atmen, weiter… – leichtigkeit des scheins

atmen, weiter… – leichtigkeit des scheins

Drei Jahre ist es her seitdem die Band „atmen, weiter…“ ihre Demokassette „die fabelhafte welt der lethargie“ veröffentlichte. Schon damals überzeugte das Trio mit seinem Emopunk, der ein wenig innovativer klang wie das was andere Bands aus diesem Dunstkreis ablieferten.

LP kaufen Vö: 03.11.2017 Meta Matter Records

Aufgenommen wurde damals in Eigenregie im Proberaum. DIY ist sowieso ein ganz wichtiger Punkt für Olli, Hoebi und Yann, die in einem Keller in Landau Songs schreiben die sich in Richtung Mikrokosmos23, Duesenjaeger und Konsorten einreihen lassen. Allerdings kann auch die Vorliebe zu Post-HC und Noiserock Bands wie McLusky, Hot Snakes oder Auxes an einigen Stellen durchblitzen. Nach vier Jahren steht endlich Neues an: Die Band veröffentlicht am 03.11.17 ihr erstes Album welches den Titel „leichtigkeit des scheins“ trägt, natürlich auf Vinyl!

Dieses Mal entschieden sich die Drei ein Studio aufzusuchen. Fünf Tage lang schloss sich die Band gemeinsam in die Rama Tonstudios, gemeinsam mit Tobias Schwarz. 10 Songs wurden live und ohne Overdubs eingespielt, im Anschluss analog gemixt und gemastert. Gleich zu Beginn des Longplayers steht fest: auch wenn DIY wichtig ist, das hier war eine sehr gute Entscheidung. Die Band hat zusammen mit Tobi einen Sound gefunden, der nahezu perfekt zu den Songs passt in denen es oft um Enttäuschung, Zweifel oder Trennung geht. Auch das analoge Mixing tut dem Sound der Band gut, dass alles live eingespielt wurde kann so noch leichter rausgehört werden. Bei den Aufnahmen war noch der ehemalige Bassist Joshi Teil der Band, der wegen einem Umzug leider aussteigen musste.

Die Songs sind durchweg energiegeladen und lassen selten Zeit zum verschnaufen, der unglaublich klingende treibende Bass hält auch dann sein Tempo wenn die Gitarre kurz in verträumt angehauchte Delayparts abdriftet. Es wechseln in Windeseile treibend schnelle Punkparts mit noisigen Staccato Strophen. Sänger Olli schreit sich nahezu durch das ganze Album, seine Stimme scheint von Nikotin geschwängert, man kauft ihm ab, dass er genau alles so meint wie er es geschrieben hat, man merkt wie wichtig ihm seine Texte sind. „es wird ok sein? do you remember? ja… klar… können wir machen. aber nie mehr wieder zusammen? mit einer sms aus dem leben gelöscht. ohne antworten. dass das einen verstehen lässt. wer du warst und wer du bist? und wo ist das ende bis man nen menschen nicht mehr vermisst?“ singt Olli in „schwarz+weisz = grau“, einem der emotionalsten und stärksten Songs auf dem Album, er spielt gerne mit dem Mix der deutschen und der englischen Sprache und weiß ganz genau, wie er Metaphern einsetzt, damit die Texte nicht plump und unüberlegt klingen, wie es in der deutschsprachigen Musik leider viel zu oft passiert. Es scheint, als ob die Songs nahezu konzeptuell geschrieben sind, das Songwriting übernimmt übrigens der gleiche Mensch der auch am Mikrofon steht. Die gesungenen Wörter passen perfekt auf die Musik, nie hat man das Gefühl, dass ein Part als Lückenfüller dient, alles macht Sinn.

Im Gegenzug zu den starken und flotten Punknummern gibt es doch ein paar Momente auf „leichtigkeit des scheins“ die ein wenig seichter daherkommen. Hier finden die schon erwähnten delaygetränkten Gitarren wieder ihren Platz, Olli zügelt seine Stimme und singt gefühlvoll. „wie sieht die stimmung hier so aus? ich antworte: was weiss ich? 0 Uhr 30 kratzer im gesicht“ heißt es Anfangs ins „ill communication“, einem der ruhigeren Songs. „wie lange hälst du das noch aus? ich schreie laut: was weiss ich? 4 uhr 30 tränen im gesicht“. Das sind nicht nur Songtexte als Mittel, das sind Geschichten über die man gerne mehr erfahren würde.

atmen, weiter… konnten in den letzten Jahren auf unzähligen Konzerten als Band zusammen wachsen. Sie haben diese 10 Songs voller Emotionen gemeinsam aufgenommen, die Drums werden immer auf den Punkt gespielt und bilden das Grundgerüst der Kraft und des Drucks der Band, welchen ich sehr schätze. Soundtechnisch haben sie große Fortschritte gemacht in den letzten Jahren, es klingt alles viel durchdachter aber dennoch nicht zwanghaft in eine Richtung gedrückt.

Die Platte erscheint am 03.11. über die Labels „Meta Matter Records“ und „30 Kilo Fieber Records“, limitiert auf weißem und standardmäßig auf schwarzem Vinyl. Das Artwork wurde von Micha (We had a Deal) entworfen und auf dicke Pappe gedruckt, was dem Cover und dem Textblatt nochmal einen ganz besonderen Charme verleiht.

https://prettyinnoise.de/die-diy-emo-punker-von-atmen-weiter-veroeffentlichen-ihr-debuetalum.html

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Von Veröffentlicht am: 26.10.2017Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018735 WörterLesedauer 3,7 MinAnsichten: 882Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on atmen, weiter… – leichtigkeit des scheins
Von |Veröffentlicht am: 26.10.2017|Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018|735 Wörter|Lesedauer 3,7 Min|Ansichten: 882|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: |0 Kommentare on atmen, weiter… – leichtigkeit des scheins|

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Über den Autor: Alexander Koch

Alexander Koch tippt aus Hobby. Auf die Frage welche Musik er gerne hört, kann und will er nicht mit einem einzigen Genre antworten. Selbst Mitglied in mehreren Bands und einer Konzertgruppe, die seit 2013 Bands wie Motorama, Drangsal, Die Nerven, Isolation Berlin oder auch Gurr nach Saarbrücken einlädt.

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