BERICHT: William Fitzsimmons auf Europatour

BERICHT: William Fitzsimmons auf Europatour

William Fitzsimmons auf Europatour mit seiner neuen EP Charleroi: Pittsburgh, Vol. 2


In diesem April ist der amerikanische Singer/Songwriter William Fitzsimmons auf Europatour, um seine neue EP „Charleroi: Pittsburgh, Vol. 2“ vorzustellen. Wir haben seinen Auftritt im Hamburger Gruenspan begleitet.

Das Gruenspan auf der Großen Freiheit ist am Abend des 13. April ausverkauft. Was das für die Besucherzahlen bedeuten mag, ist unklar, doch der Saal mit der opulenten Empore ist groß und randvoll mit Menschen, die sich auf den Amerikaner im Flanellhemd und seine sanften Klänge freuen. Als Supportact hat Fitzsimmons zu dieser Tour den irischen Musiker Ciaran Lavery mitgebracht – ein junges Talent, das ebenfalls nur mit seiner Akustikgitarre auf der Bühne steht und emotionale Lieder mit einer Stimme wie eine männliche Janis Joplin zum Besten gibt.

Lavery

Während seines Auftritts plaudert Lavery ein wenig aus dem Nähkästchen. Dass er sehr dankbar dafür ist, mit William zusammen touren zu dürfen, dass er noch nie zuvor in so großen Lokalitäten aufgetreten ist und dass er sehr gern selbst das Konzert von der Empore aus betrachten würde, leider jedoch Höhenangst hat. Ein wenig selbstironisch trägt er dabei ein Hemd, das von vielen bunten Modellflugzeugen geziert wird.

Nach Laverys Auftritt betreten William Fitzsimmons und seine weibliche Begleitung Abby Gundersen die Bühne. Fitzsimmons nimmt eine seiner Gitarren, ohne sie dabei an den Verstärker anzuschließen, tritt an den vordersten Bühnenrand und beginnt, völlig ohne Mikrophon, seinen Song „After Afterall“ zu singen. Es herrscht absolute Stille im Saal und die Menge starrt gebannt auf die Bühne. Kaum mehr als ein Flüstern ist vom Sänger zu vernehmen – ein einmaliger Moment, der beinahe so schnell wie ein Wimpernschlag vorüber ist.

Abby Gundersen

Das übrige Geschehen des Auftritts ist weniger spektakulär, stattdessen sehr unaufgeregt und ruhig, so wie man die Musik des Sängers kennt. Er wechselt während seiner Setlist, die eine große Auswahl an Stücken aller Alben enthält, zwischen zwei akustischen und einer E-Gitarre hin und her, während seine Begleiterin Abby, die ihrerseits Multiinstrumentalistin im Bereich der Neo-Klassik ist, ihn gesanglich sowie mit Violine und Rhodes Piano begleitet. Zwischen den Songs erzählt Fitzsimmons einige Anekdoten aus seinem Leben und von Tourgeschehnissen, wobei zum Vorschein kommt, dass hinter der sehr melancholischen Gestalt seiner Musik ein wahrer Entertainer steckt, der seine Zuschauerinnen und Zuschauer binnen Sekunden aus einer bedrückten Stimmung in Lachen versetzen kann. So erzählt er zum Beispiel davon, wie schwierig es manchmal ist, heutzutage Stücke aus seinem ersten Album zu spielen, und erklärt dies mit den Worten:

Es ist, als würdest du ein Foto von deinem Penis als Achtjähriger ansehen und dir denken, Wow, irgendwie war das damals schon was Großes!

Hin und wieder muss er sogar selbst den Kopf über seine Sprüche schütteln. Das Publikum jedenfalls ist äußerst hingerissen von diesem Mann, der wie kaum ein zweiter mit den Emotionen spielen kann.

Als William und Abby zu ihrer Zugabe erneut aus dem Backstage-Bereich heraustreten, gehen sie geradewegs an der Bühne vorbei und in den vorderen Reihen wundert man sich, wohin sie jetzt wohl gehen mögen. In der Zwischenzeit wurde ein Mikrophon direkt in der Mitte des Konzertsaals aufgebaut, wovor sich die zwei Musiker nun platzieren und die Besucher sich in einem engen Kreis um diese herum verteilen. Auch dies ist ein Moment, den man nicht häufig auf Konzerten erleben kann – die Musiker so hautnah erleben zu können. Es hätte nur noch dadurch schöner werden können, wenn sich einige Reihen der Zuschauer auf den Boden gesetzt hätten, um den Blick auch auf weiter hinten stehende Personen freizugeben. Nach einer Zugabe zusammen mit Abby, verlässt diese den Posten, woraufhin William in die Runde fragt, welchen Song er denn noch spielen könnte. „I kissed a Girl!“, ruft jemand im Publikum.

Vielleicht lieber einen Song, den ich selbst geschrieben habe?“, erwidert Fitzsimmons. Die Wahl fällt auf „Beautiful Girl“. Nach diesem ist die ca. 1,5-stündige Show vorbei und ein lächelnder Sänger verlässt den Saal zwischen ebenfalls lächelnden und seligen Besuchern hindurch.

Ein sehr gelungenes, sehr ruhiges Konzert, das völlig anders ist als die „üblichen“ Konzerte elektrisch verstärkter Bands, jedoch völlig ohne Einbußen in seinem Unterhaltungswert.


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Von Veröffentlicht am: 19.04.2016Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018730 WörterLesedauer 3,8 MinAnsichten: 877Kategorien: KonzerteSchlagwörter: , , 0 Kommentare on BERICHT: William Fitzsimmons auf Europatour
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Über den Autor: Lara Void

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