BERICHT: Nonkeen @ Laeiszhalle, Hamburg 05.05.2016
Nils Frahm ist ein Mann der Taten. Vielleicht nicht unbedingt der großen Taten, aber dennoch – es scheint, als ob er rund um die Uhr arbeitet, um in geradezu minimalen Abständen neue Releases an den Tag legen zu können.
Im März 2015 stellte er eine 45-minutige Improvisationssession („Solo“) zum kostenlosen Download zur Verfügung, im darauffolgenden Sommer verfasste er die Titelmusik für das deutsche Kino-Wunder „Victoria“ („Music For The Notion Picture“). Vor gerade mal zwei Monaten reihte sich „Trance Frendz“ mit dem isländischen Komponisten Olafúr Arnalds in die Reihe an.
Und irgendwann dazwischen konnte die doch recht medienwirksame Veröffentlichung von „The Gamble“ gefeiert werden, das Erstlingswerk von Frahms frischem Projekt „Nonkeen“. Ganze acht Jahre schrieb der gebürtige Hamburger eigenen Angaben zufolge zusammen mit seinen Schulfreunden Frederic Gmeiner und Sebastian Singwald an diesem Werk.
Die langjährige Band-Erfahrung merkte man den Männern am heutigen Abend ab der ersten Sekunde an. Die Laeiszhalle diente als Spielstätte für den Tour-Abschluss, stellte gleichzeitig aber auch das größte Heimspiel dar, das die Männer bis dato bestreiten durften.
Da sich die Veranstaltung als Teil des 2. Internationalen Musikfests verstand, wurde eingangs getreu dem diesjährigen Motto „Freiheit“ ein mehrsprachiger Text eines Mädchens aus dem Iran eingespielt. Musikalisch begann es anschließend mit dem italienischen Percussion-Künstler Andrea Belfi, der es allein mithilfe von Loop-Station und Schlagzeug schaffte, das Publikum geradezu in Trance zu versetzen – 25 Minuten purer Lärm, unvergleichliche Energie und spielerische Leichtigkeit im Umgang mit Tempo und Dynamik.
Sonderlich viel Rehabilitationszeit blieb ihm jedoch nicht, so war er nach einer kurzen Umbaupause bereits erneut als Part von Nonkeen auf der Bühne zu finden – allerdings als einzige Person mit dem Rücken zum Publikum positioniert. „Willkommen in unserem Proberaum“, erklärte Gmeiner sogleich. Was in diesem so alles passieren kann, zeigten die folgenden 80 Minuten: Das Quartett lieferte nicht nur Songs von „The Gamble“, sondern präsentierte auch neu geschaffene Kreationen. Für Erstaunen sorgte dabei insbesondere eine erfrischend unerwartete Theatereinlage der Band – Freigetränke und verschenktes Vinyl inklusive.
Ebenso abwechslungsreich wie die Bühnenshow war auch das musikalische Spektrum des Abends. Mal schimmerte feinster Jazz durch, mal verdrückte man sich eher in Richtung Ambient-/Post-Rock. Ohne den bewussten Verzicht auf Drum-Computer hätten Nonkeen sich zudem (wie in den Studio-Versionen diverser Songs) deutlich häufiger dem Electro zuwenden können – man beraubte sich hier mehrmals selbst der Möglichkeit, eine einzigartige Atmosphäre zu schaffen. Dennoch hatten sich die Männer die minutenlangen Standing Ovations, die auf die abschließende Zugabe folgten, redlich verdient.
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