Element Of Crime – Schafe, Monster und Mäuse
Viel schon wurde über Element Of Crime in den letzten 30 Jahren geschrieben.
Vö: 05.10.2018 Vertigo Berlin iTunes LP kaufenSpätestens seit dem Erscheinen ihres ersten deutschsprachigen Albums „Damals hinterm Mond“ aus dem Jahr 1991 gehören Element Of Crime zu den Lieblingen der deutschen Feuilletons. Was bemerkenswert ist für eine Band, über die ihre Spötter*innen sagen, dass sie seit geraumer Zeit immer und immer wieder das gleiche Album heraus bringt. Und zugegebenermaßen – ganz an den Haaren herbeigezogen ist diese Aussage nicht. Andererseits: wozu weiterentwickeln in einem Gefilde, in dem dieser Ausdruck beizeiten mit einer zunehmenden Verwässerung und Beliebigkeit korrespondiert?
Element Of Crime gehen weiter stoisch ihren Weg, auch auf ihrem neuen Album „Schafe, Monster und Mäuse“, dem mittlerweile 14. ihrer Geschichte.
Die schon vorab veröffentlichte Single „Am ersten Sonntag nach dem Weltuntergang“ eröffnet dabei das Album. Gewohnt balladesk geht es zur Sache, gewohnt zerrissen inszeniert sich das lyrische Ich, das gewohntermaßen einem übermächtigen Gegenüber ins Antlitz blickt und hilflos durchs Leben stolpert. Sänger und Songschreiber Sven Regener erzählt Geschichten, ohne sie zu Ende zu erzählen, er schafft Protagonist*innen, die am Ende immer die Essenz des Menschseins darstellen, sodass sie für die Rezipient_innen reichlich Anknüpfungspunkte bieten. Nie sind seine Bilder dabei banal, immer denkt er noch ein mal mehr um die Ecke, ohne das zu sein, was manche*r „verkopft“ nennen würde. Eher wirken die Songs schludrig-desorientiert, wie die eines hilflosen, schrulligen, aber doch sympathischen Trinkers, der mindestens drei Anläufe braucht, bis er es schafft, das auszusprechen, was er empfindet.
In einem Interview sagte Sven Regener kürzlich, dass konkrete Stadtbezüge in Songs ihn immer eher abgeschreckt hätten, da die Schilderung eigener Empfindungen und Erfahrungen diesbezüglich zu oft drohten, in eine unangenehme Form eines „Städtemarketings“ zu verfallen. Auf dem neuen Album hat er es nun doch gewagt.
Berlin, die Stadt, die seit der Gründung im Jahr 1985 die Heimat der Band darstellt, wird gleich in mehreren Songs zum konkreten Ort des Geschehens gemacht.
Halensee, Prenzlauer Berg, Friedrichshain, KDW, Kurfürstendamm, Schlesisches Tor, Prinzenbad – weit gestreut sind die Berlin-Bezüge, doch als eine Ansammlung von Heimatsongs möchte Regener das neue Album explizit nicht verstanden wissen.
Was bleibt am Ende übrig? Element Of Crime schreiben Songs über das Leben, über die vielen Leiden, und die wenigen Freuden. Alles ist also wie immer.
Sie können ihre Instrumente spielen und verfallen doch nie in einen Macho-Gestus. Regener, der sich immer gegen Überkomplexität, gegen eine Vermischung von persönlichem Anliegen und Kunst gewendet hat, möchte seinen Hörer_innen am Ende durch das Hören des Albums ganz basal eine gute Zeit bescheren, frönt damit also gewissermaßen dem Vorbild seiner alten Rock’n’Roll-Held*innen. Das kann man gut finden oder auch kritisieren. Etwas aus der Zeit gefallen ist er damit wie mit der Musik selbst allemal, doch vielleicht macht gerade das den heutigen Wert aus von Element Of Crime.
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