13 Crowes – Young Poets

13 Crowes – Young Poets

Poetischer Singer-Songwriter-Punkrock’n‘Roll mit Herz und Hirn.

Wie man es auch dreht und wendet, eine gewisse Ähnlichkeit zu den wesentlich berühmteren The Gaslight Anthem kann man bei 13 Crowes auf keinen Fall verhehlen. Wo allerdings die große Nummer aus New Jersey langsam gehörig Patina ansetzt und seltsame 80er-Stadionrock Alben veröffentlicht, starten 13 Crowes aus Dumfries/Schottland gerade mit frischer Innovation und Energie durch. Sicher, die Einflüsse, vor allem die spürbaren Springsteen-Verneigungen, sind die größte Gemeinsamkeit, aber von einem Plagiat zu sprechen, wäre hier grundfalsch, eher vielleicht von einem Nacheifern seiner Vorbilder, woran ja nun wirklich nichts auszusetzen ist. Der Opener und Titelsong macht gleich klar, dass es hier nach vorne gehen soll! Keine Zeit für Intros oder ähnliches Geplänkel, ein sehr cooles, melodiöses Punkriff geht sofort in Ohr und Beine während Sänger Cammy Black dazu ins Mikrofon knarzt. Allein der Leadgesang ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal der Band und im Gegensatz zu anderen Genrenachbarn mit einer herben Räudigkeit belegt, dass man geneigt ist, ihnen jede Story sofort abzunehmen. „We only stole cars for joyrides, broke a lot of hearts and my mother’s pride“, man fühlt sich, als wäre man dabei gewesen. „Golden“ lässt den Fuß auf dem Gas, galoppierende Drums und volle, verzerrte Stakkatos halten hier die Stimmung. Scheibe runter, Ellbogen raus, auf in den Sonnenuntergang und jeden Tag genießen als sei es der letzte! „Jenny Rose“ muss ein ganz schöner Feger sein, so zumindest lassen es der pumpende Bass und die Stadionrock-Powerchords erahnen. Midtempocoolness par excellence! Nicht wirklich gerade gestimmte Gitarren, in schöner Imperfektion, fast wie aus der Feder von Mike Ness schrammelt „Keep Your Sympathy“ weiter zum ersten ruhigen Moment von „Young Poets“, der wunderschönen Ballade „Waterfoot Road“. Nichts, wirklich gar nichts stellt sich über die Tremologitarre und die mitgenommen wirkende Erzählstimme. Erinnern wir uns daran, wo wir herkommen und dass wir irgendwann dahin zurückkehren werden. Von der Stimmung her erinnert der Song übrigens stark an Springsteen’s „Nebraska“ Album. Mit dem schön abgefuckt wirkenden, countryesken „Hope I’m In Heaven“ und seinen dreckigen Streetpunk-Vocals wird wieder etwas Geschwindigkeit aufgenommen und bei dem als Single ausgekoppelten „Nobody Knows It“ sogar noch gesteigert. Zwar fängt es ein bisschen an wie die nervigste Nummer seit es Lagerfeuer und Gitarrenläden gibt („Wonderwall“ urgs!), endet aber glücklicherweise nicht wie diese Hymne besoffener StundentInnen in einem nölendes Desaster, sondern in einem kernsoliden Rocksong der in jedem Belang stellvertretend für das Album genannt werden kann. Dass die Band nicht irgendwo aus dem mittleren Westen stammt, wird spätestens bei „It’s alright Ma“ deutlich, bei dem deren Schottischen Wurzeln recht deutlich hervortreten. Wir könnten jetzt uns gut und gerne im nächsten Pub sitzen und bei einem matschfarbenen, kohlensäurearmen Getränk der obligatorischen Akustikband mit Fiddle zuhören, nur dass das Stück hier mit scheppernden Marching Band Drums und fetten Gitarren ausgeläutet wird. Das wehmütige „Seventeen“ erinnert uns daran, dass alles irgendwo vergänglich ist. Hier wird zum ersten und einzigen Mal etwas geschwächelt, wobei die Kurve spätestens beim Abschlusstrack „Indiana“ doch noch genommen wird und das Album mit einer rührenden Pianoballade schließt. Dabei bleibt offen, wer mit „Indiana“ gemeint ist, aber es ist zu hoffen, dass wir auf der nächsten Platte mehr davon erfahren werden.

Das Vinyl ist im Übrigen sauber und ordentlich verarbeitet, der Klang voll und fett. Die Platte steckt in einer überaus wertigen, festen Papphülle, die neben einem dicken Textblatt auch noch einen Mp3-Voucher enthält.

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Von Veröffentlicht am: 19.06.2017Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018606 WörterLesedauer 3 MinAnsichten: 876Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on 13 Crowes – Young Poets
Von |Veröffentlicht am: 19.06.2017|Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018|606 Wörter|Lesedauer 3 Min|Ansichten: 876|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: |0 Kommentare on 13 Crowes – Young Poets|

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Über den Autor: Steffen Eggert

Ich bin 37, verheiratet, habe zwei Töchter, lebe in Bayern und bin im echten Leben Sozialpädagoge. Meine musikalischen Wurzeln liegen grundsätzlich im Bereich Indie, Punk und im klassischen Heavy Metal, bin aber eigentlich offen für alles, solange es gut gemacht ist...

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