Belgrade – Belgrade
Der Wind pfeift um deine Ohren. Vom Fahrrad wirfst du einen Blick durch trübe Schleier über den Straßen einer grauen Stadt, die viele Geschichten zu erzählen weiß. Abends sitzen die Jungen auf den Straßen herum und trinken Alkohol, die Alten sitzen in den Cafés und spielen – So oder so ungefähr stelle ich mir einen Ausschnitt des Lebens in Belgrad vor. Auf Französisch und Englisch schreibt sich die Stadt “Belgrade”, wonach sich eine Band aus Philadelphia benannt hat – Und ihr Debutalbum gleich mit.
„Shot & Pill“ heißt der Opener. Der Titel lässt Kompromisslosigkeit vermuten, beginnt aber unerwartet sphärisch mit Four-To-The-Floor-Puls, webt sich dann in eine angenehme Leichtigkeit ein. Die Gitarren klingen warm, der Bass angezerrt: Lupenreiner Vintage-Sound. Die Produktion ist gut, höchstens ein wenig charakterlos trotz durchdachtem Einsatz von Percussion-Adds. Stimmlich liegen Belgrade irgendwo zwischen Punkchanson und Alternative-Pop. Das Songwriting wirkt auf den ersten Blick ausgeklügelt und ist trotzdem sparsam mit Überraschungsmomenten. Interessant ist der ein oder andere Basslauf, hier bewegt sich die Band glücklicherweise abseits von durchgeachtelten Pop-Punk-Standarts.
Textlich werfen Belgrade eher mit Plattitüden um sich, als mit Reflexion und Weitsicht. Dass der Song „Truth Serum“ mit der Klangkulisse von Kneipengesprächen beginnt, stellt sich dieser Behauptung nicht gerade entgegen.
„There must be something in the water, something i can´t see. […] It´s really not the first time, í´ve been an open book.“
Belgrade – Truth Serum
Dramaturgisch zeigt das Debut Innovativitätsmängel, Midtempo-Songs reihen sich aneinander und ein Stimmungsbruch und Klimax stehen auf der Liste der Vermissten. Der Beginn von „Protest“ läutet eine leichte Wendung ein, vom Getragenen zum Direkteren – bricht aber im Song direkt wieder ein, zur weiter voranschreitenden Langeweile. Einzig und Allein das instrumentale Outro lässt durch verhallte Drums und Effektproduktion kurz aufhorchen. Die Band könnte denjenigen gefallen, die Musik als athmosphärischen Hintergrund konsumieren: Belgrades Debut bleibt leichte Kost. Hier muss sich kein Magen umdrehen, sondern höchstens hungrig bleiben. Zu leicht zu verdauen und ohne bleibenden Eindruck umhüllt sich die Band mit Belanglosigkeit – Ein wenig tragisch, gewollt hat sie das sicher nicht.
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