BERICHT: The Rival Mob | 13.10.2013, KavKa Antwerpen, Belgien

BERICHT: The Rival Mob | 13.10.2013, KavKa Antwerpen, Belgien

Es ist 12:30 Uhr. Das letzte Konzert ist gerade erst vergangen und schon stehe ich am Duisburg Hauptbahnhof und hole dort zwei Leute ab, die mein Angebot zur Mitfahrgelegenheit wahrnehmen. Sie kommen aus Russland, sind extra für die Show angereist und haben die Nacht vorher bei einem Freund gepennt. Die meisten Leute fragen sich jetzt wahrscheinlich für welches Konzert man den Weg von Russland nach Deutschland auf sich nimmt. The Rival Mob aus Massachusetts sind zum ersten Mal in Europa und spielen heute den einzigen Auftritt auf dem europäischen Festland. Die beiden anderen Auftritte des Wochenendes fanden in London und Sheffield statt. Mit im Gepäck sind Mind Eraser, für die die Auftritte in Europa ebenfalls eine Premiere sind. Das Konzert in Antwerpen ist dementsprechend auch schon seit Wochen ausverkauft.

Zur Fahrt ist nichts weiter zu sagen außer, dass mein Navi mit den holländischen Autobahnen immer noch auf Kriegsfuß steht. In Antwerpen findet sich zum Glück ein Parkplatz in unmittelbarer Nähe des Veranstaltungsortes, dem Jugendzentrum KavKa. Der Laden entpuppt sich als wirklich sehr schöne Location, perfekt für eine Hardcore Show. Um zur Halle zu gelangen muss man zuerst durch einen langen Gang, in dem diverse Distros ihre Platten an den Mann bringen. Der Merch der Bands ist in einem weiteren Raum untergebracht. Beim Betreten dieses Raumes wird deutlich, für wen die Leute heute hier sind. Eine riesige Menschenmenge tümmelt sich vor dem Stand von The Rival Mob. Im Sekundentakt geht der Merch dabei zu günstigen Preisen über den Tisch.

Neben den beiden bereits erwähnten Bands spielen natürlich noch eine Reihe von weiteren Bands im Vorprogramm. Den Anfang machen heute Grim, die allerdings nicht ihren besten Gig abliefern. Irgendwie wirkt der Auftritt heute weniger energisch als es sonst der Fall ist. Zusätzlich ist zu Anfang die Gitarre überhaupt nicht zu hören. Im Publikum ist auch kaum Bewegung vorhanden, von Singalongs ganz zu schweigen. Selbst beim abschließenden Obituary Cover ist kaum Stimmung vorhanden. Fans der Band sei an dieser Stelle trotzdem der 1. November ans Herz gelegt, wenn Grim auf ihrer Record Release Show zusammen mit Breaking Point und Bleak Reality spielen werden.

Die zweite Band Mind Trap verpasse ich leider, da ich mich zu dieser Zeit auf der Suche nach Nahrung in den Straßen von Antwerpen herumtreibe. Die Stadt hat wirklich schöne Ecken und ist für kulturell interessierte sicherlich eine Reise wert.

Zurück im Jugendzentrum steht mit Blindside auch schon die nächste Band in den Startlöchern. Deren oldschooliger Sound im Stile von Bands wie Justice weiß zu überzeugen. Ab dem ersten Moment gibt es Singalongs und der ein oder andere Besucher lässt sich auch zu einem Stage Dive hinreißen. Heute ist darüber hinaus eine besondere Show, da es die letzte mit dem momentanen Drummer und Gitarristen ist. Die beiden widmen sich in nächster Zeit dafür verstärkt ihrer zweiten Band Redemption Denied. Wie es mit Blindside weitergehen wird kann ich an dieser Stelle leider nicht beantworten.

Die letzte Band aus Belgien, die an diesem Tag spielt sind Not Afraid mit ehemaligen Mitgliedern von True Colors. Dementsprechend stark ist auch der Sound beeinflusst. Anders als bei den belgischen Hardcore Heros sind die Reaktionen heute bei Not Afraid sehr verhalten. Hier und dort gibt es mal einen Singalong oder ähnliches, aber wirklich gute Stimmung will nicht aufkommen. Der Sänger freut sich trotzdem, auch angesichts der Anwesenheit seiner kleinen Tochter, und bedankt sich artig beim Publikum.

Mit Mind Eraser wird nun der Teil des Konzertes eingeleitet, auf den wahrscheinlich alle gewartet haben. Damit will ich die vorherigen Bands nicht in ein schlechtes Licht rücken, aber wenn man ehrlich ist, ist es klar, warum heute Leute aus ganz Europa nach Antwerpen gekommen sind. Mind Eraser, die nach zehn Jahren Bandgeschichte zum ersten Mal in Europa sind und sich sichtlich darüber freuen, liefern einen guten Auftritt ab. Die tiefgestimmten Gitarren drücken einem die Breakdowns förmlich ins Gesicht. Der Sänger passt sich mit seiner tiefen Stimme dem Power-Violence Sound gut an und hat über das ganze Set keinen Aussetzer. Die Band muss sich mit ihren Sound Genregrößen wie Nails. Obwohl der Auftritt nicht allzu lange dauert, werden gefühlt 35 Songs gespielt. Das Publikum ist nun auch deutlich aktiver als bei den vorherigen Bands und so sind alle gut aufgewärmt für den letzten Act.

Schon während der Umbaupause wird es eng vor der Bühne. Die Temperatur im Raum hat schon unangenehme Temperaturen erreicht, aber wer hätte Gegenteiliges erwartet. Schon beim Soundcheck punkten The Rival Mob durch ihre getragenen T-Shirts auf ganzer Linie. Während der Gitarrist ein Eraserhead Shirt trägt, schmückt sich der Sänger passend zur Tour mit einem Shirt der Band Europe. Doch genug von den Anziehsachen, Musik muss her. Die Umbaupause zieht sich zum Glück nicht allzu lang und es wird noch voller vor der Bühne. Dann eine kurze Ansage „Belgium, we are The Rival Mob, lets fucking party!“ und der Raum explodiert. Innerhalb einer Hundertstelsekunde macht jeder das, wo nach ihm gerade ist. Deie ganze Bühne ist voll von Stage Divern und der Sänger hat Mühe zum vor der Bühne stehenden Publikum vorzudringen, die ihm jede Zeile des Openers „Boot Party“ entgegen brüllt. Weiter geht’s mit dem Intro des dieses Jahr erscheinenden Albums „Mob Justice“, welches für mich in der Kategorie Album des Jahres ganz weit vorne steht. Wie es bei dieser Energie überhaupt Leute schaffen, sich nicht zu bewegen, ist mir ein Rätsel. Trotz des Instrumentalstückes gibt es Side to Sides, Mosh, Stage Dives und Headwalks in Hülle und Fülle. Es folgen nun mit „Hardcore for Hardcore“ und „Tough Love“ ältere Songs, wobei vor allem Letzterer durch seine wahnsinnig guten Singalongparts überzeugt. Wer gerade singt, ist sowieso unbedeutend. Das Mikro gehört allen. Nach den ersten vier Songs sind meine Klamotten durch diverse Stage Diver, die sich an alles klammern, was sie packen können, auf Größe XXXL gewachsen, aber es könnte mir nicht egaler sein. The Rival Mob ziehen weiter erbarmungslos ihr Set durch, das natürlich von Songs des aktuellen Albums bestimmt wird. Allerdings können sie mit Songs wie „Mob Justice“ und „Self-Esteem“ auch nichts falsch machen. Selbst zwei Songs eines Gastsängers, seines Zeichens Sänger der befreundeten Band Waste Management, tun der Stimmung keinen Abbruch. Der erzwungene Gitarrenwechsel gegen Ende des Sets wird sicher von vielen Zuschauern dankend angenommen, um kurz Luft zu holen, die allerdings kaum noch vorhanden ist. Zum Schluss geben The Rival Mob noch einmal alles und beenden ihr Set mit „Raw Life“. Ein letztes Mal herrscht Ausnahmezustand auf der Bühne und jeder singt den Singalong mit. Menschen liegen übereinander, untereinander, nebeneinander. Hauptsache man kommt das Mikro zu greifen. Dann ist es vorbei. Keine Zugabe. Knapp 30 Minuten hat der Spaß gedauert. Ich kenne (leider) viele Leute, die gute Konzerte anhand der Länge ausmachen. Ich rate alle diesen Leuten die nächste The Rival Mob Tour zu besuchen, falls es je dazu kommen wird. Ich fahre auf jeden Fall mit dem Gefühl nach Hause, heute eine der besten Shows des Jahres besucht zu haben und das nur für 10 Euro Eintritt. Hoffentlich finden sie ein weiteres Mal den Weg nach Europa. Ich werde dort sein.

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Über den Autor: Marc Michael Mays

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