anorak. – Kalter Frieden EP
The Wave ist tot, lang lebe The Wave? Die fünf Jungs von anorak. knüpfen an die totgesagte Hardcore-Bewegung an und haben dann doch noch ihr eigenes Ding daraus gedreht, denn einfach nur wütend und persönlich wäre einfach nicht genug gewesen.
Heartcore nennen sie es selbst, was sie da machen: Das Kölner Quintett anorak. ist aktuell wohl eine der interessanteren Neuentdeckungen, die man dieser Tage in etlichen Zines und Blogs vorfinden kann. Dabei liest sich der Promotext wie schon tausend Mal gesehen: Man habe es mit Screamo zu tun, mit Post-Hardcore und einem Schuss Emo. Das Konstrukt namens The Wave, zu dem Bands wie La Dispute, Touché Amoré und Pianos Become the Teeth gehören, wird auch erwähnt.
Diese grobe Einschätzung kann man natürlich so im Raum stehen lassen, wäre aber angesichts der EP, die einen Vorgeschmack auf das bald erscheinende Debüt-Album der Band geben soll, etwas kurz gefasst: So hat man nicht nur die Vocals, die von laut bis noch lauter gehen (Jordan Dreyer von La Dispute hat das schon noch ein Stück dramatischer und kurzweiliger geschafft), sondern auch überraschend kalte Gitarren, die nur wenig verzerrt sind und nicht voll auf Härte, sondern auf Ausdruck setzen. Die Songs weisen vielschichte Ebenen auf: Es gibt sowohl treibende, als auch ruhige Parts, die trotz des fehlenden Mitgehens der immerlauten Vocals doch die nötige Tiefe erzeugen. Zwischendurch wird es sogar hallig über atmosphärisch bis postrockig, und die zehn Minuten Musik, die man hier von der Band vorgesetzt bekommt, sind trotz oder gerade wegen der Dynamik und der Vielseitigkeit der Musik im Nu vorbei. Da ist es auch nicht verkehrt, wenn man sich die zwei Stücke mehrere Male hintereinander anhören will.
Was die Anziehungskraft von anorak. in diesem Falle ebenfalls ausmacht, ist die Thematik der Songs: Während Song Nummer zwei „The Mood“ gewohnt nach innen gerichtet erzählt und von Zwischenmenschlichem handelt, sind die Lyrics vom Hauptstück der EP „Cold Winter“ höchst politisch und aktuell: Dort wird nämlich von der Flüchtlingskrise berichtet und der Diskrepanz zwischen den Geschehnissen und dem gesellschaftlichen Kollektivverhalten der Ignoranz bis zur letzten Sekunde.
Völlig neu ist es tatsächlich nicht, was man hier vorgesetzt bekommt; man ist dennoch gespannt, was man denn nun mit dem Album, das im Mai erscheinen soll, erwarten kann. Denn mitreißend sind diese zwei Songs allemal, Potenzial ist definitiv vorhanden.
www.anorakband.org
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