City Of Ships – Ultraluminal

City Of Ships – Ultraluminal

Dieses Album ist ein in sich geschlossenes Kunstwerk, mächtig und groß, und wird die Messlatte in der modernen Rockmusik in ungeahnte Höhen legen.

Herzlich Willkommen zum grandiosen dritten Album von meinen Lieblingen City Of Ships. Bitte einsteigen, anschnallen und Rückenlehnen in eine aufrechte Position bringen. Denn das, was nach dem Druck auf die Play Taste folgt, ist einfach nur unfassbar heftig, druckvoll und genial komponierte Rockmusik mit starkem Post-Hardcore Einschlag und einem Sänger, der so verzweifelt fleht, bettelt und schreit, dass einem wirklich beide Gehörgänge restlos durchgeblasen werden.

Selten ist vertonte Verzweiflung so perfekt inszeniert worden. Ihr müsst Euch einfach vorstellen, die 90er Jahre Ikonen Failure, Quicksand, Helmet und später Garden Variety würden gemeinsam in einem viel zu kleinem Raum mit Verstärkern auf Anschlag spielen bis der Schweiss von der Decke tropft. Wer nun mit den eben genannten Bands nichts anfangen kann, ist entweder zu jung (und sollte diese Musikhistorische Lücke schnellstens schließen), nicht an Gitarrenmusik der härteren Gangart interessiert oder aber hat einfach damals diese Speerspitzen der heutigen Post-Hardcore/Alternative Bands schlichtweg verpasst. Ist aber alles kein Problem, wenn ihr einfach mit offenen Ohren an „Ultraluminal“ herangeht und diese knapp 40 Minuten Rockmusik an Euch heranlasst.

Der Opener „You Stole The Light“ ist ein Brecher vor dem Herrn und brilliert mit einem verzweifelt geschrieenen Refrain der einem sofort den Boden unter den Füßen wegreisst. Unfassbar druckvoll kommen diese runter gestimmten Gitarren und dem knarzend verzerrten Bass um die Ecke und walzen einfach alles nieder, was ihnen im Weg steht. Die Riffs scheinen nicht von dieser Welt zu sein, so unfassbar catchy und doch neu. Man bekommt den Eindruck, als hätten City Of Ships es auf magische Art und Weise geschafft, den Sound von damals in das Jahr 2015 zu exportieren ohne dabei altbacken oder gar Retro zu klingen. Hier klingt alles neu und frisch. Ich wette, dass bei diesem Album niemand die berühmt berüchtigte Nerd-Floskel „das Riff klingt aber voll nach…“ raushauen wird, denn dafür gibt es wahrlich überhaupt keinen Grund. „Metadata Blues“ erinnert zwar irgendwie an eine Mischung aus Failure, Helmut und den Foo Fighters, glänzt durch einen wundervollen Refrain, ist aber dennoch so dermaßen eigenständig und durchdacht komponiert das es eine wahre Entdeckung ist. Dieser Song wird mit seinem ruhigen melancholischen Ende zu einem weiteren Highlight von „Ultraluminal“. Der wuchtige Riffrocker „Preeminence“ zeigt Helmet`s Page Hamilton, wo er heute stehen könnte, hätte er sich nach „Betty“ musikalisch nur etwas weiterentwickelt. Überhaupt, die Stimme von Sänger Eric Jernigan klingt, wenn er nicht gerade schreit sondern ruhig singt, wie eine wesentlich bessere Version von Helmet`s Mr. Hamilton.

Man kann bei diesem Wall-of-Sound kaum glauben, dass es sich hier um ein Trio handelt. „Illawarra Escarpment“ bringt den ersten Ruhepol in dieses Meisterwerk. Ein Anfangs ruhiger und getragener Song der plötzlich zum Refrain gekonnt ausbricht und am Ende mit einem Gitarrensolo aufwartet, welches sicher in die Post-Hardcore Geschichtsbücher eingehen wird und dabei Nirvana die letzte Ehre erweist. Dieses Album ist ein in sich geschlossenes Kunstwerk, mächtig und groß, und wird die Messlatte in der modernen Rockmusik in ungeahnte Höhen legen. Ausfälle sind hier einfach nicht zu finden. Ich bin mir sicher, dass über dieses Album noch lange gesprochen wird und das City Of Ships einen Klassiker erschaffen haben, über den noch Dekaden später diskutiert wird. Das hier ist das Beste was der langsam abgenutzte Begriff „Post-Hardcore“ jemals zu bieten hatte.

City Of Ships müssen sich vermutlich nun daran gewöhnen, mit Quicksand, Failure und Helmet in einem Atemzug genannt zu werden. Einen Platz in meiner Jahres Top Ten Liste ist ihnen definitiv sicher und ich wette damit stehe ich nicht alleine da. Die Band kommt übrigens im April auf Deutschland-Tour und spielt dort im Vorprogramm von Junius. Ich werde mir das nicht entgehen lassen. „Ultraluminal“ ist ein Pflichtkauf – ob ihr es glaubt oder nicht. Klassiker gehören einfach in jede Plattensammlung, oder?

01 The Light You Stole
02 Alarm
03 Metadata Blues
04 Preeminence
05 Private Party
06 Illawarra Escarpment
07 Lost It
08 Hardswired
09 The Old Man
10 Mile High

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Von Veröffentlicht am: 14.02.2015Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018694 WörterLesedauer 3,5 MinAnsichten: 877Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: , , , , , , 0 Kommentare on City Of Ships – Ultraluminal
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Über den Autor: Jan Platek

Geboren 1976 Vater, Vinyl-Sammler und Musiker

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