Godspeed You! Black Emperor – G_D’s Pee At State’s End!

Godspeed You! Black Emperor – G_D’s Pee At State’s End!

Mitsuo Yanagimachi, ein japanischer Regisseur, beschrieb 1976 in seiner Schwarz-Weiß-Dokumentation die Taten einer Bikergang, den Black Emperors. Knapp 18 Jahre später gründeten Efrim Menuck, Mauro Pezzente und Mike Moya nach einigen Liveauftritten in Quebéc, einer Provinz im kanadischen Montreal,1994 Godspeed You! Black Emperor. Rasend schnell wuchs die hin und wieder wechselnde Zahl der Mitglieder an, so das die Bezeichnung Kollektiv passend erscheint.

Ungern hört das eher Interview scheue Musikerkollektiv die Bezeichnung Post-Rock, obwohl es die einfachste Beschreibung ihrer rein instrumentalen, zeitweise von Sprachsamples unterstützter Musik sein könnte.

Da laut Aussage von Efrim alle Mitglieder einen Punk-Background besitzen, nutzen GY!BE konsequenterweise keine Synthesizer oder Computer. Stattdessen lautet die Devise Gitarren und explosive Verstärker, addiert um Instrumente wie Cello, Violine, Glockenspiel, diverse Schlagzeug-Arten und zum Beispiel Kontrabass. 2003 legte das Kollektiv eine Pause auf unbestimmte Zeit ein, die 2010 mit der Ankündigung von Liveauftritten endete. Seit 2012 erschienen 3 neue Alben, deren aktueller Nachfolger den Namen G_d´s Pee At State`s End bekam.

Godspeed You! Black Emperor spielen weiterhin ihre eigene Version der orchestralen Kammermusik. Keine andere Band klingt auch nur annähernd wie sie und umgekehrt.

Im Vergleich zu Asunder, Sweetness And Other Distress wurden die Drone-Anteile deutlich zurückgeschraubt was den Streichinstrumenten wieder mehr Raum öffnet. Das Album beinhaltet 4 Songs, wobei sich Song eins in vier und der dritte Song sich ebenfalls in vier zu teilen scheint. A Military Alphabet beginnt mit leise gezupften Saiten, addiert nach etwa fünf Minuten einen Krautrockartigen Rhythmus, bevor bei 6:54 das Schlagzeug einsetzt. Spätestens nach 668 Sekunden scheint alles bei glückseligen Zeiten und Klassikern voller katharsicher Schönheit wie Lift YourSkinny Fists Like Antennas To Heaven oder auch dem qualitativ hochwertigem Reunion-Album Allelujah! Don´t Bend! Ascend! angekommen…. Doch etwas scheint anders zu sein!? Eingängiger oder zugänglicher klingt es in meinen Ohren, was hierbei natürlich keineswegs negativ aufzufassen ist. Möglich, dass auch einfach die wärmere, organische Produktion dem Gesamtklang etwas seine punkigen Ecken und Kanten abgeschliffen hat.

Weiterhin bekommt der/die Hörer:in das Gefühl, die Musiker:innen würden in den lauteren Passagen jeweils gegen ihren Nachbarn anspielen wollen.

Daraus entwickelte sich schon immer dieser spezielle Sound, der nicht allzu selten in einer Sogwirkung endet. Ein klopfender Schlagzeugschlag markiert den Übergang zu Fire at Static Valley und kommt melancholisch, dramatisch ohne laute Passagen aus. Government Came entwickelt sich zäh wie Lava über Minuten und verzichtet lange auf Drums. Sophie Trudeaus Violine leiert herrlich schief in Richtung Ashes To See or Neather To Thee, setzt damit den Drums und Gitarren ordentlich Dissonanz entgegen, bis sie sich schließlich dem Sonnenaufgang entgegen empor spielt und die Oberhand gewinnt. Ein Glockenspiel so opulent wie eine Kirchenglocke schließt letztendlich das Kapital Neather To Thee. Speziell bei Ashes To See und dem letzten Track Our Side Has To Win ist ein Hauch von 60er Jahre Psychedelica und moderner Klassik spürbar. Our Side Has To Win funktioniert ebenso wie Fire At Static Valley komplett ohne Drums.

G_d´s Pee At State`s End ist einfach ein Musik gewordener surrealer Mitternachtstraum, aus dessen in Vinyl gepressten Tonfolgen jederzeit immenses politisches Engagement tropft. Es geht gegen Kriege, Gefängnisse oder auch die Macht der Polizei. Einzig und allein dass das Kollektiv es seit Jahren ablehnt, ihre Tonträger in Israel zu verkaufen, will nicht so recht ins Bild passen. Musikalisch mögen Godspeed You! Black Emperor weit weniger überraschend als vor 20 Jahren agieren, aber emotional, fordernd, aufregend und schön ist es allemal.

G_d´s Pee At State`s End erschien am 02.04.2021 via Constellation Records.

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Von Veröffentlicht am: 20.04.2021Zuletzt bearbeitet: 20.04.2021603 WörterLesedauer 3 MinAnsichten: 768Kategorien: Alben, Kritiken0 Kommentare on Godspeed You! Black Emperor – G_D’s Pee At State’s End!
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Über den Autor: Nico Pfueller

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