The Great Beyond – A Better Place

The Great Beyond – A Better Place

Ist Retrorock tot? – Ganz und gar nicht!

LP kaufen Vö: 28.07.2017 This Charming Man Records

Die Frage, ob der gute Retrorock mittlerweile ins berauschende Gras gebissen hat oder nicht, habe ich mir in der letzten Zeit gar nicht so selten gestellt. Bei mir kamen eher selten bemerkenswerte, aber immer häufiger auch brunslangweilige Hippiekapellen mit immer den gleichen, langweiligen Deep Purple Riffs und dem gewollt-aber-nicht-gekonnt-Vintagesound an.

The Great Beyond aus Münster, zuhause bei This Charming Man Records (ebd.), gehören klar zu den interessanteren, aber das habt ihr euch sicherlich schon gedacht.

„A Better Place“ lässt schon im ersten Stück, dem Titeltrack keine Zweifel offen, dass hier mit viel Herz an die Sache herangegangen wird. Ein supercatchy Rockriff setzt sich sofort im Kopf fest und strahlt direkt Richtung Beine. Der Gesang liegt genau in der Schnittmenge aller tauglichen Sänger des Genres und es wäre vermessen, hier einen Vergleich mit anderen Vokalisten anzustellen. Würde ich gezwungen, würde ich am ehesten Graveyard nennen. Ein leicht an eine moderne Version von Black Sabbath erinnernder Part mit gedoppelten Licks und ein Mittelteil, der noch eine ganze Schippe an Melodien nachlegt und das Ding steht wie ein Monolith. „Empty Grail“ hat Züge von klassischen Hardrock und frühem NWOBHM, geht etwas schneller zu Werke und punktet klar mit einer geilen Gesangsmelodie. Soundmäßig befinden wir uns ganz eindeutig in den 1970er Jahren, die nötige Authentizität kann ich ohne schlechtes Gewissen attestieren. Mir gefällt besonders gut, dass hier offenbar ohne viel Schnickschnack gearbeitet und somit einfach ein kreuzehrlicher und angenehm trockener Klang geschaffen wurde. Der Chorus ist zwar recht sachte, passt aber hervorragend zum Song.

Das bluesige „Yearning“ klingt nach Wüste und wäre ein perfekter, akustischer Begleiter eines ziellosen Roadtrips. Dass hier Gitarren gedoppelt werden, gibt dem Bluesanteil einen ganz neuen und raffinierten Charakter. „Solution“ erinnert ein wenig an die in den letzten Jahren populär gewordenen Okkultrocker aus den Nachbarländern, allerdings auch nicht wie ein Imitat, sondern wie eine neue Facette der eigenen Musik. Melodisch wieder absolut hochwertig und versehen mit einem fetten Stoner-Part, der gekonnt die Brücke vom Vintage-Sound zur Moderne schlägt. Das epische „Mountains Of Gold“ ist ein psychedelischer Spacerocker mit ungewöhnlich tiefen Doomriffs. Das ganze grooved gut und klingt wie der fiese kleine Bruder von Alice Coopers „I’m Eighteen“. Die Trickkiste steht offen, innovative Licks, Tempiwechsel und Harmonien überall.

Diese leider recht kurze Debut-EP sprudelt nur so von Einflüssen und Innovationen, handwerklich ist absolut nichts zu beanstanden. Man darf jetzt sehr gespannt auf ein (hoffentlich in Arbeit befindliches) erstes Album sein. Freunde der (Ex-) Labelkollegen Mountain Witch oder Kadavar sollten hier unbedingt rein hören.

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Von Veröffentlicht am: 15.11.2017Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018451 WörterLesedauer 2,3 MinAnsichten: 869Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on The Great Beyond – A Better Place
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Über den Autor: Steffen Eggert

Ich bin 37, verheiratet, habe zwei Töchter, lebe in Bayern und bin im echten Leben Sozialpädagoge. Meine musikalischen Wurzeln liegen grundsätzlich im Bereich Indie, Punk und im klassischen Heavy Metal, bin aber eigentlich offen für alles, solange es gut gemacht ist...

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