Belle & Sebastian – Days of the Bagnold Summer

Belle & Sebastian – Days of the Bagnold Summer

4 Jahre nach dem letzten Studio-Album Girls In Peacetime Want To Dance und ein Jahr nach Veröffentlichung der 5-Track-EP How To Solve Our Human Problems liefern Stuart Murdoch und seine Band Belle & Sebastian den Soundtrack zum Drama Days of the Bagnold Summer dem Regiedebüt des englischen Schauspielers, Drehbuchautors und Komikers Simon Bird.

Vö: 13.09.2019 Matador Records LP kaufen
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Grundlage des Films ist die 2012 entstandene preisgekrönte Graphic-Novel Days of the Bagnold Summer von Jeff Winterheart. In der berührend komischen Coming Of Age-Geschichte geht es um einen Metal-Fan, dessen ursprüngliche Pläne für die Sommerferien ins Wasser fallen. Stattdessen muss er den Sommer mit der Person verbringen, die er am meisten nervt: seiner Mutter!

Die Glasgower Band Belle & Sebastian hat entlang dieser Geschichte einen geradezu pittoresk-romantischen Soundtrack mit 12 Tracks und einen Instrumental-Intro direkt aus dem Herzen der Flower Power-Bewegung sowie zeitlich passend zum 50sten Jahrestag des Festivals in Woodstock abgeliefert.   

Nachdem Simon Bird ohnehin ein Fan von Belle & Sebastian ist, wurde er auch gleich mit konkreten Vorstellungen bei Stuart Murdoch vorstellig: Er wollte, dass Murdoch das mehr als 25 Jahre alte Songfragment Safety Valve endlich beendet und erstmals zur Veröffentlichung freigibt, und er wollte den unangefochten besten Song der Schotten Get me away from here I’m dying in einer neuen, etwas rougheren Einspielung. Das sich Murdoch an diese Vorgaben gehalten hat, dürfte nicht nur die Fans der Band erfreuen.

Zum Einstieg gibt das 3-minütige Instrumental-Intro zu Sister Buddha, der vorab veröffentlichten Single, die sich in der Mitte des Albums wiederfindet. Der erste gesungene Song ist I know where the Summer goes und es weht ein Hauch von Donovan durch die Liedzeilen, des schön beschwingten Pop-Songs, der musikalisch Ende der 60er verwurzelt ist. Wer mag, kann hier eine schöne Parallele zum 1998-Song Summer Wasting finden, der damals noch träge und getragen daher kam.

Es folgt die mit Streichern und Stahl-Bläsern veredelte Ballade Did the Day go just like you wanted?, die sich problemlos zu den guten Murdoch-Kompositionen der letzten 25 Jahre einreiht.

Bei Jill Pole, einem weiteren Instrumental-Track, merkt man die Abhängigkeit von der thematischen Grundlinie. Der Song funktioniert ohne Worte, wirkt aber ohne die Thematik konzeptionell etwas ziellos.  I´ll keep it inside ist ein schön verträumter Song mit Sprechpassagen, die den Fluss des Sounds und den Rhythmus etwas behindern.  

Der Song Safety Valve ist ein durchaus gelungener Pop-Song, aber auch nicht der ganz große Wurf. Schöner Wohlfühl-Folk-Pop, den man von Belle & Sebastian gewohnt ist. Eine echte Überraschung bietet der Song  The Colour s Gonna Run, eine Nummer wie aus Beck´s Grammy-nominierten Album Sea Change.  Leider hat Stuart Murdoch auch hier den Text vergessen.

Another Day, Another Night schlängelt sich mit tollen Vocals dahin, ohne dass man tatsächlich gepackt wird. Es folgt Get Me Away From Here I m Dying, der mit Abstand beste Song aus Stuart Murdoch´s Feder.  Ein locker eingefügter Oldie (1996) aus dem Backkatalog, der hier wunderbar passt. Der nächste Song Wait And See What The Day Holds kommt leider nicht richtig in Schwung und ist eines der schwächeren Stücke des Albums.

Die vorab ausgekoppelte Single Sister Buddha passt sowohl musikalisch als auch instrumentell so gar nicht zum Rest der Songs. Der Indie-Folk-Track mit den treibenden Drums wirkt wie ein ungeplanter Kirmesbesuch. Bei Track This Letter fühlt man sich an Jim Croce erinnert und die 60er Jahre sind wieder präsent. Als Finale gibt es den Song  We Were Never Glorious, der sich als Klaviersonette mit Streichern, Chor-Untermalung und gesprochenen Passagen entpuppt.  

Insgesamt 4 Instrumentals bei 13 Songs ist etwas zu viel für ein reguläres Album, daher passt die Bezeichnung Soundtrack hier auch gut.

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Von Veröffentlicht am: 01.10.2019Zuletzt bearbeitet: 01.10.2019649 WörterLesedauer 3,2 MinAnsichten: 788Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on Belle & Sebastian – Days of the Bagnold Summer
Von |Veröffentlicht am: 01.10.2019|Zuletzt bearbeitet: 01.10.2019|649 Wörter|Lesedauer 3,2 Min|Ansichten: 788|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: |0 Kommentare on Belle & Sebastian – Days of the Bagnold Summer|

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Über den Autor: Richard Kilian

"Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik" Wer mit Stephen King, Charles Bukowski, Andrew Vachss und Elmore Leonard sowie Marillion, Cigarettes after Sex, Motorpsycho, The Jayhawks, Sufjan Stevens, Rush und God is an Astronaut etwas anzufangen weiß, der ist bei mir richtig.

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