Deichkind – Wer sagt denn das?

Deichkind – Wer sagt denn das?

Die Electric Superdance Band hält euch davon ab, Möbel aus dem Fenster zu schmeissen. Quasi.

Vö: 27.09.2019 Sultan Günther 2LP kaufen

Seit mehreren Jahren und zahlreichen Alben schwingen Deichkind die vermeintliche Phrasenkeule um ihren Low-Techno-Bratzbeat unters geneigte Volk zu knüppeln. Vielleicht entgeht dem dadurch zum Tanzen gebrachten Partymachenden Pöbelmob aufgrund der Offensichtlichkeit die ihnen ins Gesicht springende Metaebene. Die wortspielverliebte, sprachgewandte und konsequent durchdachte Erzählstruktur der Hügelbuben reflektiert direkt Konsumenten, Produzenten und das Drumherum dieses wahnsinnigen Zirkus namens (Medien)Welt (Party 2).

Ein kurzer Blick auf die Besetzungshistorie der MS Deichkind in jüngster Vergangenheit fördert Tragisches, Komisches und Interessantes hervor.

Spulen wir am Anfang ein wenig vor und überspringen die hiphoplastigen Anfangsjahre, wobei Philipp Grütering von Beginn an als bis heute immerwährendes Ur-Element erstrahlt, der höchstwahrscheinlich als Mit-Vater des vielfach präsentierten visuellen Wahnsinns zu verbuchen ist, der Deichkind seit jeher innewohnt (siehe z.B. Limit, 2002), diesen wahrhaftig verkörpert und zu unglaublicher Höchstform stilisiert hat – später dazu mehr.

Die beständige Nähe zur HipHop-Szene bescherte der Truppe im Jahre 2008 das neue passig durchgeknallte Deichkind Sascha Reimann aka Ferris MC, der Seinerzeit auf der letzten Kollaboration Niveau weshalb warum (2015) seine eigene, ganz spezielle Lobeshymne bekam (Was habt ihr?). Derweilen kurzum mit spätestens Arbeit nervt hat die heilige Pyramidenkopfdreifaltigkeit die Bühne für buntgewaltige Kostüme und failclipartige Inszenierungen etabliert, spätestens seit Leider Geil (2008) gehören diese zum guten Ton.

Mittlerweile haben sie einen umfangreichen Wortschatz angesammelt, den sie nach Herzenlust einsetzen, um sich selbst zu zitieren und ganz klipp und klar ohne Umschweife die Erklärung der Welt zelebrieren, in der sie ihre abgefahrenen bunten Partys feiern (Bude voll People, Powerbank, Knallbonbon, Quasi).

Weiterhin haben sie immer ein Auge und Ohr auf den Puls der Zeit und sprechen auf Ihre Art ihnen bei Ihren Streifzügen offensichtliche Themen einfach an. Oder bratzen euch mit Keine Party, konterkariert mit derbsten Bums-Beats, ihre eigene Realität frech mit einer in sich selbst reflektierten Metaebenen-Zaunlatte um die Ohren.

Neben der schlichten Verköstigung über die Ohren hat das RundUmBum-Projekt Deichkind einige zeitgenössisch angemessene Erweiterung am Start. Mit der Zunahme von visuellen Rezeptoren kommt Mensch in eine ganz fabelhafte Position die buntgefächterte Welt und visionären Botschaften der Deichkind-Propheten zu empfangen. 

Die Zeiten, als unbekannte Darsteller in Clips aus dem grossen weltumspannenden Netz gefischt und aneinandergereiht wurden, sind passé. In abgefahrensten Kostümen bekleiden die einzelnen Deichkinder lieber selbst die freien Stellen der Protagonisten. Ein Gefühl beschleicht mich, dass diese sich darin und dabei auch pudelwohl fühlen. Der multimediale Wahnsinn den diese Truppe mit Dinge abzieht ist wahrscheinlich auch schwer zu toppen. Was verlier ich noch mehr Worte, zieht es euch rein.

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Von Veröffentlicht am: 23.10.2019Zuletzt bearbeitet: 23.10.2019458 WörterLesedauer 2,3 MinAnsichten: 813Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on Deichkind – Wer sagt denn das?
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Über den Autor: Holger Schilling

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