Künstlerkollektiv dort gesigned und treibt seitdem sein Unwesen. Sehr geiler Move übrigens, dass niemand weiß, wer sich hinter der Band verbirgt, auf sowas stehe ich ja total…
Nun, musikalisch befinden wir uns recht eindeutig im Deutsch- und Hardcorepunk, es wird derbe geknüppelt und mit soundmäßig sehr einfach ausgekleideten Gitarren gearbeitet. Handwerklich kann man eigentlich nichts an der Musik aussetzen. Ein Schelm würde natürlich denken, dass in dieser Spielart besonderes Können nicht zwingend vonnöten ist. Passt man genauer auf, merkt man aber schon, dass die Akteure ihr Werk beherrschen. Zwischendrin gibt es immer wieder themennahe Sprachsamples irgendwo zwischen Filmmedien und Ruhrpottproletariat, was mich an die netten Herren von „Mühlheim Asozial“ erinnert. Anders als bei letzteren, haben wir es hier aber nicht mit bewusst einfachen und satirisch gehaltenen, sondern eher mit dadaistischen und irgendwie sogar recht kunstvollen Texten zu tun. „Angst vorm Amt“ spricht da schon mal für sich, genau wie „Punkrock Ordnungsamt“, das sich mit dem aufdoktrinierten Regelwerk der Punkerschaft beschäftigt und dazu zynisch Stellung nimmt. „Die betuchten Jahren“ sticht nicht nur mit der keyboardunterlegten Düsterpunk-Musik, sondern auch mit dem eigensinnigen Text (es wird irgendjemand kritisiert, soviel kann ich sagen) aus den anderen Stücken hervor. „Tanzjustiz“ erklärt uns, wie man den Körper entsprechend der Musik bewegt und die HC-Kracher „Telefonbuch Tokyo“ und „Wo geht’s denn hier zu den Kammerspielen“ sind einfach nur völlig Banane.
Ich bin ganz ehrlich, ich weiß überhaupt nicht, wie oder ob das Ganze überhaupt ernst gemeint ist. Fakt ist jedoch, dass es höllischen Spaß macht.
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