Cascade Lakes – Cascade Lakes

Cascade Lakes – Cascade Lakes

Wenn man ein Debütalbum konzipiert, dann sucht man sich zuerst einen Produzenten, der zur Band passt. Mit Adam Hirsch von den Tiny Telephone Studios in San Francisco, der bereits für Spoon, Death Cab for Cutie oder Two Gallants an den Reglern saß, hat sich die Hamburger Band Cascade Lakes klamm heimlich einen der richtig Guten der Szene geschnappt.

Vö: 28.02.2020 Affairs Of The Heart LP kaufen

Die aus Sänger und Gitarrist Jan Schewe, der viele Jahre das kleine aber feine Indielabel Affairs Of The Heart betrieben hat, sowie Drummer Tobias Noormann und Gitarrist Fabio Papais, beide bei Bürgermeister der Nacht und Liga der gewöhnlichen Gentlemen aktiv, bestehende Band ist eine der spannendsten Band-Neugründung der letzten Jahre und legt mit dem gerade erschienene selbstbetitelten Debütalbum ein gutes Rock-Album im Stil des Westcoast-Sound der 90er-Jahre hin.

Los geht es mit dem Opener Means to an end und die Band mit Schewe am Mikro, präsentiert zu klassischer Besetzung aus Gitarren, Bass, Schlagzeug und Klavier einen richtig coolen Singer-Songwriter-Indie-Rock mit Anleihen bei Ron Sexsmith. Ein schöner Einstieg in das Album und ein starker Song. Bei At the Seams drängelt sich der Bass ganz offensiv in den Vordergrund und treibt den Song vorwärts. Vom Songwriting nicht so prägnant wie der Opener aber durch den Bass-Beat, die mehrmaligen Tempowechsel und das Synthesizer-Solospiel im Mittelteil ein interessanter Song.

Der Track Look Alive ist ein klassischer Mid-Tempo-Song mit passenden Gitarren-Riffs, kann aber nicht gänzlich überzeugen. Die Toneffekte und Verzerrungen im letzten Drittel erinnern an so manche Krautrockband und wirken sich nicht positiv auf den Song aus. Bei Code Red Lockdown wird das Tempo nochmal etwas angezogen und man denkt unweigerlich an längst vergessene Gitarrenbands der späten 80er Jahre.

In der ersten Textzeile zum Song For the Record heißt es: „Past the bridge, near the sawmill“, also „hinter der Brücke beim Sägewerk“. Selbstverständlich ist damit das berühmteste Sägewerk der USA gemeint, dass in Twin Peaks steht.

Im Interview äußert sich Schewe dazu wie folgt: „Da kamen mir verschiedenen Bilder in den Sinn. Dazu gehörte Laura Palmer. Dazu gehörte auch die Schriftstellerin Alice Sebold, es gab auch eine Verfilmung von ihrem Buch The Lovely Bones, und Eindrücke aus der eigenen Kindheit. Das kam alles zusammen und fügte sich in dem Song.“

Pi Equals ist ein richtiger Rocker, der sich vom bisherigen Songmaterial durch deutlich elektrischere und härtere Gitarrentöne auszeichnet. Insgesamt wirkt der Song aber eher wie ein Fremdkörper in der Liste der anderen Songs, wozu auch die Radio-ähnlichen Textpassagen in der Mitte beitragen. Bei Lunapark wird das Tempo auch hochgehalten, allerdings ist der Song von seiner Struktur offener als der vorherige Song, so dass ein klarerer Eindruck entsteht und der Song verständlicher daherkommt.

Der ungestüme Rock ‘n’ Roll von Between the Lines erinnert an frühe Songs der Pretenders und ist auch ähnlich aufgebaut. Das ist bei A Guide To…, Lesson 1 glücklicherweise deutlich eigenständiger und macht den Song durch das abwechslungsreiche Arrangement zu einem der wirklich guten auf dem Album. Zum Finale gibt es noch das bis zur Mitte nur auf Gesang und Gitarre reduzierte Smoke And Mirrors, bei dem Schewe seine gesanglichen Qualitäten zeigen kann. In der zweiten Hälfte darf dann das gesamte Personal die Instrumente ausspielen.

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Von Veröffentlicht am: 17.04.2020Zuletzt bearbeitet: 17.04.2020563 WörterLesedauer 2,8 MinAnsichten: 756Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on Cascade Lakes – Cascade Lakes
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Über den Autor: Richard Kilian

"Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik" Wer mit Stephen King, Charles Bukowski, Andrew Vachss und Elmore Leonard sowie Marillion, Cigarettes after Sex, Motorpsycho, The Jayhawks, Sufjan Stevens, Rush und God is an Astronaut etwas anzufangen weiß, der ist bei mir richtig.

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